Fendt Farmer 2 Restauration Fragen

  • Grüß Gott beinander,

    ich hab vor mir im Herbst einen Fendt Farmer 2 zu kaufen und zu restaurieren. Zum einen benötige ich ihn zum Mähen unserer Wiesen u.Ä., zum anderen bin ich auf der Suche nach einem neuen Projekt. Nun muss man allerdings wissen, dass ich eher aus der 2-Radszene komme (z.B. Zündapp, Victoria) und mich im Bereich Bulldogs recht spärlich auskenne. Nun stellen sich mir folgende Fragen:

    1. Welche Erneuerungen werden wahrscheinlich nötig sein? (z.B. Schläuche, Leitungen, Elektrik, Reifen?), bzw. wie viel Zeit beansprucht eine Restauration. Als Schüler hab ich ja zum Glück noch viel :)

    2. Ich habe auch vor ihn zu lackieren. In welcher Reihenfolge ist es sinnvoll das zu erledigen? Erst den Motor und Rest restauriern und dann wieder alles auseinanderreißen um zu lackieren? Oder erst lackieren und quasi gleichzeitig beim zusammenbauen das nötige neumachen?

    3. Wie lackiert man einen Motorblock/Getriebe. Am Motorblock hängen viele Anbauteile mit dran. Sollten diese alle abmontiert werden und einzeln lackiert werden, oder wird das meiste einfach dranngelassen und dann im gesammten geschliffen, grundiert und lackiert?

    4. Zum anderen habe ich ein wenig Angst vorm Motor und Getriebe. Ich kann sicherlich viel richten und restauriern, aber ob ich für ein Motor/Getriebeschaden geignet bin, wage ich in Frage zu stellen.

    Nun versteht sich von selber, dass ich nur einen Funktionstüchtigen Fendt kaufen will, damit solche Probleme nicht auftreten, wäre es aber nicht trotzdem sinnvoll den Motor zu überholen um Probleme vorzubeugen? Oder wäre es sinnvoller den Motor der BayWa zu überlassen und die sollen den dann für mich überholen?

    Ich bedanke mich jetzt schon recht herzlich für all die geduldigen Beantworter meiner Fragen.

    Gruß Martin

  • Hey Martin,

    Also ich würde sagen, dass das immer auf den Zustand des Schleppers drauf ankommt, ob Leitungen, Elektrik oder Reifen neu müssen. Da solltest du beim Kauf entscheiden, worauf du achtest. Elektrik zum Beispiel ist ein einziger Stromlaufplan und kein Problem.

    Zum Lackieren würd ich sagen, dass was du auseinander hast, kannst du schon lackieren. Und alter Lack ist die beste Grundierung. Zum Getriebe und Kupplung kann ich sagen, dass es machbar ist. Recht simpele Technik von früher. Mit BA und Ersatzteilliste machbar. Hatte bei mir beides auseinander. Am Motor war ich nicht dran.

    Grüße

  • Guten Morgen Martin,


    erst einmal möchte ich dir die Angst vor Reparaturen nehmen. Viele hier - mich eingeschlossen - haben klein angefangen und haben sich dann mehr und mehr Fachwissen angeeignet.

    Wenn eine Grundüberholung anstrebst, würde ich wie folgt vorgehen:


    1. eine Motorüberholung würde ich nicht bei der BayWa machen lassen. Der Grund dafür liegt schlicht und einfach in den Kosten. Die BayWa ist inzwischen kaum mehr zu bezahlen und vor allem wirds bei größeren Reparaturen schwierig mit der Ersatzteilversorgung. Bring den Motor am besten zu einem Motorinstandsetzer.

    Vermutlich kommst du aus Bayern, da du die BayWa erwähnst. Ich kann dir Michaelis Motoren in Straubing empfehlen. Die sind wirklich gut und hauen dich nicht übers Ohr.


    2. Am Getriebe sollte normalerweise nichts sein, sonst hast du ohnehin ein größeres Problem. Zahnräder bekommt man neu praktisch nicht mehr. Da musst du auf gut Glück zum Schlachter und hoffen, dass er eines hat, das du brauchst. Das Getriebe abdichten bekommt man mit ein bischen technischen Verstand selbst hin. Diese Arbeiten sind nicht so anspruchsvoll, aber sehr viel Schraubarbeit.


    3. Wenn du den Traktor lackieren willst, dann bring ihn erst technische auf Vordermann und lackiere ihn dann.

    Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du ihn 2x lackieren darfst.

