Fendt Farmer 105 SA Getriebesanierung - Erfahrungsbericht - Einfach machen!!

  • Moin Moin,

    ich bin gerade dabei das Getriebe von meinem Farmer 105 SA zu überholen und möchte hier einen Erfahrungsbericht, sowie Anregungen zum Informationsaustausch erschaffen.

    Doch erstmal zu mir. Ich bin 27 Jahre alt und komme aus dem schönen Schleswig Holstein. Seit Oktober 2020 bin ich Besitzer eines Fendt Farmer 105 SA mit Fritzmeyer Halbkabine und Frontlader. Dieser ersetzt bei mir einen John Deere Lanz 310 und erledigt Aufgaben wie Pflügen, Mähen, Pressen und Rundballen bewegen. Gekauft habe ich ihn mit Motorschaden, welchen ich sofort nach dem Kauf repariert habe.

    Da auch das Getriebe hier und da etwas zu laut für meinen Geschmack ist war klar, dass auch hier noch Hand angelegt werden muss. Und aus nur mal kurz ein paar Lager neu machen wird ja wie gewohnt immer etwas mehr. Draus geworden ist eine komplette Getriebesanierung. Das heißt alle Gehäuse inklusive der Hinterachse einmal leer machen, neue Lager und Dichtungen besorgen und anschließend alles wieder zusammen. Hier und da kommt natürlich noch die eine und andere Überrraschung. Also auch noch Bremsen einmal neu und alle Synchronringe tauschen. Wenn schon denn schon ;)

    Im Moment bin ich noch am zerlegen, Teile reinigen, Schäden sichten und Neuteile bestellen.

    Die Lager der Achsportale haben schon einiges gesehen. Da kommt meiner Meinung nach auch die lauten Geräusche beim Fahren her. Zustand der Zahnräder und Verzahnungen ansonsten sehr gut.

    Auch das Verteilergetriebe hat anscheinend immer genug Öl bekommen. Hier werden nur Lager und Dichtungen ersetzt. Außerdem kommt die Kupplung neu, wenn man schonmal so dicht dran ist.

    Das Hauptgetriebe und das Differential sind noch nicht zerlegt. Ich konnte aber jetzt schon feststellen, dass das Zahnflankenspiel vom Tellerrad sehr weit aus der Toleranz ist und auch die Hauptwelle hat mehr Spiel als gewollt. Aber eins nach dem anderen. Nun wird erst einmal das Verteilergetriebe und die Achsportale wieder zusammengesteckt, bevor ich den Überblick über die ganzen Teile verliere :D

    Das Fazit nach der ersten Woche ist auf Fall, dass es immer teurer wird auch geplant und dass man das Werkstatthandbuch erst lesen sollte, wenn man wirklich am auseinanderbauen ist. Zuerst erscheint es fast unmöglich und die Anzahl an beschriebenen Spezialwerkzeugen ist entmutigend. Aber ich kann sagen, dass ich bis jetzt alles ohne Spezialwerkzeug hinbekommen habe und das man sich ganz leicht innerhalb weniger Minuten selbst ein Werkzeug zum Spannen der Wellen oder Ausdrücken von Zahnrädern bauen kann. Das Ziel ist auf jeden Fall, dass der Fendt Ende Mai wieder aus der Werkstatt rollt. Wir werden sehen.

    Fortsetzung folgt.

  • stoller105

    Hat den Titel des Themas von „Fendt Farmer 105 SA Getriebesanierung - einfach machen!!“ zu „Fendt Farmer 105 SA Getriebesanierung - Erfahrungsbericht - Einfach machen!!“ geändert.
  • Danke Danke!

    @Schnellstarter - Ich reinige alles mit Bremsenreiniger. Diesen beziehe ich im 60l Fass. Alle Teile die in meinen Waschtisch passen reinige ich dort und alle anderen mit Pumpflasche und Putzlappen vor Ort.


    Eben habe ich die erste Ladung Ersatzteile geholt. Lager hole ich bei einem Großhandel in Kiel.

    Alles andere direkt beim Fendt Händler.

    Die Wellendichtringe sind dort zwar unverschämt teuer aber ich habe schon öfter gelesen, dass lieber die originalen verbaut werden sollen. Hat da einer Erfahrungen? Das gleiche gilt für die Bremsscheiben. Auch hier ist der Preis sehr sportlich.

    Beim Fendt Händler kann ich einiges an Geld sparen indem meine Teile in der Wochenbestellung geliefert werden. Dadurch dass diese nur einmal die Woche kommt muss ich hier und da etwas länger warten aber im Preis macht sich das deutlich bemerkbar.

    Nun geht es wieder raus in die Werkstatt und ich werde sehen, ob ich die Achsportale zusammenbauen kann.


  • So, weiter gehts.

    Am Wochenende konnte ich die beiden Achsportale wieder zusammenbauen und die Lager einstellen.

    Ich habe mal ein Foto von den neuen und alten Lagerschalen gemacht. Ich würde sagen es wurde Zeit.. !

