Fendt Farmer 104 S - ein Traktor der Leiden-schafft

  • Hallo liebe Leute,


    im Oktober 2022 habe ich mich in einen 1972er Fendt Farmer 104 S mit knapp 4500h und 30km/h Zulassung (= "Pickerlpflicht" bei uns in Österreich) verliebt.



    Nachdem mein Fendt seine ersten Dienstjahre in Tirol verbrachte und anschließend nach Oberösterreich verkauft wurde, wurde er von meinem Vorbesitzer mit einem kompletten landwirtschaftlichen Hof mitgekauft und war dort mehr oder weniger überflüssig, da der Herr bereits einen moderner ausgestatteten Fuhrpark besitzt.


    Der Vorbesitzer hat den Traktor jedoch nicht verkauft sondern sein Vater nutzte ihn 1-4x im Jahr für kleine Waldarbeiten und hat den Traktor 1x jährlich zur Überprüfung gefahren.


    So lief das angeblich 12 Jahre lang, bis der Vater körperlich nichtmehr konnte (er dürfte jetzt so um die 85-90 Jahre alt sein) und damit wurde der Traktor zum Missfallen des Vaters zum Verkauf angeboten.


    Das ist nun der Teil wo meine Wenigkeit ins Spiel kommt, der den Fendt spontan nach einer erneut enttäuschenden Besichtigung eines Steyr 650 im Internet auf der letzten Seite aller im Umkreis inserierten Traktoren entdeckte.

    Einen spontanen Anruf später fand ich mich sogleich in einer Scheune wieder in der der Fendt sein staubiges Dasein fristete.


    Eine Besichtigung im Dunklen nur mit Taschenlampe ausgestattet sowie eine kurze Probefahrt später wusste ich, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist meine Brieftasche zu leeren um genau diesen Fendt Farmer 104 S zu kaufen.

    Gesagt, getan.


    2 Tage später, am 19.2.2022 kam ich erneut zur Scheune um den Traktor nach einer kurzen technischen Inspektion auf eigener Achse knappe 20km in seine neue Heimat zu überführen.


    Auf dem abendlichen Weg nach Hause- den der Fendt tadellos abspulte- konnten wir uns miteinander vertraut machen und da sind auch die folgenden BIlder entstanden.




    ...ein paar Einblicke in den Kaufzustand:







    Die ersten 3-4 regenfreien Nächte musste er leider noch draußen verbingen...:



    ... dann war es erstmals an der Zeit für seinen neuen Garagenplatz:




    Soviel zum Einstieg.

    Alles Weitere was der Fendt seit 2022 bei mir mitmachen musste bzw. welche Kpfschmerzen er mir bereitete werde ich sukzessive hier chronologisch dokumentieren.


    Viele Grüße, Roland

  • Marktoberdorfer

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  • Das wichtigste Anbauteil welches meiner Ansicht nach Hand in Hand mit dem Traktorkauf gehen musste war eine Kippmulde/Heckkiste/etc..


    Nach recht kurzer Suche entschied ich mich für eine doppelt wirkende Göweil GHU 10/1700 mit Schwenkbordwand und einem Paar Rungen für den Holztransport.

    Die Göweil macht einen so robusten Eindruck, dass sie wohl den Traktor überleben würde, wenn man es drauf anlegen würde und der Preis dafür war fair.




    Manch einem wird vielleicht aufgefallen sein, dass der Traktor bisher nur einen hydraulischen Kipperanschluss und einen weiteren einfachwirkenden hydraulischen Steckplatz im Heck besitzt.

    Das Problem wurde kurzerhand umgangen in dem die Frontladersteuerung (Geräteträgersteuerung?) mit 2 Verbindungen ins Heck für 1x die Abkippfunktion und 1x die Zurückstellfunktion verlegt wurde.

    Die Abkippfunktion hat eine weitere "Drucklosstellung" bei der man dann problemlos die Zurückstellfunktion aktivieren kann.


    Beim Verlegen der neuen Hydraulikleitungen wurde die alte Leitung entfernt und dabei habe ich bemerkt, dass diese die Umlenkhebel des Gaspedals begrenzte und der Traktor somit ca. 1/5 seines Leistungsspektrums beraubt wurde. Im Fahrbetrieb hatte ich das bis dahin noch garnicht bemerkt, da ich das gute Stück nicht unnötig gequält habe.


    Aber nun kommts. Der Fendt wurde obenrum nackig gemacht.


    Die rostige Mauserkabine mit den Plexiglasscheiben, den rostigen Türen und dem Baum-Schaden am Dach oben Links kam ab.

    Einerseits weil eine Reparatur/Restauration der Kabine gut Geld verschlungen hätte, andererseits weil ich den 104 S näher an seinen Ursprungszustand heranführen wollte UND weil er leider mit der Kabine nicht in seine Garage passte.