    Der Aufwand für eine Komplettlackierung ist schon recht groß, wenn man es vernünftig machen will. Du musst alle störenden Teile abbauen, damit nur noch Motor und Getriebe dasteht. Dann gehört er nochmals, wenn nicht vorher geschehen gründlich gewaschen, damit das Öl und der Dreck der vergangenen 60 Jahre komplett entfernt wird. Dann alle Flächen aufrauhen mit Schleifvlis und grundieren und lackieren. Ich persönlich bevorzuge Lacke von Mipa. In Regensburg im Gewerbepark ist ein Werksverkauf bei dem du alles bekommst, was du dafür brauchst. Ich würde mir nur die Grundierung und den 2K- Decklack grau und grün besorgen. Gleich zu der Frage: "Was ist das für eine RAL- Nummer". Vergiss es Fendt- Farben haben keine RAL- Nummern sondern sind angemische Farbtöne. Mipa hat die aber alle da oder kann sie mischen.

    Alles was Kleinzeug anbelangt: Schmirgelpapier, Schleifpads aber auch Lackierpistolen würde ich mir aus dem Netz besorgen. Mipa ist in den Belangen recht teuer. Zu Lackierpistolen: Wenn du einen Profi- Lackierer frägst wirst du die Antwort SATA bekommen. Was besserers (und teueres) gibts nicht. Ich kaufe mir die billigen grünen Lackierpistolen vom Lidl im Shop, meist gleich 3 oder 4 Stück. Die sind ein china- Nachbau von Sata und das Lackierergebnis ist gut. So brauche ich auch nicht immer die Lackierpistolen reinigen, wenn ich zwischen Grundierung und Lack wechseln will. In einer ist Grund, in den anderen die verschiedenen Decklacke. Nach Gebrauch mache ich sie sauber, ist klar. Aber wenn sie mal nicht ganz so sauber werden und irgendwann nicht mehr gut zu gebrauchen sind: weg damit und neue her - fertig.

    Wenn du noch nie Lackiert hast, lass dir unbedingt von einem Lackierer die grundlegenden Dinge beibringen. Das wichtigste beim Lackieren ist Geduld. Die meisten Neulinge machen den Fehler zu früh mit der nächsten Schicht zu beginnen. Wenn der Lack noch nicht soweit ist, dass du die 2. Schicht auftragen kannst, bekommst du Rotznasen und kannst die nach dem Trocknen wieder rausschleifen.


    Nach dem Grund warten bis er fast trocken ist. Dann wird mit Decklack leicht eingenebelt. Der Grund muss noch gut sichtbar sein. Man beginnt immer an den Stellen die am schlechtesten zu erreichen sind und arbeitet sich zu den gut erreichbaren Stellen vor. Dann warten bis der Lack anzieht und (fast) trocken ist, dann kommt die 2. Schicht. Man spritzt nahezu deckend, wenn ein paar Stellen dabei sind, die noch nicht ganz decken ist das nicht so schlimm. Nun länger warten, bis der Lack fast ausgetrocknet ist. Im 3. Schritt wird ausgenebelt und deckend gespritzt. Wenn du den 1. und 2. Gang so erledigt hast, kannst du bei gleichmäßigem Lackauftrag normalerweise eine Rotznasen mehr produzieren, da der frisch aufgetragene Lack sich mit den bereits angehärteten Lack wieder schnell verbindet.

    Das sind die Basics, die du wissen musst.


    4. Elektrik. Das wichtigste ist besorg dir die Schaltpläne vom Farmer 2. Die findest du bei Theopold Parts. Wenn die Elektrik noch i. O. ist. Lass es. Mal einen Draht nachziehen ist einfacher als die gesamte Elektrik neu zu machen. Anderseits, wenn du die gesamte Elektrik neu machen willst, mach die Arbeit vor dem Lackieren. Die Elektrik neu zu machen ist eine Menge Arbeit.


    5. Nun das allerwichtigste: Wie du aus meinen ausführlichen Beschreibungen entnehmen kannst, ist das alles kein Spaß, wenn du einen Traktor von grundauf überholen möchtest. Wenn dir nur das Wochenende bleibt, hängst du mindestens 1 bis 2 Jahre dran, bis der Traktor komplett zerlegt und wieder zusammengebaut und neu lackiert ist. Wenn du einen Farmer 2 willst, schau nicht unbedingt auf den letzten Preis, sondern kauf dir einen Traktor der noch gut beisammen ist und keine Ewigkeitsbaustelle wird. Es muss grundsätzlich alles funktionieren und einen Baas- Frontlader würde ich an deiner Stelle auch nicht verachten, auch wenn du ihn momentan nicht brauchst. Irgendwann brauchst du ihn bestimmt und dann bist du froh, wenn du einen hast.


