*Scheunenfund* Fendt Farmer 2E - was muss ich machen?!

  • Servus zusammen und danke für die Aufnahme ins Forum,


    Vorne weg, ich kenn mich mit Traktoren überhaupt nicht aus....aber vielleicht ändert sich des ja mit eurer Hilfe :)


    Undzwar hab ich folgendes Problem:


    Ich bin seit kurzem im Besitz eines Fendt Farmer 2E....is mir quasi in den Schoß gefallen. :thumbup:

    Dieser steht seit circa 45 Jahren in unserer Scheune. Wurde nicht bewegt oder angelassen. Macht aber noch einen sehr guten Eindruck!

    Hier meine Frage:

    Was muss ich machen um das Gerät wieder in Gang zu bringen?

    Neue Batterie rein, Reifen aufpumpen und mal anlassen? Oder kann dann irgendwas nachhaltig kaputt gehen? Wäre ja schade drum...

    Ich habe im Moment keine Zeit das Teil zu restaurieren; möchte eigentlich nur aufm Hof paar größere Sachen damit rum fahren....ich weiß, wahrscheinlich blutet euch jetzt das Herz(...."so ein Banause!" ;))


    Was meint ihr, wie bekomme ich den Guten wieder zum laufen?


    Vielen Dank schonmal für euere Hilfe


    Beste Grüße,


    Michl

  • Hallo Michael,

    so ähnlich ging es mir vor einem viertel Jahr, Ich habe einen Geräteträger ausgebuddelt, der seit 30 Jahren stand.

    Was habe ich gemach:

    Öle gewechselt:

    -Motoröl

    -Öl in der Einspritzpumpe

    -Öl im Luftfilter

    -Ölfilter neu

    -Dieselfilter neu

    -Batterie geladen

    -nun und dann kam der große Moment.


    Läuft oder läuft nicht. nach etwas Start Problemen machte es auf einmal töff töff töff und er lief.


    Danach habe ich noch weitere Öle zum Wechseln:

    Hydrauliköl -erledigt-

    Getriebeöl -in Vorbereitung-.


    Da du einen Wassergekühlten Schlepper hast, kann ich zum Kühlkreislauf nichts sagen. Das kann aber bestimmt jemand anderes hier.

    Auf jeden Fall NICHT starten falls kein Kühlmittel im Kreislauf ist.


    Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg und der Moment wenn er Töfft ist ein tolles Gefühl.



    P.S. Wenn er läuft lass ihn mal in ruhe warm laufen und gib nicht gleich Vollgas :)

  • Hallo und Wilkommen hier:)


    Das ist ja fast nicht zu glauben. Echt, der ist 45 jahre gestanden. So was wird es nicht so oft geben.

    Wieviele Betriebsstunden hat der?


    Wenn der trocken und sauber gestanden ist dann dürfte nicht allzuviel sein. Ich würde auch die Sachen, wie schon geschrieben, machen.

    Jedoch würde ich zusätzlich zuerst den Motor von Hand durchdrehen. Am besten, falls vorhanden, mit herausgeschraubten Glühkerzen.

    Etwas!! Öl in die Öffungen der Glühkerzenbohrungen, falls vorhanden, würde nichts schaden. So laufen die Kolbenringe nicht komplett trocken in den Buchsen.

    Der Grund ist das man somit die Mechanik des Motores wieder langsam in Bewegung bringt. Es könnte sein das das beim ersten Male etwas schwerer geht da u.U. Dichtungen festgeklebt sind. Wird so ein Motor plötzlich gestartet kann es sein das danach die Dichtungen z.B. der Kurbelwelle kaputt sind.


    Dann auf jeden Fall die Gängigkeit der Regelstange in der Einspritzpumpe prüfen! Es könnte fatale Folgen haben wenn der Motor mit klemmender Regelstange anläuft.

    Ich will dir da keine Angst machen aber das sollte auf jeden Fall geprüft werden...wenn Du das nicht selbst kannst hol dir jemanden.


    Gruß Uli

  • Hallo,:)


    ist ja wirklich kaum zu glauben das es doch noch Schätze zu heben gibt.


    Willkommen bei den Fendt Freunden.


    Mein Hinweis, besorge dir unbedingt die nötige Literatur für den Schlepper.;)


    Gerade als Anfänger hatte ich als 1. Betriebserlaubnis mit bekommen, die schon ganz wichtig ist.

    Damit erledigt sich schon manche Frage danach wie von selbst.

    Auch für Details Öle, Fette, Kühlmittel dgl. werden alles Fragen beantwortet.


    Für eventuelle Reparaturen dann später Montagehandbuch und Ersatzteilliste.

