Erfahrungen eines Anfängers mit dem Fendt Fix 2

  • Teil 1: Der Kauf

    2020 konnte ich den Fendt Fix 2 besichtigen. Er war keine Schönheit: Die Türen des Verdecks waren mit altem gelben Regenmantel geflickt, die rechte Seite des Motors wegen Löchers im Krümmer sehr verrußt, die Unterseite von vorne bis hinten leicht feucht und sehr verdreckt, sehr viele unsauber verlegte Kabel und die Front durch einen Frontkraftheber und die daran installierte Box verbaut. Die Probefahrt aber war nicht schlecht: die Bremsen funktionieren sehr gut, das Getriebe ließ sich gut schalten - nur der Übergang zwischen den beiden Gruppen ist etwas schwierig zu finden. Einziges Manko das ich damals erkennen konnte war, dass er schlecht angesprungen ist, selbst im warmen Zustand. Aber das wird schon keine große Sache werden, vielleicht nur ein bisschen zu wenig Kraftstoff wegen Verschleiß in der Einspritzpumpe. Man konnte sich auf einen Preis einigen und so war ich Besitzer eines Fendt Fix 2 Baujahr 1960...

  • Teil 2: Die ersten Erfahrungen mit der Technik

    In den ersten Monaten nach dem Kauf habe ich mich den gut sichtbaren Schwachstellen gewidmet: Entweder bei der Überführungsfahrt oder kurz vorher ist wohl der Lichtmaschinenregler kaputt gegangen. Von einem Ersatzteilspender konnte ich noch einen übernehmen. Von einem anderen Spender gab es eine neue Steckdose, so dass mein Sohn seine Rundumleuchte anschließen konnte. Dem Motor habe ich einen Ölwechsel gegönnt, die Kaltstarteinrichtung gangbar gemacht und einen neuen Krümmer besorgt, um die Ursache für das Verrußen am Motor abzustellen. Zwischen den Kühlrippen der Zylinder habe ich so gut es ging den Dreck rausgeholt. Haupaufgabe war aber die Elektrik: ich habe überflüssige Kabel entfernt, einen Betriebsstundenzähler verbaut und die Anzeige für den Blinker wieder in Gang gesetzt. Hier gab es einige Verwirrung, weil die Schaltpläne nicht immer den aktuellen Zustand abbilden: Ich denke, dass 1960 noch kein Warnblinker Pflicht war und der nachgerüstet wurde. In Summe sah das Cockpit nach ein bisschen putzen gleich viel freundlicher aus.

    Für das Startproblem hatte ich inzwischen eine Lösung, die es ein wenig besser machte: Ich habe das Prinzip des Anlassens von Hand übernommen. Erst von Hand Kraftstoff vorpumpen. Dann zum Starten den Hebel an der Einspritzpumpe nach unten drücken. So braucht der Anlasser die Pumpe nicht mitbewegen und kommt auf ein klein wenig mehr Drehzahl. Dann den Hebel loslassen. Gut angesprungen ist er so immer noch nicht - aber besser als ohne diese Lösung.

  • Teil 3: Der Motor

    5 Jahre nach dem Kauf hatte ich endlich Zeit und Lust, mich um den schlecht anspringenden Motor zu kümmern. Zuerst wollte ich mal die Kompression messen. Von dem Set, das mir zur Verfügung stand, hat aber kein Adapter so richtig gepasst. Es war ein großer Adapter dabei, der aber im Vergleich zum Düsenhalter ein Stück zu klein war. Ein Freund hat mir dann als 3D-Druck noch einen Aufsatz erzeugt, so dass ich Adapter + Aufsatz mit dem Düsenhalter festklemmen konnte. Bei diesen Arbeiten musste ich auch feststellen, dass auf der Einlassseite kein Ventilspiel mehr vorhanden war. Das habe ich dann schnell nachgestellt. Ergebnis der Kompressionsmessung: etwa 24-25bar auf beiden Zylindern. Laut Recherche kein toller Wert, aber auch nicht komplett im Eimer. Also wollte ich mehr sehen und habe versucht, den Motor weiter zu zerlegen. Und nachdem die Zylinder unten waren kam mir bei beiden Zylindern der obere Kolbenring in 2 Teilen entgegen. Also denkt sich der Anfänger: Super, Fehler gefunden, neue Kolbenringe rein und Problem gelöst.

    Erstes Problem war aber schon, dass ich den Zylinderkopf nicht vom Zylinder getrennt bekommen habe. Also bin ich mit den Teilen zu meinem freundlichen Landmaschinenmechaniker gefahren. Der hat dieses kleine Problem mit fachgerechten kräftigen Hammerschlägen schnell gelöst. Nachdem jetzt der Blick von unten auf den Zylinderkopf möglich war wurde mir erklärt, dass es mit neuen Kolbenringen nicht getan sein wird: die Ventilsitze waren komplett verschlissen und sowohl Kolben als auch Zylinder konnten nicht verbergen, dass sie schon einiges leisten mussten. Also wurde ich mit den Teilen zum Motoreninstandsetzer geschickt. Der hat dann auch noch kleine Risse in den Köpfen diagnostiziert. Also wurden die Köpfe überholt. Kolben, Zylinder und Pleuellagerschalen gab es neu. Inzwischen ist alles wieder zusammengebaut und am Wochenende gab es die ersten Zündungen, heute die erste Ausfahrt. Der Motor springt wieder toll an! Es war eine nicht ganz günstige Erfahrung, aber die Arbeiten haben sehr viel Spaß gemacht und der Erfolg ist der größte Lohn.

    Für mich ist es immer noch ein Rätsel, dass ein Dieselmotor in einem so schlechten Zustand noch recht gut läuft, wenn er denn mal angesprungen ist. Deshalb meine Frage an die Experten: Hätte ich das beim Kauf feststellen können (außer am schlechten Startverhalten)? Aus dem Vorher/Nachher-Vergleich ist ein Indiz die Kurbelgehäuseentlüftung, aus der er vorher ordentlich abgeblasen hat...