    Somit wurde der Komplettrückbau der Kabine gestartet und das Ergebnis der ersten Etappe sah dann so aus:




    Direkt im Anschluss folgten die ersten harten Einsätze des Fendts:



    Viele Grüße, Roland

  • Schnell zeigte sich, dass die Hubkraft trotz etwas jaulender Hydraulik - dazu später mehr- zumindest so gut ist, dass ich keine ganze Fuhre Ziegelschutt zum Altstoffhof fahren konnte ohne, dass der Fendt vorne aufsteigt.


    Also mussten ordentliche Frontgewichte her.


    Wieviel Gewicht ich vorne drauf wohl ungefähr brauchen werde habe ich mit einem Onlinetool versucht möglichst gut hin zu schätzen:



    Leider sind gute, ungeschweißte originale Frontgewichte 1:1 mit Gold gleichzusetzen also musste ich eine andere Lösung finden mit der ich einerseits optisch zurechtkomme und welche ohne Wagenheber, etc. durch eine Person handhabbar ist.


    Nach einigen Wochen Recherche fand ich zufälig online 5 gebrauchte Brennschnittplatten à 60kg (habe das jedoch noch immer nicht überprüft...) zu einem akzeptablen Preis.

    Leider wollte mir der Verkäufer seine Halterung nicht mitverkaufen.

    Seis drum. Die hätte eh nicht direkt gepasst, da sie von einem IHC stammte.


    Ich wollte jedenfalls für meinen Fendt eine möglichst unscheinbare Gewichthalterung, welche ohne Modifikationen am Traktor montiert werden kann und welche die Gewichte so hoch als möglich jedoch noch unter Scheinwerferhöhe anhängen kann.


    Aus 10mm und 5mm S355JR Platten habe ich mir dann eine passende Halterung selber unter Zuhilfenahme meines treuen Fronius Hobby 165 zusammengeschweißt.








    Viele Grüße, Roland

  • Nachdem das Frontgewicht- Thema abgeschlossen war, musste der 104er einige Wochen im Exil verbringen, da in seiner Garage der Estrich eingebracht wurde.



    In der Zwischenzeit hatte ich ihm einen neuen schwenkbaren Außenspiegel gebaut und die vorderen Blinker und Positionsleuchten wieder provisorisch angebracht.


    Seine dunklen "Augenringe" wurden ihm auch entfernt.

    Die beiden originalen Scheinwerfer habe ich aufgearbeitet (primär gereinigt) und die schwarze Farbe an den Glasfassungen mit Aceton entfernen können.



    Als der Fendt in sein Heim zurückkehren durfte, wurden einmal komplett alle Betriebsflüssigkeiten und Filter gewechselt.

    Der quasi Teer aus dem Ölbadluftfilter wurde entfernt und auch das Hydraulikölreservoir wurde innen gereinigt und der Filter ausgewaschen. Entlüftungen wurden auch gereinigt und wieder montiert.


    Der Sieb in der Förderpumpe hätte auch gewechselt werden sollen, aber als ich sah wie es darin aussah, wurde kurzerhand die komplette Förderpumpe getauscht, da sie zudem bereits auch an den Dichtstellen schwitzte.


    Anschließend ging es zur jährlichen Überprüfung (das war dann 2023) und der Fendt bekam dabei neue Hinterreifen.

    Davon abgesehen gab es keinerlei Beanstandungen.




    Anschließend ging es endlich zum ersten Einsatz in den Wald.

    Dort musste er sich beim Meterholztransport mit der Göweil Kippmulde im hügeligen Gelände beweisen.

    Trotz Hinterrad-Antrieb ohne zusätzliche Ketten ging das erstaunlich gut.


    Dabei sind noch die folgenden zwei Bilder entstanden.




    Viele Grüße, Roland

  • In seinem ersten Winter bei mir konnte der Fendt gleich auch beim Schneeräumen helfen, wenngleich er nur 1x anpacken musste.




    Den Winter habe ich dann noch nutzen müssen um das absackende Hubwerk zu reparieren.

    Die Dichtungen waren allesamt am Ende ihrer Lebensdauer.

    Hier ein Foto der Hubkolbendichtung.




    Nicht fotografisch festgehalten habe ich noch den Wechsel der Dichtungen an der Hydraulikpumpe sowie den Dichtungstausch an der Handbremswelle.... wodurch der Fendt gleich nochmal eine neue Füllung Getriebeöl spendiert bekam.


    Nach dem Winter beim ersten Einsatz zeigte sich sogleich eine verbesserte Hubkraft und das Absenken sowie das Zischen der Hydraulik waren auch Geschichte.