    Nun kannst du dir selbst ein Bild davon machen, was du wann erledigen willst.


    UNd noch ein Tipp: Stell dich vernünftig unter der Rubrik Vorstellungen vor. Du wirst an der einen oder anderen Stelle auf die Hilfe des Forums angewiesen sein. Es macht sich gut, wenn die anderen Foristen dich kennen (gelernt haben).

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


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    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • Mittlerweile ist viel Zeit ins Land gegangen und ich habe immer noch keinen Fendt gekauft. Dies liegt schlicht und ergreifend an der Diskussion zwischen mir und meinem Vater. Er vertritt die These, wir sollten uns lieber einen neueren Bulldog anschaffen, da die alten zu oft draufgehen. Er würde eher in die Richtung Solis Kleintraktor neigen. Das möchte ich als Oldtimerliebhaber aber eigentlich auf keinen Fall! Nun ist es aber so, dass bei meinem Onkel innerhalb von 2 Monaten Kupplung und Teile des Getriebes verreckt sind, was mich natürlich abgeschreckt hat. Nun ist mein einziges Bedenken, einen alten Fendt zu kaufen, ob ich das finanziell stemmen kann. (Mit 16 Jahren aufm Gymmi fließt das Geld nicht unbedingt.) Darum würde ich gern wissen, was ich in meiner Situation tun soll. Kaufen kann ich ihn, das meiste bestimmt reparieren und herrichten, ich habe schließlich auch Schrauberfahrung, aber ich befürchte, dass der Bulldog mit ein bisschen Pech mein finanzieller Ruin sein könnte. Außerdem wanke ich noch zwischen den Modellen. Sollte es lieber ein neuerer Farmer sein wie der 102 oder ein alter? Die älteren wären halt im Schnitt billiger, aber dafür problemanfällig. Wie gesagt, bin ich ratlos, und freue mich auf eure Ratschläge. Gruß Martin

  • Hallo Martin,

    bei der Entscheidung kommt es Gans auf das Anwendungsgebiet an.

    Für eine einfache Wiese zu mähen reit natürlich ein kleintraktor. Davon habe ich selbst auch einen um zwischen den obstbäumen her zu kommen.

    Wenn du aber auch spaß daran haben möchtest und zu treffen fahren dann hol dir einen Oldtimer, wenn es bei dir steil auf dem grundstück ist solltest du zwecks Kippgefahr von nem kleintraktor weg.

    Willst du damit auf dem Acker oder im Wald gut ziehen können hol dir einen Allrad Schlepper.

    Zu den Kosten mein Farmer 2 ist seid einem Jahr in der Komplettreperatur.

    Ich habe den Motor, Kupplung, Getriebe und Vorderachse komplett revidiert.

    Momentan bin ich an den Steckachsen drann.

    Das ist alles mit machbar, du brauchst allerdings einiges an Spezialwerkzeug.

    Wenn ich die Steckachsen fertig hab baue ich ihn zusammen und werde ihn dann eine Saison auf dem Feld arbeiten lassen um zu sehen ob alle neuen Abdichtungen zu prüfen. Danach kommen alle Anbauteile wieder ab, er bekommt eine weitere Grundreinigung und dann lakiere ich ihn neu.

    Wenn du ihn tip-top haben möchtest kostet es dich ca 3000€.

    Du kannst beim Kauf aber auch schon einiges überprufen.

    Motor:

    Kontrolle des Motoröl ob späne drin sind oder es sauber ist. In Warmem Zustand sollte er nicht Qualmen. An der Kurbelwellenentlüftung sollte es nicht rausqualmen bzw. Viel Luft rausdrücken. Kühlwasser Kontrolle auf Sauberkeit und füllstand.

    Kupplung:

    Motor starten im kleinsten Gang bei getretener bremste Kupplung langsam kommen lassen.

    Wenn er aus geht packt sie noch gut.

    Bei ausgeschalteter Zapfwellenkupplung solltest du diese Mit einem Holzklotz stoppen können.