    Einbau der Antriebswelle war kein Problem. Neuen Dichtring und die Lager eingebaut und alles mit den richtigen Passscheiben auf das Vorgegebene Spiel eingestellt. Das war schnell gemacht.

    Zum Einziehen der Radnarbe reicht eine Gewindestange, ein Rohr welches auf das Große Zahnrad drückt und ein Stück Flacheisen mit Loch.

    Die Radnarbe wird Anhand vom Drehmoment eingestellt, welches es braucht um die Narbe per Hand zu drehen. Dafür habe ich mit ein digitales Hilfsmittel gekauft, welches das Drehmoment in Echtzeit anzeigen kann. Insgesamt war das keine große Sache und mit dem Werkstatthandbuch völlig problemlos.

    Damit ist das Thema schonmal abgeschlossen und ich kann mich dem Zusammenbau des Verteilergetriebes widmen.


    Gruß Lasse


  • Soo... nach etwas Pause geht es weiter mit der Berichtserstattung.

    Tatsächlich dauert das Projekt mal wieder länger als geplant.

    Der erste Blick ins Getriebe sah dann doch besser als als es wirklich ist.

    Ich hatte gehofft, dass ich nur neue Lager verbauen muss. Aber wie das immer so ist kommt da immer mehr dazu.

    Die Synchronringe waren alle weit über der Verschleißgrenze und zwei Zahnräder sahen auch nicht mehr toll aus.

    Also habe ich erstmal nach Möglichkeiten gesucht um an "neue" Zahnräder zu kommen.

    Fündig wurde ich bei der Firma Bracht Landtechnik. Ich habe meine alten Zahnräder, Synchronringe und Schaltmuffen hingeschickt und habe dort sehr gute Beratung bekommen.

    Dabei Herausgekommen ist, dass zwei Synchronringe durch bessere gebrauchte Ringe ausgetauscht werden konnten. Die beiden verschlissenen Zahnräder konnten auch durch gebrauchte Ersatzteile ersetzt werden.

    Und dann kam die böse Überraschung. Die Synchronringe auf der Hauptwelle waren natürlich auch hin.

    Brauchbaren gebrauchten Ersatz gab es nicht. Da blieb mir leider keine andere Möglichkeit als den kompletten Umbausatz neu bei Fendt zu bestellen.

    Bei den Preisen kann man nur hoffen, dass die Zahnräder einen Kern aus Gold haben :D

    Naja... Kompromisse wollte ich auch nicht eingehen und das Getriebe soll nach der Überholung auf jeden Fall leise und wie neu sein.

    Die ganze Ersatzteilbestellung, das Heraussuchen der Lagernummern, Bestellung der Lager und Warten auf die Bestellungen hat dann nun fast 3 Wochen gedauert in denen ich so gut wie nichts machen konnte.

    Selbst jetzt warte ich noch auf ein Lager. Sobald das da ist kann zumindest das Verteilergetriebe wieder geschlossen und mit der Turbokupplung verbunden werden.

    Danach geht es dann hoffentlich ohne längere Wartezeiten mit dem Hauptgetriebe weiter.

    Da der Fendt in meiner kleinen Nebenerwebslandwirtschaft oft gebraucht wird drückt vor allem jetzt im Sommer die Zeit mächtig.

  • Danke!!

    Ich habe mal Karosserie- und Fahrzeugbau gelernt, dann aber Agrarwirtschaft studiert und bin jetzt in der Beratung tätig.

    Hat also eher wenig mit Getrieben zutun :D

    Das Wissen habe ich mir selbst angeeignet. 2019 habe ich schonmal einen Unimog 406 komplett restauriert.

    Wenn man das erste mal in ein Getriebe reinguckt hat man ja erstmal ordentlich Respekt.

    Ich habe auch vorher überlegt ein Tauschgetriebe zu besorgen. Da weiß man aber auch nicht was man bekommt.

    Von daher bin ich einfach mal angefangen und ich muss sagen sooo schlimm ist es nicht.

    Alle wichtigen Maße sind im Werkstatthandbuch. Und alles andere ergibt sich. Beim auseinander bauen habe ich viele Bilder gemacht und teilweise auch Videos, wo ich mir selbst erklärt habe in welcher Reihenfolge zum Beispiel die Zahnräder, Synchronringe und Lager auf die Welle kommen.

    Bis jetzt bin ich ganz guter Dinge, dass er bald wieder fährt :)


    Gruß Lasse

  • So, ich habe alle restlichen Teilen bekommen und damit geht es bei dem Getriebe auch wieder gut voran.

    Alle Zahnräder sind wieder verbaut. Das Einbauen verlief soweit auch problemlos. Im Werkstatthandbuch ist alles sehr gut beschrieben. Einzig bei dem Einbau der Ritzelwelle ist es nicht verkehrt noch zwei Hände mehr zu haben. Die Ritzelwelle wird ja von Hinten in das Gehäuse geschoben und gleichzeitig müssen alle Lager, Scheiben, Buchsen, Zahnräder und Synchronringe in der richtigen Reihenfolge aufgefädelt werden. Mit etwas Geduld ist auch das kein Problem.