  • Servus zusammen!


    Alter Schwede, das ist ja mal eine Community! Da schaut man 1 Tag nicht rein und schon haben ein Haufen Leute kommentiert und Tipps gegeben! Wow, sehr geil!! :):)


    Vielen Dank erstmal für die ganzen Tipps! Da merkt man halt dass ihr Ahnung von den Sachen habt!


    @GT230-1965: Wo finde ich den Anleitungen wie ich diese ganze Liste abarbeiten kann. Steht das in der Betirebsanleitung oder brauch ich dann auch noch dieses "Montagebuch (?)" ?

    Zitat

    "Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg und der Moment wenn er Töfft ist ein tolles Gefühl." -

    -> super Beschreibung!! :D


    @Märzhase: Sehr guter Tipp! Das leuchtet ein und da hab ich tatsächlich garnicht dran gedacht. Hab mir grad schonmal die Anleitung bestellt....dann kann ich wenigstens nachschauen für was die ganzen Knöpfe, Hebel und Schalterchen sind... ;)

  • Hallo Michael,


    Ja die Community hier ist echt Mega, ich habe auch schon viele wertvolle Tipps erhalten. Daher gebe ich diese auch immer gerne weiter. So lebt es sich gemeinsam leichter.


    Also zur Thematik der Abarbeitung:

    Als erstes würde ich zusehen ein Technisches Datenblatt zu bekommen:

    Die erste Adresse in meinen Augen ist Theopoldparts. Die haben von Fendt die Lizenzen zum Nachdruck der Litteratur erworben und fertigen diese daher nach.

    Diese Handbücher sind also Quasi Originale Ablichtungen der Ursprungsmaterialien.

    Zu deinem Schlepper passt vermutlich diese hier:

    FW139-Direkteinspritzer-1.tif (theopold-parts.de)

    Das ist Quasi dein(e Bibel :D) Datenblatt mit allen wichtigen Infos.


    der Ablauf:

    Motoröl ablassen:

    Ölablassschraube (19er oder 22er Schlüssel) der Ölwanne lösen und ein ausreichend großes Gefäß (Eimer) drunter stellen.

    Wenn Öl abgelassen, dann Ölfilter lösen und die Patrone austauschen. Achtung der steht auch voll mit Öl je nach dem was der Schlepper für eine System hat.

    Wenn alles leer ist wieder zusammenschrauben Kupferring auf der Ablassschraube ggf. erneuern und wieder anziehen. Dann mit neuem Öl wieder bis zur Max Markierung auf dem Ölstab auffüllen.

    Was du benötigst:

    -Motoröl -> ca. 7 Liter, ich würde Mineralisch (kein Synthetisches!) nehmen 10 oder 15 W40, wie sehen das die anderen hier?

    -Ölfilter (Einsatz/Patrone) neu

    -ggf. Kupferring


    -Öl in der Einspritzpumpe wechseln / auffüllen

    Einspritzpumpe:

    Arbeiten nach diesem Link: Ölwechsel Bosch Einspritzpumpe Deutz,Fendt (DX ab 1978 nicht mehr nötig) - YouTube

    Ist zwar Vom Deutz, daher ist die Pumpe Spiegelverkehrt zum Fendt, aber trotzdem genau richtig.

    Ich habe hier auch das Motoröl genommen wie oben

    Meistens braucht man da so 150-300ml.


    -Öl im Luftfilter

    Bei einem Ölbadfilter ist so vorzugehen:

    ÖLBADLUFTFILTER-Reinigung, alte Fendt Farmer -- ich SCHROTTE (fast) meinen MOTOR für Euch !!! - YouTube

    Wichtig ist Pinsel, Bremsenreiniger (Achtung Gesundheitsvorschriften da Lösemittelhaltig) und frisches neues Öl. Ich hab auch das genommen wie oben. Ein guter Liter bis anderthalb. Markierung ist angebracht im Gehäuse)


    Grob gesagt mit 10 Liter Öl solltest du für alle Schritte auskommen.


    -Dieselfilter neu

    Wenn dein Tankabsperrhahn funktioniert, Tank zudrehen, sodass kein Kraftstoff mehr am Dieselfilter ankommt. Ansonsten Kraftstoff komplett in Kanister / Eimer ablassen. Meistens ist der Kraftstofffilter in einem runden Gehäuse am Motorblock angebracht. Du hast oben drauf eine lange Schraube (glaube ein 13er Schlüssel), die das untere Filtergehäuse hält. Diese muss gelöst werden, dann kann man das Gehäuse nach unten abnehmen und das Filtermedium austauschen.