    Zudem bekam er einen Beifahrersitzbügel verpasst, welcher erstmal noch unlackiert montiert wurde.


    Ein neuer Hella H3 Arbeitsscheinwerfer fand auch auch den Weg auf den Traktor.

    Ich wollte bewusst keine LED Technik um die Optik möglichst Zeitgerecht zu erhalten.



    Als nächstes habe ich dem Traktor zwei Motorsägenhalter aus 12mm Siebdruckplatten für die anstehenden Waldarbeiten gebaut.

    Ein Halter für hinten im Heck und einen weiteren auf bestehenden Löchern (noch von der alten Scheibenwaschanlage) an der Armaturenkonsole.

    Montiert sind die Halter mit Gummipuffer am Traktor, sodass keine Vibrationen und harte Stöße auf die Sägen übertragen werden.




    Anschließend musste ich noch eine Lösung finden um Handy, Geldbörse, Schlüssel, Jausenbrot, etc. gut verstauen zu können und da habe ich einen Rahmen für bestehende Bohrungen am rechten Kotflügel geschweißt, welcher eine kleine Werkzeugkiste halten kann.

    Die Kiste wurde ordentlich gereinigt und dient nun als Stauraum für alltägliches Kleinzeug.





    Viele Grüße, Roland

  • Der nächste Schritt war erstmal das Bauen einer ordentlichen Werkbank für meine Garage/Werkstatt.

    Geschweißt aus 50x50x4mm Formrohren mit einer 80cm tiefen, 3m breiten und 50mm starken Arbeitsplatte versehen und angehängt an die Betonwand mit 3xM12 Schwerlastanker ist sie nun bereit für alle möglichen Schraubereien.




    Im Winter/Frühjahr des Jahres 2024 bekam der Fendt noch einen neuen Kühlergrill verpasst, welchen ich silbern lackierte.

    Leider fehlen mir noch immer die richtigen Verschlussteile und bei den Preisen welche dafür aufgerufen werden, werde ich die wohl auch nichtmehr besorgen...


    Es wurde ein schöner Tag genutzt um einmal möglichst gute Fotos des Traktors im damals aktuellen Zustand zu erstellen:





    Und dann ging es auch bereits in den Holzeinsatz welchen der Fendt wieder tadellos abspulte, nur die langen Einsatztage und die weit entfernte nächste Tankstelle bereiteten mir ein bisschen Kopfzerbrechen.

    Ein wenig später stelle ich jedoch die Abhilfe für diese Sorgen noch vor.


    Leider hatte ich 2024 den Überrollbügel auch noch nicht im Einsatz, dieser kommt erst später. Zum Glück brauchte ich ihn nicht....







    Schöne Grüße, Roland

  • Einen abschließenden Holzeinsatz musste der Fendt im Jahr 2024 noch hinter sich bringen, jedoch nicht ohne endlich den Beifahrersitzbügel und die Fassungen der Heckleuchten im originalen Grün lackiert zu bekommen.



    Ich habe mir einige verschiedene Sprühdosen von verschiedenen Herstellern besorgt um herauszufinden welches Grün am ehesten das schon etwas ausgeblichene Grün meines Fendts trifft.

    Folgender Kandidat wurde ausgewählt. Diese Farbe passte am besten.




    Anschließend an den Holzeinsatz wurde die letzte Etappe des Rückbaues der hinteren Kotflügel in Angriff genommen.

    Dazu habe ich neue originale Hella Blink-/Begrenzungsleuchten und eine 10er Packung Trennscheiben besorgt.

    Mit möglichst viel Gefühl wurden die letzten Reste der Mauser-Kabine herunterfiletiert.

    Danach kam noch Farbe drauf welche ich mit diversen Schleifmitteln an den verblichenen Originallack anglich und die Blinker konnten montiert werden.


    Leider habe ich an dieser Stelle keine Detailfotos des Prozesses.


    Nach dem finalen Rückbau der Kotflügel war es an der Zeit für eine erste Teilnahme an einem Oldtimertreffen.

    Selbstverständlich bin ich dort mit mit "voller Montur" aufgekreuzt. Der Traktor war ausgestattet als wie wenn ich damit in den Wald fahren wollte.

    Einige sehr nette Gespräche ergaben sich und es gab unzählige irre schöne Maschinen zu bestauen, ganz egal ob restauriert oder unrestauriert.




    Einige Wochen nach der Oldtimerausfahrt begann ich dann endlich mit der Lösung des bereits angesprochenen Sprit-Problems.

    Für lange Einsatztage inklusive An- und Abfahrt ist ein Zusatzkanister mit Diesel von Nöten.

    Ich habe deshalb einen Rahmen zusammengeschweißt, welcher einen 20L Blechkanister rechts am Traktor an bereits bestehenden Bohrungen aufnehmen kann.





