Fendt F24L Restauration

  • Hallo,


    Es ist ja schon eine Weile her dass ich mich hier vorgestellt habe. Mittlerweile bin ich dabei das Dieselross zu restaurieren und wollte die Arbeiten hier mal nach und nach vorstellen.

    Hier erstmal bei der Überführung. Nach der Reinigung mit dem Dampfstrahler hat sich die Farbe von der einfach übergepinselten Motorhaube bis auf die Grundierung gelöst. So geht es dann aus dem Wendland in die Zülpicher Börde.


    Hier ist das Ross in der Neuen Heimat angekommen.

    Der Motor läuft, aber Raucht extrem aus der Kurbelgehäuseentlüftung. In der Garage war der ganze Schlepper in eine Rauchwolke gehüllt.

    Die Einspritzpumpe bringt auch nicht mehr besonders viel Druck, man muss den Vorpumphebel sehr schnell drücken, damit überhaupt etwas eingespritzt wird.

    Das nächste Mal geht es dann mit der Bestandsaufnahme beim Motor weiter.


    Gruß Jens

  • Hi,

    sehr interessant, viel Spaß und natürlich Erfolg bei der Restaurierung.


    Gruß


    Andreas

    1.) Ein Fendt ist zwar nicht alles, aber ohne Fendt ist alles nichts!
    2.) Ein Leben ohne Fendt ist möglich - aber sinnlos...
    3.) Nur wer einen Fendt besitzt, weiß, was allen anderen fehlt

  • So, weiter gehts:


    erst einmal Platz schaffen. Die Motorhaube ist einfach ausgehängt, Werkzeugkasten ab dann kommt man gut an die Köpfe. Es ist eine Konsole für die Hydraulikpumpe montiert, aber keine Hydraulik vorhanden.

    Die Zylinderköpfe sind schon runter, die Ventilräume sind noch erstaunlich sauber, da habe ich leider kein Foto von.

    Erster Lichtblick, keine Risse.


    Die Zylinder sind blank, und haben eine ordentliche Anlaufkante, kein Wunder dass es dann aus der Kurbelgehäuseentlüftung raucht.


    Also weiter, Die Zylinder sind schnell gezogen.


    Wie beim Anblick der Zylinder zu erwarten sind auch die Kolbenringe fertig, aber immerhin nicht gebrochen. Weniger schön ist das nun bereits fühlbare Spiel der Pleullager. Der Motor muss also komplett auseinander. Da der Rumpf so komplett stabiler steht, werden die Anbauteile am Heck noch abgebaut. Da ist teilweise etwas Gewalt nötig, der Rost hat ganz schön zugeschlagen.


    So so sieht das ganze dann am Ende des Tages aus.


    Gruß

    Jens

  • Hallo,


    Weiter geht es beim zerlegen:

    Zum Ausdrücken von Kolbenbolzen habe ich mir mal eine Vorrichtung gebaut. Mit längeren Lochbändern kann man die auch zum eindrücken verwenden.


    Das Ergebnis : Irgendwie sieht das linke Pleul aus als wäre es total krumm, aber das ist wohl eine optische Täuschung.


    Am Lagerflansch der Vorgelegewelle sind 2 Schrauben abgebrochen:


    Die Getriebedeckel sind einfach abgeschraubt. Insgesamt sehen die Zahnräder noch gut aus, aber dazu später mehr.


    Die Eingangswelle mit dem Zahnrad zum Antrieb der Zapfwelle, wenigstens ist noch reichlich Öl drin..

    .. nicht!

    Insgesamt war immerhin noch fast ein halber Liter Getriebeöl drin. da das ross die letzten 30 Jahr in der Scheune gestanden hat ist wenigstens kein Wasser drin. Rost ist jedenfalls nirgends zu sehen.


    Gruß


    Jens

  • Moin,


    Meister ist aber arg übertrieben.^^

    Weiter gehts mit dem zerlegen des Motors:


    Die Kurbel- und Nockenwelle sehen gar nict schlecht aus. Bei dem deutlichen Spiel der Pleullager hatte ich bei den Hubzapfen schlimmeres erwartet. Eine erste grobe Messung mit dem Messschieber zeigt dass die Welle noch im Orginalmaß ist, Unrundheiten sind mit dieser groben Messung auch nicht festustellen.



