Restaurationsbericht Fendt Farmer 4s

  • Hallo, nachdem ich bereits meinen Farmer 2 komplett restauriert habe und auch einen Fix 2, habe ich mich nun dazu entschlossen dem Forum etwas zurück zu geben und die Restauration meines Fendt Farmer 4s hier nach und nach hochzuladen. Ich lese immer sehr gerne mit, wenn eine Restauration komplett gezeigt wird und habe auch selbst immer gute Hilfestellung erhalten hier im Forum.

    Zu meiner Schande, ich habe bereits mit der Restauration angefangen und werde diese bis zum Tag der Überschneidung nachberichten.:thumbup:


    Zum Traktor:


    Fendt Farmer 4s

    BJ. : 1971

    Ausstattung: Frontlader, original Druckluftanlage, Hydrospindellenkung


    Folgende Mängel hat er bereits beim Kauf, abgesehen vom dem zum Teil ramponierten Blechkleid, welches aber keine Durchrostungen hat und sehr gut wieder aufgearbeitet werden kann:


    - Fahrkupplung hinüber

    - Bremse zum Teil fest

    - Verteilergetriebe undicht

    - Schaltgetriebe undicht

    - Zapfwellenkupplung verölt aber funktioniert

    - Hydraulik undicht

    - Rücklaufleitung Einspritzdüsen undicht

    - Kühlwasserschläuche Zylinderkopf undicht

    - Ölwanne undicht

    - Einspritzpumpe undicht

    - Zapfwelle undicht

    - Kurbelwellensimmerring vorne undicht


    Hingegen der vielen Mängel, der Motor läuft super und auf dem Traktormeter stehen knapp 8000 Stunden, vielleicht auch 18.000. Ich tendiere eher zu 8000, denn er springt immer direkt auf Schlag an und läuft wirklich tadellos !


    Klingt erst mal viel, ich entschied mich trotzdem ihn zu kaufen.


    Vielleicht noch vorab, manchmal arbeite ich vielleicht nicht mit den handelsüblichen Methoden oder Werkzeugen :D



  • Also wenn ich so ein Elend an Traktor sehe frage ich mich immer, wie man so eine Maschine so verkommen lassen kann. ;(;(;(


    Gut, dass er bei dir in guten Händen ist und wieder zu neuem Leben erblüht.


    :thumbup::thumbup:


    Ich bin gespannt auf deine Berichte. Viel Erfolg bei deinem Vorhaben.

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


    _________________________________________________________


    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • Nach besorgen der nötigen Unterlagen wie z.B. Ersatzteilliste und Werkstatthandbuch, bin ich als erstes dem Thema feste Bremse auf den Grund gegangen. Wie sich rausstellte, war bei der einen Seite der Betätigungshebel fest und die Bremse außer Betrieb. Die andere Seite bremste mäßig.

    Vor der Demontage der Achstrichter, habe ich mir einen Werkstattkran besorgt, da ja noch mehr schwere Bauteile demontiert werden sollten. Nachdem ich dann die Achstrichter abnahm, stellte sich herraus, dass die Federn die die Bremsbacken verbindet, auf der einen Seite komplett gefehlt haben und auf der anderen Seite nur eine vorhanden war. Dies wurde behoben und der Hebel zur Betätigung mit ordendlich Temperatur gangbar gemacht. Bremsbacken waren völlig in Ordnung, waren laut Aussage mal erneuert worden und wahrscheinlich falsch zusammen gebaut. Die Trommeln sowie die Handbremse waren auch sogut wie ohne Verschleiß.


    Der Hydraulikblock wurde abgenommen um auch die Dichtungen vom Getriebe zum Achstrichter hin abzudichten. Ein Blick in das Getriebe zeigte, dass das Getriebe optisch im guten Zustand ist.


  • Weiter geht es mit der Abdichtung im Bereich des Verteilergetriebes. Dazu sollte dieses raus, und zerlegt werden. Die Fahrkupplung wird in diesem Zuge ebenfalls erneuert. Automat und Träger haben beide glatte Flächen sowie keine Beschädigungen. Die Mitnehmerscheibe war komplett am Ende und wurde ersetzt.



    Die Turbokupplung wurde demontiert und gereinigt. Kurbelwellensimmerung hinten war trocken und

    zeigte dass dieser bereits erneuert wurde. Sämtliche Ölspuren im Bereich der Turbokupplung kamen von der mehr als extrem undichten Lenkung. Diese wurde samt allen Elementen demontiert.