    Reifen:

    Solange sie nicht porös oder blank sind sagt kein Tüv was und sie halten.

    Ich habe bei mir diese einmal neu gemacht und gleichzeitig die Felgen lackiert. Die Reifen werde ich (33) nicht mehr kaputt fahren.

    Königszapfen: (vorderachsaufnahme)

    Ist meistens ausgeschlagen vor allem wenn du einen Frontlader hast.

    Kann man aber in einer dreherei aus Spindeln lassen und Buchsen einsetzen.


    Der Rest ist fast unkaputbar bei den alten teilen.


    Gruß Thomas

  • Wie kommst du darauf, dass die älteren Traktoren problemanfälliger sind? Das kann man so nicht sagen. Es hängt in erster Linie davon ab, wie mit der Maschine umgegangen wurde. Du kannst ein altes Dieselross erwischen, das in einer kleinen Landwirtschaft nie schwer arbeiten musste und hast keine Probleme, da die Baueren ihre Traktoren gepflegt haben, besser als ihr Auto.

    Oder du kannst einen neueren Traktor kaufen, der geschunden wurde und hast nur Probleme. Es gibt keine Garantie (auch nicht für einen nagelneuen), dass keine Reparaturen anfallen. Ein Traktor ist eine Arbeitsmaschine, die regelmäßige Wartung braucht.

    Entscheidend ist, wie der Zustand des Traktors beim Kauf ist und auch vor allem, ob der Verkäufer ehrlich ist.


    Meine Meinung ist ganz klar, dass die Fendt Traktoren mit Bj. zwischen 75 und 90 sehr zuverlässige Maschinen sind. Natürlich hängt es sehr stark vom Zustand ab. Deshalb Augen auf beim Kauf.

    In meiner Verwandschaft laufen nur Fendt- Traktoren. Da ist sind zwei Farmer 308 dabei mit 14.000 Bh. Das einzige was mal gemacht wurde sind neue Hauptbremszylinder, sonst nichts.
    Mit den Maschinen wurde aber immer pfleglich umgegangen und regelmäßig gewartet.

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


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    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • Hallo Martin.

    Bin selbst zur Zeit an der Restaurierung meines Fendt Farmer 2d.

    Ich kann Dir nur raten beim Kauf darauf zu achten was Du Dir zulegst.

    Nimm einen Mechaniker mit zum begutachten.

    Zur Restauration kann ich nur sagen das Du viel Zeit im Internet verbringen wirst da viel angeboten wird.

    Wenn Du den Motor überholen willst gibt es schon einige Sachen zu beachten.

    Ich bin zur Zeit selber damit zu gange.

    Ich würde da nur Teile von Kolbenschmidt oder Mahle verbauen.

    Habe meine Buchsen gestern gezogen und dann den Reperatursatz von Kolbenschmit eingebaut.

    Falls du dich zum Kauf entscheiden solltest wird man Dir hier im Forum bestimmt helfen.

    Ich bin selbst Kfz Mechaniker und kann Dir nur den Rat geben nicht einfach so drauflos zu schrauben.

    Mann soll sich immer fragen wie weit man gehen will oder kann.

    Es gibt da so einen tollen Spruch.

    Never change the running system.

    Heißt immer gut überlegen ob es wirklich nötig ist. Und deshalb immer gut informieren.


    Gruß Stefan

  • Hi,


    ich will auch nochmal den Kauf eines älteren Traktors befürworten.


    Wenn was defekt ist, sind die alten leichter zu reparieren. Alles ist groß und massiv ausgeführt.

    Wie die Vorredner shcon sagten, achte beim KAuf auf ne gute Substanz. Nhem jemanden mit, der Ahnung von Traktoren hat. Es gibt Checklisten für den Traktorkauf zu finden. Google mal danach.

    Da sind eine Reihe von prozeduren und Tests vermerkt, die du während des Anschauens und der Probefahrt ausprobierne solltest. Ein Test ist zb der schon beschriebene Kupplungs Test.

    Lass dich dabei nicht aus der Ruhe vom Verkäufer bringen. Ich habe auch schon einige Traktoren nicht gekauft, weil sie gravierende Mängel hatten. Die Verkäufer wussten das meist gar nicht. ( Ich hab aber damals auch einen gekauft, da wusste ich von dem allem nix- das ist mein Farmer 2 und ich bastel nun schon über 6 Jahre dran herum, weil ständig was anderes defekt ist)


    Grüße


    Ando