    Um die Welle ausbauen zu können, müssen Motor und Getriebe getrennt werden. Da das Schwungrad sehr weit nach hinten herausragt, habe ich den Block mit einem Spanngurt an der Palette festgezurrt und das ganze mit dem Hubwagen abgezogen.


    Die Kupplung hat nicht gleichmäßig getragen, die Druckplatte und die Aufnahme am Schwungrad sind rostig.

    Das erklärt auch das heulende Geräusch beim einkuppeln.


    Der Ausbau des Schwungrades ist eine ziemlich gewichtige Sache, Bilder habe ich dabei nicht gemacht. Die Befestigungsmutter Schlüsselweite 65mm ließ sich tatsächlich mit dem Akkuschlagschrauber lösen, da hatte ich vorher ziemliche bedenken. Das Schwungrad wird durch einen kräftigen Prellschlag vom Konus gelöst, einen passenden Messingdorn habe ich im Vorfeld besorgt. Da mir eine Dritte Hand gefehlt hat, habe ich den Dorn mit einem quer über das Schwungrad geschraubten Flachstahl vor die Kurbelwelle gespannt. Wichtig ist dabei, die Mutter nicht ganz abzuschrauben, da das Schwungrad sonst herunterspringen kann und einem auf die Füße fällt oder andern Schaden anrichten kann.

    Vor dem Ausbau des hinteren Lagerschildes muss noch das Zahnrad der Ölpumpe gelöst werden, da es über die Öffnung im Kurbelgehäuse herausragt. Anschließend kann das hintere Lagerschild gelöst werden und mit Schrauben in den dafür gedachten Gewinden abgedrückt werden. Danach kann die Kurbelwelle herausgezogen werden. (Die vordere Riemenscheibe und die Gegengewichte habe ich ganz zu Anfang schon entfernt)


    Die Kurbelwelle im Bereich des hinteren Hauptlagers: Verschleiß, aber keine Beschädigungen. Nachdem das Schwungrad ab war, war schon deutliches Spiel zu spüren.


    Vorne sieht es ähnlich aus, da spare ich mir jetzt das Bild. Die Kurbelwelle lässt sich auf jeden Fall aufarbeiten.


    Gruß

    Jens

  • Nachdem die Kurbelwelle draußen ist , hier einmal die Prüfung der Lagerung:


    Das hintere Lagerschild: Die Bronzeschicht ist im unteren Bereich komplett durch, und deutliche Riefen zu sehen.


    An der Ölpumpe und im Gehäuse im Lagerschild kann man keinen Verschleiß und kein Spiel feststellen, die Teile können so weiterverwendet werden.


    Anders sieht es bei den Pleullagerschalen aus. Wie bei den Hauptlagern ist die Bronzeschicht ganz oder teilweise durch.

    Was mich wundert, daß Lager ohne Bund eingebaut sind. Ich hätte gedacht daß die erst im AKD112 verbaut wurden. Weiß hier jemand mehr?


    Und zum Abschluss noch das vordere Lagerschild: Der gleiche Verschleiß wie an den anderen Lagern.



    Der ganze Krempel geht jetzt erst mal zum Motoreninstandsetzer. Da wird die Welle exakt vermessen und dann entschieden was gemacht werden muss. In der Zwischenzeit geht es am Hinterteil weiter, da gibt es auch noch einige Baustellen.


    Schönen Sonnag noch


    Jens

  • Hallo zusammen,


    letzte Woche war ich ich in Sachen Dieselross unterwegs, daher geht es jetzt erst weiter.

    Das fehlende Getriebeöl hat nach erster Prüfung den Zahnrädern nicht geschadet, aber an einigen Lagern ist bereits im eingebauten Zustand Spiel festzustellen. Die Eingangswelle macht den Anfang, die ist im Lagerflansch fixiert und lässt sich nach vorne als Ganzes ausbauen. Im Lagerflansch sind Gewinde zum abdrücken das ganze klappt problemlos.


    Hier die zerlegte und gereinigte Eingangswelle. Die Lauffläche des Simmerrings hat Riefen, das wird so wohl nicht wieder dicht, da wird ein Speedy-sleeve zum einsatz kommen. Nach der Reinigung zeigt sich dass die Verzahnungen im guten Zustand sind. Die Lager laufen rauh, die müssen schon einmal neu.


    Als nächstes muss das Zahnrad der Zapfwelle gelöst werden. Abbauen kann man es noch nicht, dazu ist nicht genug Platz im Gehäuse (das ist in umgekehrter Reihenfolge auch wichtg beim zusammenbauen). Dann kann die Kupplungsglocke abgenommen werden. Mit einem Flaschenzug klappt das ganz einfach. Da die Dachbalken der Garage nicht die stärksten sind, habe ich die dafür sicherheitshalber mit Drehsteifen abgestützt.



    Um das Getriebe weiter zerlegen zu können, müssen erst einmal die Achstrichter ab, da die Hauptwelle nach hinten ausgebaut wird. Damit das Ganze stabiler steht, habe ich ein Winkelprofil an den Block geschraubt um die Unterstellböcke möglichst breit aufzustellen.



    Bevor der Lagerdeckel der Vorgelegewelle ausgebaut wird, muss die Ölleitung innen entfernt werden:

    Jetzt wird es etwas kniffelig. Die Vorgelegewelle muß als ganzes ausgebaut werden. Damit man in den Lagerbohrungen genug Spiel bekommt, müssen die Kegelrollenlager ausgebaut werden. Als erstes kann man die Welle nach rechts (Vom Kegelrad weg) drücken, der Außenring kommt dann aus dem Gehäuse und der Rollenkäfig mit innenring kann abgezogen werden. Da das Lager sowieso stark verschlissen ist, habe ich einfach den Abzieher einfach am Rollenkäfig angesetzt. an der anderen Seite klappt das nicht, da das Kegelrad im Weg ist. Da links aber mehr Platz ist, habe ich das Lager einfach mit einem Stück Rundmaterial von innen nach außen ausgetrieben. Als nächstes muss man das Differential so weit wie möglich zur Seite kippen um soviel Platz im Gehäuse zu schaffen, dass man die Vorgelegewelle mit der rechten Seite zuerst ausfädeln kann. Die Bilder sind dabei leider alle ziemlich unscharf geworden.



    Wenn das geschafft ist, kann das Diferential aus dem Gehäuse gehoben werden.



    Danach war erstmal Feierabend.

    Das nächste Mal wird dann das Schaltgetriebe zerlegt.


    Gruß Jens

  • Moin zusammen,


    jetzt geht es mit dem Schaltgetriebe weiter. Da hatte ich ja schon so meine Schwierigkeiten, aber mit Hilfe des Forums hat es dann doch geklappt.

    Die Hauptwelle muß richtung Hinterachse ausgebaut werden, die Welle ist durch Seegerringe gesichert. Die Zahnräder können dann nach und nach abgenommen werden. Hier ist das erste Zahnrad schon runter.


    Hier ist die Hauptwelle draußen, in der Bohrung sitzt noch die Dichtscheibe mit dem Wellendichtring. Das Lager der Nebenwelle sitzt unter einem Metalldeckel mit einer Gewindebohrung in der Mitte. Mit einer Brücke aus Flachmaterial kann der Deckel ausgezogen werden.



    Danach kann die Nebenwelle durch die Bohrung nach hinten geschoben werden. Das hintere Lager muß dann im Gehäuse abgezogen werden, damit die Welle in der Bohrung genug Spiel hat um aus dem Gehäuse ausgefädelt werden kann.


    Das vordere Lager hat deutliches Spiel und rasselt , kommt also auch runter. Das schafft auch der Billigabzieher aus der Grabbelkiste.


    Hier ist das ganze Innenleben draußen.


    Das Getriebegehäuse war innen mit einer dünnen, aber hartnäckigen Ölschlammschicht überzogen, bei der Reinigung habe ich auf Fotos verzichtet, das Handy hätte ich nie wieder sauber gekriegt. Das Zähe Zeug habe ich erst einmal mit alten Lappen ausgewischt und zur Feinarbeit mit Diesel und Heizkörperpinsel ausgewaschen. Danach sieht das Ganze schon ziemlich ansehnlich aus.