    Getriebeseitig zeigte sich wo die größte Undichtigkeit her kam. Der Deckel der oberen Welle war undicht und das Lager welches auf der Feder der Zapfwellenkupplung sitzt zeigte einen defekten O-Ring. Das Gehäuse wurde gereinigt und der Deckel mit einem neuen WeDi wieder mit Dichtmasse eingesetzt. Das Ausrücklager wurde in einem mitgewechselt.


  • Auf dem 1. Bild ist der Deckel demontiert. In diesem steckt ein Wellendichtring, wenn ich dass noch richtig im Kopf habe. Das sind auf jedenfall meist Artikel für ein paar Euro, die du eigentlich überall im Internet findest oder dein Lama in der Umgebung bestellen kann. Den O- Ring auf dem Lager gibt es auch eigentlich überall zu kaufen


    Ausrücklager findest du auch im Internet. Habe glaub ich um die 50€ bezahlt. Wenn du ihn sowieso trennen musst, schau dir mal die Fahrkupplung an. Bei mir hat es gereicht, nur die Scheibe für knapp 100€ zu tauschen da der Rest in sehr sehr gutem Zustand war.


    Wenn du ihn auseinandergefahren hast, würde ich mal schauen ob auch oder vielleicht auch nur die Undichtigkeit auf Seite des Verteilergetriebes besteht. Dort befindet sich der WeDi der Kupplung, der Welle der Zapfwellenkupplung von außen( großer WeDi mit Drall, recht teuer ) und in der Welle werden am besten 2 Wedis eingesetzt weil ein dicker sehr sehr teuer ist. Außerdem sitzt noch ein Wellendichtring vorne bei der Feder der Zapfwelle und dichtet gegen das Lager ab.


    Hoffe das beantwortet deine Fragen und ich hab das jetzt aus dem Kopf einigermaßen richtig und vollständig beschrieben. Würde dir bei der Aktion rund ums Verteilergetriebe auf jedenfall raten das Werkstatthandbuch und die ETL zu besorgen, da dass ganze nicht so ganz ohne ist. Die Feder der Zapfwellenkupplung kann zu bösen Verletzungen führen wenn man dort einfach Seegerringe löst und manche Schrauben sind eingeklebt und benötigen Wärmebehandlung sowie Spezialwerkzeug.


    Gut wäre es ebenfalls dir genau anzuschauen welches Bauteil und welche Welle welche ist und welche Dichtringe du brauchst. Ist manchmal ein bisschen kompliziert und bedarf ein wenig vorarbeit.

  • Vielen Dank für die ganzen Infos! Bücher habe ich mir alle schon organisiert, dann hoffe ich mal, dass nicht die teuren WeDis undicht sind :)

  • Frohes neues Jahr allen und weiter gehts mit dem Bericht!


    Als nächstes standen die Arbeiten am Verteilergetriebe an. Dazu wurde dieses ausgebaut und erst mal alle Teile wie die völlig verölte Lenkung demontiert. Kleiner Spoiler, die undichte Lenkung war auch verantwortlich für die Verölung auf Seite der Turbokupplung. Der WeDi der Welle vom Verteilergetriebe in die TK war tatsächlich bereits ein neuer und ganz klar dicht.


    Nach dem Ausbau der Lenkung wurde die Kupplung demontiert und die Trägerplatte mit Hilfe von Hitze ausgebaut. Die Mutter ist eingeklebt. Die Platte konnte ich tatsächlich nur mit Hilfe der beiden Gewinde durch Abdrücken von der Verzahnung bekommen.



    Dort zeigte sich auch gleich die 1. Undichte, welche beseitigt werden sollte. Da die Zapfwellenkupplung ebenfalls sehr verölt war, musste diese raus. Dazu sollte ein Werkzeug gebaut werden um die Feder auf der Seite des Mähwerkantriebes zu spannen und den Sicherrungsring zu lösen. Achtung, das kann sehr gefährlich sein und mein " Federspanner" sollte nicht unbedingt zum nachmachen anregen. Man sollte sich auf jedenfall bei dieser Arbeit das Werkstatthandbuch nehmen und die Schritte dort befolgen. Nach Entlasten und Lösen der Feder kann man diese nach vorne rausziehen und auf der Seite den Deckel des Mähwerkantriebes demontieren.



