Ich will meinn altes Deutschland zurück so wie ich es als Kind erlebt hab.
So geht's mir auch. Ich bin Bj. 72 und habe noch eine Zeit erlebt in der die Welt in Ordnung war. Kriesen gabs zwar auch, aber so richtig realisiert habe ich diese nicht. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit als ganz kleines Kind erinnern, wo die Ölkriese mit voller Wucht zugeschlagen hat, mit autofreien Sonntagen.
Trotzdem haben die Leute Ölheizungen in ihre Häuser gebaut und niemand hat ihnen vorgeschrieben, was sie zu tun hatten.
In der Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, lebe ich heute noch. Meine Freunde von damals wohnen teils noch hier. Man kennt und schätzt sich. Wir hatten nur ein Auto, das mein Vater brauchte um in die Arbeit zu kommen. Fernsehen 3 Programme und Samstagabend Wetten dass...? mit Frank Elstner oder Thomas Gottschalk. Filme ohne Werbung.
Die Politik war geprägt von den "Linken" und den "Rechten", die mit den heutigen Parteien nicht mehr vergleichbar sind. Links waren die SPD, rechts war die CDU/CSU. Politiker mit klarer Kante wie Schmidt, Strauss, Brandt. Klar hatten die alle im Verborgenen ihre Fäden gezogen und ihre Spielchen gespielt, aber man wußte woran man war und die Probleme wurden klar und deutlich angesprochen.
Ich kann mich noch deutlich an die Rede von Strauß in Wackerdorf erinnern, wo die Linksradikalen und Teilen der SPD gegen die WAA aufgelehnt haben. Das waren die 68er, aus denen die Grünen als Partei entstand.
Der Atomstrom war noch "sauber" und man war entweder dafür oder dagegen - Schluss. Die Natur war noch in Ordnung, auf den Wiesen blühten die Blumen. Aber heiße Sommer mit 33 und 34 Grad gabs auch schon. Die Winter waren kalt, bis teils -20 bis -25 Grad im Januar. Aber auch damals gabs verregnete Sommer und schmuddelige Winter mit Regen. Nichtsdestotrotz, das Klima ändert sich, an so lange Trockenperioden kann ich mich nicht erinnern, wie wir sie jetzt erleben. Es war in den Sommern heiß, aber am Abend oder früh Morgens gab es Gewitter und Regen.
Die Landwirtschaft war noch eher kleinbäuerlich geprägt und jeder Bauer war froh, wenn er irgendwo eine kleine Fläche pachten konnte. Die Flurbereinigung kam erst Mitte bis Ende der 80er. Im Nachhinein denke ich über die Flurbereinigung anders, als damals. Die Zusammenlegung der Flächen ging defintiv auf Kosten der Artenvielfalt. Aber die Politik hatte ein klares Ziel: nie wieder Hunger in Europa und Deutschland muss sich selbst versorgen können. Die Landwirtschaft wurde intensiviert und produktiver. Von den Bauern in meiner Gegend haben mindestens 85 bis 90% aufgegeben und haben sich eine andere Arbeit gesucht.
Meine Onkel und Tanten hatten alle Landwirtschaft. Ich bin als Kind auf deren Höfen aufgewachsen. Es war ganz normal, dass es nur max. 2x pro Woche Fleisch auf den Teller gab. Es war zu teuer und jeder Hausbesitzer mit Garten hatte seinen eigenen Gemüsegarten. Mein Vater hat wirklich alles selbst angebaut: Salat, Bohnen, Kartoffel, Gurken, Erdbeeren, Feldsalat. Das Essen war einfach, aber viel besser als heute. Es gab noch handgemachte Knödel, aus Kartoffel, die meine Mutter mit der Hand gerieben hatte. Das war eine sehr mühevolle und harte Arbeit. Dennoch haben meine Eltern mit Fleiß und Ausdauer zwei Häuser gebaut und es zu kleinen Wohlstand gebracht, von dem auch ich noch profitiere. Es wurde zusammengehalten. Am Wochenende ging es zu meinen Onkeln oder meiner Tante (ihr Mann wurde vom Mähwerk des Mähdreschers erdrückt) und wir Kinder hatten alle in der Landwirtschaft mitzuarbeiten. Das war ganz normal. Mit 10 hat mich meine Tante auf den Farmer 2 gesetzt, den Gang eingelegt und gesagt:
"Fahr mal, damit du es lernst." Von wegen gefährlich, oder dass meine Eltern etwas gesagt hatten. Das war normal. Wir haben in Scheunen gespielt und sind auf Brettern balanciert in 4 Meter Höhe. Nix ist passiert, weil wir Kinder die Gefahr abschätzen konnten oder auch nicht. Und wenn was passiert ist, haben wir das Maul gehalten und haben uns nicht gegenseitig verpetzt, weil sonst gabs neben den Schaden auch noch Ärger (Ohrfeigen vom Papa) zu Hause obendrauf: Man verpetzt sich nicht gegenseitig! Macht eure Probleme untereinander aus. So sind Freundschaften - die bis heute halten entstanden.
