Einspritzdüsen D226

  • Hallo,


    mein guter alter 304er gibt seit geraumer Zeit zunehmend blaue Rauchzeichen und bekämpft seine Umgebung mit Tränengas. Das sollte anders werden.

    Da er praktisch keinen Ölverbrauch hat und nur minimal aus der Kurbelgehäuseentlüftung bläst, fiel der erste Verdacht auf die Einspritzdüsen als naheliegendste, einfachste und auch billigste Reparatur.

    Der Ausbau der Düsenstöcke war unspektakulär und sehende Arbeit. Die Druckleitungen mit den oberen Haltern und die Leckölleitung wurden gelöst bzw. entfernt. Nach kurzer Überzeugungsarbeit mit dem Zughammer an den Leckölschrauben hatte ich die Düsenstöcke in der Hand. Die Hitzeschutzscheiben kamen natürlich nicht mit. Die bewährte Methode , sie mit einem Dreikantschaber vom Kopf zu lösen ging auch nicht. Also noch einmal nachsehen:


    Kein Wunder, es waren keine drin! Laut Ersatzteilkatalog gehören aber welche dazwischen.


    Trotzdem aber weiter im Ablauf. Die Düsenlöcher und -sitze wurden mit einem improvisierten Reinigungswerkzeug aus einem Stück Holz mit angetrackerter Stahlwolle gereinigt. Sandpapier hätte böse Verunreinigungen in den Brennraum bringen können.


    Die Düsenlöcher sind hinterher schön sauber.


    Wenn man die passenden Hilfsmittel hat, ist das Entfernen von äußerem groben Schmutz und Rost ganz einfach.


    Grob gesäubert wurden sie erstmal hiermit abgedrückt:


    Diagnose wie erwartet: Die Düsen haben es hinter sich, mit vermutlich allen 12500h dürfen sie das auch. Öffnungsdruck um 160bar, kein Schnarren, schlechtes Spritzbild und nachtropfen. Mehr kann nicht daneben sein. Jetzt kam der spannende Moment: Lassen sich die Düsenstöcke gutwillig öffnen? Es ging problemlos.


    Für die Innen- und Feinreinigung ist ein Ultraschallbad eine feine Sache.


    Kleiner Vergleich: nachher<-->vorher


    Es sollte also genügen, nur die Düseneinsätze zu erneuern und den Öffnungsdruck einzustellen. Bestellt wurden originale Bosch-Einsätze und ein paar 0,1mm Einstellscheiben. 0,1mm ergeben erfahrungsgemäß eine Druckerhöhung von etwa 10-15bar.

    Keine 24h später lagen die Teile auf dem Tisch (per DHL geliefert, versandkostenfrei).


    Kurz danach sind die Düsenstöcke wieder montiert. Beim Abdrücken zeigte sich, das die vorsorglich eingebauten Einstellscheiben wieder herausmussten, da der Öffnungsdruck jetzt bei knapp 200bar lag. Mit nur noch den Originalscheiben lag der Druck bei perfekten 180-185 bar. Die oberen O-Ringe waren mir schon zu hart, dafür kamen ein paar gute gebrauchte zum Einsatz. Diese haben keine funktionelle Bedeutung und sollen nur das Eindringen von Schmutz und Wasser in den Raum zwischen dem Kopf und den Düsenstöcken verhindern. Dem Wiedereinbau stand nichts mehr im Weg.


    Da jetzt Hitzeschutzscheiben eingebaut werden sollten, wurde noch gemessen, wie weit der Düsenhals in den Brennraum ragt. Ohne Scheiben waren es 7mm, jetzt noch 5mm, also alles im grünen Bereich. Die Düsen sollten ja nicht in die Kopfbohrung spritzen, weil sie ja jetzt 2mm höher kommen.


    Der Abschlusstest zeigte: Alles einwandfrei dicht.


    Der Motor qualmt nicht mehr, stinkt nicht und läuft einwandfrei rund. Das Etappenziel wurde erreicht.

  • Die Abdrückpumpe habe ich mal für 40€ bei den Kleinanzeigen erstanden. Vorher hatte ich eine geliehen, die für unter 100€ bei den üblichen im Internet verkauft wurde. Die ersten alten Düsen, die ich damit abgedrückt habe, hatten einen höheren Öffnungsdruck als Neue. Da kam schon eine Portion Verwunderung auf, bis ich auf dem Manometer die Angabe +-10% gesehen habe. Bei meinen jetzigen Düsen hätte die Anzeige zwischen gut 160 bis knapp 200bar sein können. Außerdem bewegte sich der Zeiger auffallend ruckelig. Fazit: Unbrauchbar. Diese alten Geräte werden häufig verkauft, weil sie bei Pumpe-Düse und Commonrail nicht zu gebrauchen sind.

    Zum Vergleich: Unser Bosch -Dienst hat pro Düse für Reinigen und Abdrücken immer 20-25€ genommen.


    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas

  • Hallo,

    die Teile sind von hier: DMT.

    Apropos Teile, ich würde jedem, der etwas ähnliches vor hat, empfehlen erst nachzusehen was im jeweiligen Fall verbaut ist. Wenn ich zum Beispiel in verschiedenen seriösen Shops suche, finde ich für den Fendt 304LS mit D226-3.2 Motor verschiedene Düseneinsätze. Der Vergleich der technischen Daten hilft nicht unbedingt weiter, die stimmen überein. Hintergrund ist, das die Einspritzdüsen auch schon in unseren Oldies mehr Hi-Tech sind als man manchmal ahnt.

    Im genannten Motor sitzen die Düsen schräg und außermittig. Um den Kraftstoff trotzdem gleichmäßig im Brennraum zu verteilen sind deshalb die Düsenlöcher in unterschiedlicher Höhe sowie verschiedenen Winkeln angeordnet. Auch die Durchmesser der Düsenöffnungen sind unterschiedlich.

    Erwischt man jetzt die Falsche, droht ein Motorschaden wenn ein Kraftstoffstrahl den Kolben trifft. Diese Unterschiede sind mit dem bloßen Auge nicht oder kaum zu sehen.

    Ein Bekannter hatte ebenfalls mit einem MWM Motor ein Loch im Kolben, nachdem er eine durchgescheuerte Einspritzleitung erneuert hat. Was war passiert? Weil es erstmal schnell gehen sollte hat er eine andere von der Länge passende Leitung genommen und wollte nicht mehr biegen als nötig. Deshalb hat er den Düsenhalter fast 90° gedreht um die Leitung heran zu bekommen. Das der Motor etwas rumpelig lief, schob er auf Luft in der Einspritzung. Nach kurzer Zeit lief ein Zylinder gar nicht mehr mit. Durch die verdrehte Montage des Düsenhalters hat ein Kraftstoffstrahl ein schönes Loch in den Kolben gebrannt.


    Der Verschleiß an meinen Düseneinsätzen ist übrigens gut zu sehen und zu fühlen. Geht man mit dem Fingernagel über die Düsenspitze, merkt man Riefen. Kein Wunder wenn die Düsennadel normalerweise bei jeder zweiten Motorumdrehung einmal zu knallt. Man könnte ja mal rechnen wie oft das schon war bei mittlerer Drehzahl und etwa 12500 Betriebsstunden.


    Es ist erstaunlich, wie gut er damit noch gelaufen ist.


    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas