Hinterradlager und Wellendichtring wechseln am Fendt Farmer 105S

  • Problem:


    Die Hinterräder wackeln seitlich, machen dumpfe Geräusche beim Drehen, die Zahnräder haben viel Spiel.


    Schon mal vorweg, nach dem Austausch der Lager sind alle Probleme verschwunden, die Arbeit hat sich folglich gelohnt.

    Die Reparatur glich allerdings einem Horrortrip, siehe unten.




    Spezialwerkzeug:




    Ein zweites Rohrstück, nicht auf dem Bild, Innendurchmesser 70mm, einmal Länge 100mm, einmal Länge 50mm.

    Dazu einige M16 Schrauben und Muttern.

    Seegerringzangen gebogen und gerade fuer Wellen 40-100mm.

    Der Abdrücker ist einfach eine Metallschiene mit Lochabstand 33,5cm, das mittlere Loch ist nicht in der Mitte,

    es hat zu einem der anderen Löcher einen Abstand von 13,7cm. Die Lochdurchmesser sind 18mm, so dass M16 Schrauben gut durchpassen.




    Benötigte Ersatzteile:


    Kegelrollenlager 30213 (außen), z.B. von NKE

    Kegelrollenlager 30211 (innen), z.B. von NKE

    Wellendichtring 80x120x11/22,5, z.B. CORTECO 01029799B

    O-Ring 93x4

    Silikondichtmasse, z.B. DIRKO HT

    Evtl. Paßscheiben DIN 988 55x68x0,1, usw.

    ca. 4 Liter Hypoid SAE 90 Getriebeöl je Seite




    Vorbereitende Arbeiten:


    Rad abbauen

    Unterlenker abbauen

    Der Sturzbügel kann dran bleiben, zumindest mit meinem selbst gefertigten Abdrücker.







    Ende Teil1

  • Teil2


    Ausbau:


    Zum Wellenausbau zunächst mit dem Audrücker etwas vorspannen, damit der Seegerring abgenommen werden kann, danach die Distanzscheibe und die Paßscheiben.

    Nun kann der Abrücker in zwei der M16 Bohrungen geschraubt werden, eine Bohrung ist vom Unterlenker, die andere gegenüber unbenutzt, wohl extra für diesen Zweck. Dazwischen wird eine M16 Schraube mit einer Mutter dazwischen in die Welle geschraubt.

    Durch Drehen der Mutter kann nun die Welle ausgedrückt werden - ZUMINDEST THEORETISCH.

    Den Abdrücker hatte ich zweimal verstärkt, trotzdem hat es ihn verbogen. Die M16 Gewinde waren sicher kurz vor dem Ausreissen. Rostlöser, Wärme, Lockerungsschläge, alles zusammen, zum Schluss rohe Gewalt. Es rührte sich nichts, absolut nichts. Zwei Tage habe ich frustriert rumgemurkst.

    Dann habe ich den Winkelschleifer genommen und den Innenring des inneren Lagers vorsichtig durchtrennt. Als ich halb durch war, hat es den Innenring gesprengt. Danach ging es endlich weiter, mit dem üblichen Kraftaufwand für eine solche Arbeit.


    Dann kommt die nächste Hürde, sobald das Stirnrad außen anliegt, muss der Seegerring entfernt werden, ein furchtbares Gefrickel. Übliche Zangen passen nicht durch. Hab ihn dann irgendwie mit dem Schraubendreher runter bekommen. Danach weiter abdrücken. Der Wellendichtring außen hat übrigens so fest gehalten, dass sich die Welle vom Innenring abgestreift hat. Der Wellendichtring hat sich keinen Millimeter bewegt.






    Zusammenbau:


    Bis auf das erneute Gefrickel mit dem Seegerrind des Strirnrades klappte fast alles nach Plan. Ich gehe davon aus, wer so eine Arbeit macht, hat auch das Werkstatthandbuch.


    TIPP: Den äußeren Lagerring des inneren Lagers erst einbauen nachdem der Seegering des Stirnrades drauf ist. Den Seegerring mit einer geraden Zange durch die Bohrung für das innere Lager aufschieben.


    Laut Handbuch soll die Dicke des Seegerings so gewählt werden, dass kein Spiel bleibt. Bei mir passte der ursprüngliche Seegering allerdings nicht mehr in die Nut. Er hat eine Dicke von 2,3mm, kein Standardteil. Ich hatte Glück, ein Normteil mit 2mm Dicke für 60mm Wellen passt perfekt. Woher kam das? Keine Ahnung, das Abstandrohr von Fendt zwischen äußerem Lager und Stirnrad ist jedenfalls alles andere als exakt gearbeit, nicht wirklich plan an den Stirnseiten.


    Die ursprünglichen Paßscheiben für die Vorspannung der Lager an der Hinterachswelle konnte ich beibehalten.




    Seitenwelle:




    Da ich übermäßiges Zahnradspiel hatte, was vermutlich von zu lockeren oder ausgeschlagenen Kegelrollenlagern her rührt, wollte ich auch die Seitenwelle etwas mehr vorspannen. Wie auf dem Bild zu sehen, ist unter dem Deckel eine Paßscheibe. Die hat übrigens mit 75x90mm keine Normmaße. Woher sowas bekommen?


    Ich hatte mir eine Vorrichtung gebastelt, um den Abstand auszumessen, siehe Bild. Aber was hat sich Fendt dabei gedacht? Der Deckel wird mit Dichtmasse abgedichtet. Unmöglich vorauszuberechnen, wie viel das aufträgt. Also hab ich erst mal alles im Originalzustand wieder zusammengebaut und es hat perfekt gepasst, obwohl die Paßscheibe sichtlich eingelaufen war.




    Gruß, Andreas

  • 1andreas

    Hat den Titel des Themas von „Hinterradlager und Wellendichtring wechseln am Fendt Farmer 105S - Teil1“ zu „Hinterradlager und Wellendichtring wechseln am Fendt Farmer 105S“ geändert.
  • Nachtrag 1:

    War gerade mit der Arbeit fertig, wollte am nächsten Tag noch die Handbremse einstellen, da kam mir das Bremsband entgegen. Der Belag hatte sich abgelöst. So eine Sch....

    Also Rad wieder runter, Dach abstützen, Trittbrett ausbauen, Seitengelege ausbauen ...


    Jedenfalls hatte ich Gelegenheit das Spiel der Seitenwelle zu prüfen, wie es im Werkstatthandbuch steht. Die Welle soll sich dort wo der Dichtring anliegt 0,3 bis 0,8 mm auf und ab bewegen lassen. Das war deutlich mehr. Nach Einlegen einer zusätzlichen Passscheibe mit 0,1 mm war es dann gut. Fragt nicht woher ich die Passscheibe her habe. Ich sag nur so viel 75x95 mm und Schleifbock.

  • Nachtrag 2:

    Die Hinterradlager sahen eigentlich recht gut, kein Verschleiß erkennbar. Also habe ich es mir auf der rechten Seite einfacher gemacht und lediglich an Hinterachswelle und Seitenwelle zusätzliche Paßscheiben eingebaut. Das Ergebnis ist nicht ganz so gut wie auf der linken Seite mit den neuen Lagern, aber beinahe so gut. Ich fahre erst mal weiter. Lager und Wellendichtring hab ich eh schon da, kann ich immer noch einbauen, wenn es nötig ist.

    Irgendwie sieht es so aus, als ob die beiden Deckel der Wellen genau dafür da sind. Beim Lenkkopflager am Motorrad, ebenfalls Kegelrollenlager, muss doch auch regelmässig nachgestellt werden.