Die Probleme möchte ich nicht wegdiskutieren: Waldsterben mit sauren Regen (die Kraftstoffe hatten alle noch Schwefel enthalten), 1986 Tschernobyl, wo keiner überhaupt wußte was Radioaktivität ist. Der Kalte Krieg war zwar existent - mir als Kind war das damals noch nicht so bewußt. Flüchtlinge kamen eher aus Pakistan oder dem Iran. Da wollte jeder wirklich arbeiten, weil in ihren Ländern ihnen der Tod drohte. Das waren wirklich politisch verfolgte, keine Wirtschaftsflüchtlinge.
Wer nicht arbeitete hatte nichts ganz einfach. Wohlfahrtsstaat gab es nicht. War auch nicht nötig, denn Arbeit war vorhanden und wer zu was kommen wollte hat arbeiten müssen. Mein Vater - er war Steuerberater beim Bauernverband - fuhr um halb fünf / fünf in die Arbeit und kam gegen 5 Uhr abens mit 4 Aktentaschen an Steuererklärungen nach Hause und hat gearbeitet bis 10 Uhr abends. Er hat sich nie beschwert und nur gesagt. Die Arbeit muss gemacht werden - schluss. Heute unvorstellbar. Ich hab mit 6 Jahren den Rasen gemäht, weil mein Papa in der Arbeit war. Sicherheitseinrichtungen am Rasenmäher gabs nicht und meine Finger sind noch dran, weil man wußte wann man ins Messer greift, sind die Finger weg. Heute muss alles wegen Volksverblödung doppelt und dreifach abgesichert werden, weil die Leute verlernt haben für ihr Handeln Verantwortung zu übernehmen. Unsere Kreissäge war eine vor dem 2. Weltkrieg zusammengezimmerte Säge mit Schiebetisch und Flachriemen. Ich hab mit 12 Holz gesägt und mein Vater hat nur gesagt: Pass auf, dass du die Finger nicht ins Sägeblatt bekommst sonst sind sie weg. Man hat gelernt, dass bestimmte Arbeiten einfach gefährlich sind und hat die Gefahr respektiert. Klar ist ein Mindestmaß an Sicherheit gut, aber brauchen wir wirklich den ganzen Sch...ß im Auto? Man wiegt sich in falscher Sicherheit.
Die Welt früher war rauer, härter, aber das hat geprägt und einen Menschen mit Charakter geformt. Leistung zählte noch etwas. Proteste gabs damals auch, aber der Staat hatte noch Rechte und Befugnisse, die heute undenkbar wären.
Junge Menschen haben sich nicht auf der Straße festgeklebt, sondern haben sich einen Job gesucht. Jeder wollte ein eigenes Auto und das kostete Geld. Heute zahlts ja der Papa und ich gehe demonstrieren und danach in Urlaub auf Bali. An Heuchelei ist das nicht mehr zu überbieten.
Vielleicht müssen wir uns wieder ist es nicht so schlecht, dass wir ein bischen an Wohlstand verlieren um uns darauf zu besinnen, worauf es wirklich im Leben ankommt. Wir leben in einem Überangebot von allem. Beginnend von Lebensmittel, die Möglichkeit den Beruf zu wählen, Geld/ Wohlstand, --- Urlaub mit Familie gab es bei uns nicht. Wenn mein Vater Urlaub hatte, ging es ab in den Wald und dann wurde gearbeitet. Das war eben so! Ich hätte mir auch gewünscht, dass mein Vater mehr Zeit mit mir verbringt, aber jetzt kann ich ihn verstehen und ich bin froh, dass ich das arbeiten und ein paar Lebensweisheiten von ihm lernen konnte auch wenn nicht alles gut war.
Vielleicht ist etwas weniger doch mehr und die Leute hatten mehr Orientierung - zum Einen wurden die großen Dinge von der Politik angesprochen. Zum Anderen waren die Menschen auf sich selbst gestellt und man half sich gegenseitig.
Das verbinde ich mit der guten alten Zeit, die es so heute nicht mehr gibt. Leider nur Neid und Mißgunst, Vorteilsdenken.
Jetzt reichts, ich will frühstücken