    Um die Lamellen der Zapfwellenkupplung zu entnehmen, wurde die Schaltklaue mit Hilfe von Hitze demontiert um den Träger mit Lager entnehmen zu können. Die waren wirklich bombenfest. Nun war die Gehäuseseite demontiert und unten rechts auf der Trägerwelle sitzt ein großer WeDi mit Drall, welche getauscht wurde. Weiterhin wurden der WeDi in der Welle durch 2 Aufeinanderfolgende getauscht und auch der WeDi des Lagers der Welle der Feder und der O-Ring getauscht. Die Lamellen wurden alle nachgemessen und waren nach einer gründlichen Reinigung für meine Zwecke noch mehr als zu gebrauchen. Zum Zusammenbau wurden alle Deckel des Getriebes geöffnet, die Zahnräder wieder auf der Welle eingefädelt und die Deckel neu abgedichtet. Lager waren in einwandfreiem Zustand, da auch kurrioser Weise bei diesem Bauteil immer das Öl bei Verlust direkt aufgefüllt wurde :thumbup:

  • Natürlich wurde auch noch der Hydraulikfilter gereinigt, da ich keinen Neuen gefunden habe. Das hat mich dann doch leicht erschrocken.


    Nachdem soweit alle Arbeiten ums Verteilergetriebe erledigt waren, habe ich es auf die Seite gelegt und ungefähr 300ml mehr eingefüllt, als vorgegeben, was ja von den meisten als sinnvoll angesehen wird.


    Daraufhin habe ich die Kupplung wieder montiert und das Verteilergetriebe wieder eingesetzt, sowie die Turbokupplung. Hier fehlte der große O-Ring außen herum. Sie war trotzdem dicht, habe ihn zur Sicherhaut verbaut, da ich weis dass die Kupplung schon mal raus war und ich der Meinung bin, dieser wurde vergessen. Danach ist der Fendt wieder zusammengeschoben worden.

    Es war ganz schön schwierig, das Verteilergetriebe am Hinterteil mit dem Lager der Zapfwellenkupplung wieder einzufädeln ohne den O-Ring zu zerstören. Einen Zentrierdorn für die Kupplungsscheibe habe ich mir übrigens aus einem Bolzen, welchen ich noch hatte und in die Verzahnung genau passte, selbst gebaut.


  • Sicher daß es da nix gibt?

    Die Filtersuche bei Mann spuckt mir einen H932/2t und einen H61 als passende Filter aus.

    Vergleich doch Mal die Maße, evtl. passt einer.

    Hallo, das hatte ich auch gesehen. Irgentwie unterscheiden sich meiner Meinung nach die Filter bereits optisch und auch von dem Prinzip wie diese befestigt werden. Lasse mich da aber gerne korrigieren wenn man den anderen auch einbauen kann und würde diesen dann natürlich beim nächsten Wechsel gleich verbauen. Muss aber dazu sagen, dass ich den alten Filter schon extrem sauber bekommen :thumbup:

  • Optische Unterschiede sind unproblematisch. Da hat sich in den letzten 50 Jahren doch einiges getan.

    Die Maße sollten aber schon passen.


    Das Problem bei Filter ist halt, das die nicht nur verschmutzen sondern das die halt auch verschleißen, durchbrechen und verspröden. Permanent nur auswaschen funktioniert da leider nicht.

  • Optische Unterschiede sind unproblematisch. Da hat sich in den letzten 50 Jahren doch einiges getan.

    Die Maße sollten aber schon passen.


    Das Problem bei Filter ist halt, das die nicht nur verschmutzen sondern das die halt auch verschleißen, durchbrechen und verspröden. Permanent nur auswaschen funktioniert da leider nicht.

    ja soweit ich das im Kopf habe, wurde der gereinigt, weil die Befestigung mit der Feder am Ende und der Kugel bei denen die es noch gibt, nicht vorhanden war. Die Substanz war noch brauchbar und zum Glück nichts spröde oder so. Aber danke für den Tipp, werde da mal nachhören oder vielleicht hat den ja hier schon jemand so getauscht. :thumbup:

  • Weiter gings am Farmer!


    Als nächstes habe ich die Lenkung abgedichtet. Leider sind hier die Bilder weg und ich kann nichts dokumentieren. Sehr schade ;(


    Bevor ich ihn nun ganz zum abschleifen zerlegen wollte, musste natürlich eine Probefahrt gemacht werden, um mal zu schauen dass soweit alles dicht ist. Hier ein paar Bilder auf denen man auch den Farmer 2 und den Fix 2 vor der Einwinterung sieht. Habe mir zwischenzeitlich noch Felgen 16.9 30 zugelegt.


    Leider war das Steuergerät immernoch undicht und ich musste ein wenig Lehrgeld bezahlen. Mir ist durch falsche Montage der Steuerschieber gebrochen und ich musste mir einen neues Regelsteuergerät besorgen. Wiederholt hatte ich die Heckhydraulik demontiert und gerade noch die Hubwelle abgedichtet. Diese habe ich ausgebaut und das Hubwerk neu eingestellt. Dabei kam der Kolben auch raus und nun ja ich war echt froh. Ein Wunder dass das Hubwerk noch funktionierte :thumbup:

    Nach dem doch recht komplizierten Einstellen mit anderem Steuergerät funktioniert nun technisch am Schlepper eigentlich alles, ein paar Baustellen werden wohl noch aufkommen beim Zerlegen. Fazit bis jetzt, deutlich komplizierter als bei den beiden anderen Schleppern. Als nächstes soll es weiter gehen mit der Demontage und dem Schleifen.