    Die erste Testfahrt mit dem Kanister voller Wasser in der halbwegs passend grau lackierten Halterung verlief problemlos.




    Im nächsten Abschnitt geht es dann endlich auch um den Überrollbügel.


    Viele Grüße, Roland

  • Hier nun die letzte Etappe der Entwicklung meines Fendt Farmer 104 bis zum heutigen Tag.


    Der Überrollbügel war nach der Halterung für den zusätzlichen Kanister mit Diesel die nächste Baustelle am Traktor welche abgeschlossen wurde.


    Die Ausgangsbasis habe ich von einem Fremdfabrikat günstig im Internet zukaufen können.

    Ich habe dann den bereits klappbaren Bügel nurnoch für den Fendt passend gemacht, einen Griff für den Beifahrer angebracht und ein paar weitere Details angepasst.

    Abschließend wurde er natürlich auch noch passend grün lackiert.




    Kurze Zeit später habe ich noch eine Auftrittstufe angefertigt und weitere notwendige Arbeiten erledigt, wie das Prüfen und Einstellen des Ventilspiels.




    Die Überholung der Vorderachse inklusive neuer Achsbolzenbuchsen und neuer Zusatzfedern (alle weiteren Lager und Buchsen waren noch tadellos in Schuss) habe ich erst vor drei Wochen hinter mich gebracht.




    Zu guter Letzt sind vor wenigen Tagen noch folgende Bilder entstanden die den derzeitigen Stand des Traktors sehr gut wiederspiegeln.

    Ich denke, er kann sich inzwischen wieder gut sehen lassen und ist auch technisch gut (aber noch lange nicht perfekt) in Schuss.


    Man beachte auf den Bildern auch den neu gesattelten Sitz welcher über die Weihnachtszeit zudem auch technisch aufgefrischt wurde und nun inklusive Unterbau in neuem alten Glanz erstrahlt.






    Kommende Arbeiten habe ich soweit grundsätzlich keine geplant, es ist jedoch absehbar, dass die Einspritzpumpe komplett neue Dichtungen benötigt und auch die Motordichtingen werden wohl sehr bald fällig werden. Generell sind alle Dichtstellen des Traktors in teils kritischem Zustand....


    Mein Wunsch ist keine Vollrestauration sondern ein Traktor dem man sein alter durchaus ansehen darf, der auch heute noch zeitweise eingesetzt wird, sich aber optisch möglichst gut und original präsentiert und technisch bestmöglich besammen ist.


    Selbstverständlich halte ich euch bei diesen Themen und weiteren Änderungen auf dem Laufenden und wenn der Traktor getrennt werden sollte benötige ich bestimmt auch euer geballtes Fachwissen.


    Viele Grüße und bis bald, Roland

  • Bei den Frontgewichten tendiere ich dazu sie grau zu lackieren.


    Vorhin konnte ich es nicht lassen und habe noch ein Hella KL7000 R Drehlicht mit Steckverbindung besorgt.... auf den Überrollbügel habe ich ja bereits Anschraubpunkte aufgeschweißt.

    Ich denke das KL700 passt optisch auch halbwegs in die 70er Jahre.

  • Das Drehlicht hat mir einfach keine Ruhe gelassen....


    Heute auf die Schnelle eineHalterung aus 5mm Stahlblech gebastelt, einmal probegesteckt und für super befunden und abschließend für heute dieses Ende der Verkabelung erledigt.






    Irgendwie würde ich das Drehlicht gerne mitsamt der Warnblinkanlage schalten.

    Ist das betreffend die elektrische Leistung möglich oder mach ich mir da was kaputt?


    Viele Grüße, Roland

  • Gesetzlich finde ich folgendes:


    Hier einmal ein Link in dessen letzter Textpassage geschrieben steht, dass die Rundumleuchte unabhängig schaltbar sein muss. Soviel dazu...


    Von und um Eintragung habe ich nichts gefunden.


    § 15a KDV 1967 (Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung 1967) - JUSLINE Österreich
    § 15a KDV 1967 - Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung 1967 - Gesetz, Kommentar und Diskussionsbeiträge - JUSLINE Österreich
    www.jusline.at


    Dann habe ich das noch gefunden:


    (3) Gelbes Blinklicht warnt vor Gefahren. Es kann ortsfest oder von Fahrzeugen aus verwendet werden. Die Verwendung von Fahrzeugen aus ist nur zulässig, um vor Arbeits- oder Unfallstellen, vor ungewöhnlich langsam fahrenden Fahrzeugen oder vor Fahrzeugen mit ungewöhnlicher Breite oder Länge oder mit ungewöhnlich breiter oder langer Ladung zu warnen.