    Auf dieser Basis geht es dann mit dem Zusammenbau los.


    Gruß Jens

  • Hallo,


    nachdem alles auseinander ist, ist Bestandsaufnahme angesagt. Ergebnis: Das hintere Lager der Hauptwelle und die beiden Lager am Differential sind spielfrei, der Rest muß neu.

    Die erste Lieferung ist da, der Zusammenbau geht los


    Die Nebenwelle und Rücklaufwelle sind wieder drin: Die Rücklaufwelle ist in Bronzebuchsen gelagert.


    Der Zusammenbau mit neuen Lagern ging flott vorwärts, dabei habe ich das fotografieren ganz wergessen.

    Hier ist die Vorgelegewelle noch ohne Lager im Gehäuse, die Lager werden dann von außen eingesetzt.


    Dabei ist mit im Eifer des Gefechts ein Fehler unterlaufen, ein Lager habe ich falsch herum eingesetzt, also nochmal raus.

    Das Spiel der Vorgelegewelle wird dann durch Einstellscheiben unter den Lagerdeckeln eingestellt. Soviel vorweg, mit den vorhandenen Scheiben passte es nicht, also erst einmal Material bestellen.


    Gruß Jens

  • Hallo Zusammen,


    nachdem ich letztes Mal schon wieder mit dem Zusammenbau begonnen habe, geht es jetzt wieder mit dem Zerlegen weiter. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, so schnell wie möglich eine Basis zu schaffen um die herum der Wiederaufbau erfolgen kann. Das hat den Vorteil, dass die einzelnen Baugruppen direkt nach der Überarbeitung wieder montiert werden können und nicht im Weg liegen. Da die Kurbelwelle noch zum Instandsetzer muss, war diese Basis das Getriebe.

    Und wo wir grade bei der Philosophie sind: Ich versuche möglichst viele Originalteile zu erhalten und nach Möglichkeit aufzuarbeiten. Das heißt auch, dass ich die alten Schrauben wieder verwende sofern sie in Ordnung sind. Die Reinigung ist zwar aufwändiger als einfach neue zu verwenden, aber das ist eine schöne Arbeit für den Sonntag, wenn Flex und Schlagschrauber zu laut sind 8).


    Um das Getriebe wieder komplett zu kriegen, geht es an die Achstrichter. Die habe ich bei der Demontage als gantes zur Seite gestellt. Als erstes kommt die Bremstrommel runter. Ich hatt die Befürchtung, dass die sehr fest sitzt, deshalb wollte ich die Abdrückgewinde zuerst mit dem Gewindeschneider reinigen.


    Der Gewindeschneider hat dabei schon ausgereicht die Trommel abzudrücken.

    Da die Bremsbeläge vermutlich noch Asbesthaltig sind, habe ich dann den Bremsstaub mit fließendem Wasser abgewaschen.

    Zum Ausbau des Lagerdeckels, gibt es eine Bohrung, die mit einem Stopfen verschlossen ist. Der hat mich ordentlich Nerven gekostet, selbst mit dem Schlagschrauber hat die sich keinen Millimeter bewegt. Der Versuch mit Hammer und Meißel hat auch nicht geklappt, der herausstehende Teil des Stopfens war zu dünn um hier genügend Kraft drauf zu bringen. Die Lösung: Eine Bohrung in der Mitte und dann die Wandung möglichst vorsichtig aufsägen. Das Ergebnis ist nicht so schön, aber das Teil ist draußen.


    Hier die andere Seite, da hatte ich schon mehr Übung


    Nach dem Lösen der 3 Schrauben am Lagerflansch kann man die Steckachse herausziehen.



    Nach der Reinigung sieht man das Lager mit Nutmutter und den Lagerflansch.


    Die Lauffläche des Dichtringes ist stark eingelaufen. Also ist auch hier ein Speedy-Sleeve angeraten ( wie auch an der anderen Seite).


    Die äußeren Lager haben auch erhebliches Spiel, müssen also auch neu. Bis die Teile geliefert werden, können alle Einzelteile gereinigt und für den Zusammenbau bereitgelegt werden.


    Gruß

    Jens