  • Im nächsten Teil des Berichtes muss ich auch mal etwas Doofheit zeigen. Mir ist eine Steckschlüsselnuss in die Öffnung zur Kupplung gefallen bis ganz nach unten. Ich habe 2 Stunden und einen Magneten gebracht um ihn dort wieder rauszufischen :thumbup:


    Nach der Probefahrt habe ich mich dann noch dazu entschlossen, das Öl der Einspritzpumpe zu prüfen und siehe da, leer und es tropfte kräfig nach dem Auffüllen. Die Undichtigkeit war am Reglergehäuse selbst und am Gashebel. Zuerst wollte ich mich dort nicht ran wagen, aber nach dem ich mir die Abdichtung in einem mehr als sehr sehr guten Youtubevideo angeschaut habe, habe ich den Deckel korrekt demontiert und alles abgedichtet. Sollte man nur machen, nachdem man das mal gesehen hat und sich das auch sicher zutraut meiner Meinung nach.


    Als nächstes war der Schlepper bereit zur Demontage. Er wurde aufgebockt, die Vorderachse ausgebaut und in einem Zug die Wasserpumpe getauscht und der Kurbelwellensimmerring vorne. Hier waren auf der Riemenscheibe Riefen und ich habe mich für die Lösung mit einem Speedi-Sleeve entschieden.


  • Nun beginnt die eher mühselige Arbeit, die sich aber doch meist am Ende lohnt und ich immer ganz froh bin, wenn ich gründlich war. Mit Hilfe der Flex, einem Nadelentroster und den verschiedensten Bürsten für den Schrauber hab ich den Lack entfernt. Rund eine Woche Arbeit jeden Tag.



    Im Anschluss hab ich alles gründlich mit Nitro Verdünnung entfettet und sauber abgeklebt. Danach habe ich in 2 dünnen Schichten Kunstharzgrundierung von Erbedol aufgetragen und nach Antrocknung direkt Nass in Nass mit Fendt Diamant-grau deckend lackiert. Manche sagen lieber trockenen lassen und schleifen und dann Decklack, aber ich bin bis jetzt damit gut gefahren und bei allen Traktoren hält der Lack einwandfrei. Einzig und alleine die Trocknung dauert etwas länger aber ich hab ja Zeit :thumbup:




    Beim Rumpf und bei den groben Einzelteilen, verzichte ich meist auf Lackierzelt oder ähnliches. Bei den Blechteilen wird natürlich darauf geachtet, ohne Staubeinschlüsse zu lackieren. :P

  • Echt gut gemacht Daumen hoch

    Kannst du den YouTube link mal einstellen von dem Einspritzpumpen Video

    Liebe Grüße aus Nordhessen

    Hier auf dem Channel findet man einiges Interessantes zur Einspritzpumpe: https://www.youtube.com/c/SchrauberChannel/featured


    Zur Demontage des Gehäuses findet man ausreichend, wenn man nach Abdichtung Bosch Reiheneinspritzpumpe sucht.


    Keine Ahnung ob man Links hier so einstellen darf, falls nicht, bitte korrigieren :thumbup:

  • Nachdem ich mit dem Rumpf zufrieden war, ging es los mit den "Kleinteilen". Lenkung, diverse Leitungen und auch andere Anbauteile wurden gesäubert, grundiert, lackiert und angebaut.


    fendt-oldtimer.de/wcf/index.php?attachment/68045/


    Die Hubarme haben neue Augen angeschweißt bekommen und waren wieder in top Zustand. Danach sollte die Vorderachse komplett gemacht werden. Ich habe alle Puffer und Büchsen neu bestellt. Schade war hier nur, dass alle Büchsen nachgedreht werden mussten, da keine gepasst hat. Stand dabei, hab ich leider überlesen. Die Demontage der Achsschenkel war garnicht so einfach, da man die Feder zusammendrücken muss um den Sicherheitsring entfernen zu können. Das habe ich mit 2 kleinen Spanngurten sehr gut gelöst bekommen.



    Gesamtpreis mit allen Ersatzteilen also Buchsen, Gummis, Dichtungen Lager, Kleinkram ungefähr 400€. Manche interessiert das ja, wieviel man für die Überholung der Vorderachse ausgibt.