    Vorher habe ich die Ritzelwelle nur mit den Lagerinnenringen und den Schalmuffen eingebaut um das Lagerspiel einzustellen. Das passte aber alles ziemlich gut und ich konnte die alten Einstellscheiben wiederverwenden.

    Gestern habe ich dann die letzten beiden Wellen eingebaut und die Schaltkulisse wieder von oben ins Getriebe gesetzt.

    Der nächste Schritt wird das Einstellen des Zahnflankenspiels vom Tellerrad im Differential. Da mache ich mich heute Abend dran. Die originalen EInstellscheiben sollen bei Fendt um die 30€ kosten. Da ich nicht einsehe für eine 0,2mm dicke Blechscheibe so viel Geld zu bezahlen habe ich mir bei meinem Kugellager-Händler des Vertrauens normale Scheiben besorgt, wo zumindest das Innenmaß passt. Außen schneide ich die Scheiben mit einer Schere passend. Dann habe ich mindestens 28€ pro Scheibe gespart und es funktioniert genau so gut.

    Ich hoffe, dass ich morgen das bestellte Ausrücklager für die Kupplung abholen kann. Wenn das eingebaut ist werden alle Getriebegehäuse wieder zusammengesteckt und es geht ans lackieren.

    Alle Anbauten und Kleinteile sind schon lackiert. Deswegen sollte das Zusammenbauen schnell über die Bühne gehen.

    Ich freue mich echt aufs Fahren!


    Damit mir danach nicht langweilig wird habe ich gestern schon das nächste Projekt nach Hause geholt. Ein Farmer 103S. Kommt aus der direkten Nachbarschaft und wurde mir für ein paar Arbeitsstunden überlassen.

    Die Patina bleibt so. Neu muss auf jeden Fall die Kurbelwellendichtung und einige Dichtungen an der Hydraulik. Danach sollte er wieder auf die Straße können.

    Ich denke ich werde ihn dazu benutzen meinen Porsche Standard beim Kehren, Schwaden und vorm Holzspalter etwas zu entlasten.

    Ganz nach dem Motto "Haben ist besser als brauchen" :D

  • Am Wochenende hatte ich endlich mal viel Zeit und konnte richtig Gas geben.

    Samstag Mittag Lag das Getriebe noch ohne Differential auf dem Tisch und Sonntag Abend konnte ich die erste Probefahrt machen.

    Aber immer langsam.

    Um die Lager des Differentials einstellen zu können darf es noch nicht mit dem Hauptgetriebe verbunden sein, damit es sich drehen lässt. Zum Messen des Drehwiederstands habe ich mir einen Adapter gebaut, welcher in der Verzahnung der Antriebswellen passt. So konnte ich mit einem Digitalen Messgerät das Differential drehen und das benötigte Drehmoment in echtzeit ablesen. Hier bestand auch reichlich Nachbesserungsbedarf.

    Da das Hautptgetriebe soweit fertig war und konnte ich danach das Differentialgehäuse und Hauptgetriebe wieder verbinden.

    Auch beim Zahnflankenspiel von Tellerrad zu Kegelrad musste ich schon ziemlich nachbessern um auf das Sollmaß von 0,2mm zu kommen.

    Wichtig hier ist, dass immer auf beiden Seiten des Differentials die gleichen Einstellscheiben untergelegt werden, um das Lagerspiel nicht zu verändern.

    Durch das Zwischenlegen von 0,2mm Scheiben bin ich auf ein Zahnflankenspiel von 0,22mm gekommen. Ich denke das ist im Toleranzbereich. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Spiel vorher locker bei 0,4mm war.

    Da ich sonst soweit alles vorbereitet hatte konnte ich das Getriebe auch gleich wieder mit dem Rest des Treckers verbinden. Ich hatte mir für diesen Tag vorgenommen, dass erst Feierabend ist, sobald alles für das lackieren am Sonntag vorbereitet ist. Dementsprechend war dann auch erst um 23:30 Uhr Feierabend :D

    Sonntag wurde dann sofort lackiert und als der Lack einigermaßen trocken war habe ich angefangen alle restlichen Anbauteile anzuschrauben.

    Ich wollte unbedingt am Sonntag noch eine Probefahrt machen.

    Und was soll ich sagen... Das meiner Meinung nach eine glatte 1. Absolut keine Geräusche mehr aus dem Getriebe. Egal welcher Gang und egal welche Geschwindigkeit.

    Ich habe hier im Forum öfter mal gelesen, dass gewisse Laufgeräusche normal sind. Aber wer das denkt, den muss ich leider enttäuschen ;)

    Ich bin super zufrieden mit meinem Ergebnis und sehr erleichtert, dass sich die ganze Arbeit und das Geld gelohnt hat.

    Mittlerweile ist auch die Kabine wieder drauf. Jetzt warte ich nur noch auf neue Vorderreifen und dann ist er wieder voll einsatzbereit!! :)


    Gruß Lasse

    Damit