    Wenn das neue Medium drinnen ist, das Gehäuse wieder zusammenbauen aber einen Spalt Luft lassen, damit der Diesel vom Tank die verbleibende Luft im Filtergehäuse rausdrücken kann. Auch hier Eimer drunter stellen. Wenn der Kraftstoff in den Eimer läuft, und das Gehäuse voll ist, Schraube fest ziehen und dann sollte alles dicht und gut sein. Wenn die Anlage nämlich Luft zieht, muss das ganze System entlüftet werden, was wieder mehr Aufwand ist und keiner will :D.


    -Batterie geladen

    erklärt sich denke ich von selbst, ggf. brauchst du nach so langer zeit aber eh eine Neue. Kannst ja mir per PN mal ein Foto der alten schicken würde mich mal interessieren wie die ausgesehen hat.


    So und dann natürlich vorher wie oben beschrieben mal den Motor mit der Hand drehen, das hab ich total vergessen zu schreiben.

    am einfachsten Auf die Kurbelwelle ne passende Nuss auf die Ratsche gesteckt und dann gedreht. aber mit Gefühl. du wirst merken es geht mal leichter und mal schwerer, das sollte auch gleichbleibend so sein. Nennt sich dann wenn's schwer wird: Arbeitstakt (Kompression der Luft mit Einspritzung von Diesel zum Zünderfolg).


    Hydrauliköl.

    ich habe nach langem recherchieren HLP 46 genommen.

    Da kann ich aber jetzt nicht viel mehr dazu sagen weil ich bei meinem Geräteträger einen oben frei zugänglichen Tank habe, wo ichs abgelassen hab.


    Tipps am Rande:

    1. Einmalhandschuhe, sonst stinken die Finger noch ne ganze Woche lang...(haste noch was länger von :D)

    2. Trichter mit Siebeinsatz um den Diesel (nur vom vom Filterwechsel) wieder in den Tank zurück zu füllen, wenn du sauber gearbeitet hast.

    3. Papiertücher


    Ansonsten viel Erfolg und lass mal hören ob alles geklappt hat.

  • Moin Jascha

    Erstmal großen Respekt, hast du sehr genau und ausführlich beschrieben. Da wird Michael bestimmt gut mit zurecht kommen.:thumbup:

    Ich hätte noch ein zwei Kleinigkeiten, die ich anders machen würde.

    -Öl im Luftfilter

    Bei einem Ölbadfilter ist so vorzugehen:

    ÖLBADLUFTFILTER-Reinigung, alte Fendt Farmer -- ich SCHROTTE (fast) meinen MOTOR für Euch !!! - YouTube

    Wichtig ist Pinsel, Bremsenreiniger (Achtung Gesundheitsvorschriften da Lösemittelhaltig) und frisches neues Öl. Ich hab auch das genommen wie oben. Ein guter Liter bis anderthalb. Markierung ist angebracht im Gehäuse)

    Ich würde beim Reinigen des Ölbadluftfilters niemals Bremsenreiniger verwenden. Bei solanger Standzeit ist die Filterpatrone trocken, wenn man dann mit Bremsenreiniger anfängt zu reinigen, bleiben größere Mengen Bremsenreiniger im Filter hängen. Wenn dann der Motor, der 45 Jahre nicht lief, beim ersten Starten den Bremsenreiniger ansaugt, kann das fatale Folgen haben (Drehzahlmaximum wird erreicht oder überschritten).

    LuckyJack aus dem Video ist da der selben Meinung. Ich würde immer mit Diesel reinigen, da biste auf der sicheren Seite.

    2. Trichter mit Siebeinsatz um den Diesel (nur vom vom Filterwechsel) wieder in den Tank zurück zu füllen, wenn du sauber gearbeitet hast.

    Wenn der Diesel 45 Jahre alt ist würde ich diesen einmal komplett wechseln. Und schon garnicht beim Filterwechsel den Diesel wieder auffangen und erneut benutzen=O. Gerade der Diesel im Filter ist doch meist der dreckigste. Oder habe ich das jetzt falsch verstanden, wie du das meinst?


    Michael dir viel Erfolg und toi, toi, toi, dass dein Schlepper bald wieder töfft!


    Gruß

    Hinnerk

    Wenn er nicht Großes leisten sollte, dann wäres es kein Fendt geworden!


    Fendt Favorit 611S

    Fendt Farmer 103S

    Fendt GT 231

    McCormick Farmall D324

  • Hey,

    Ja stimmt schon, ich meinte damit den Diesel, der beim Neu befüllen überläuft, nicht den Alten. etwas umständlich formuliert, ja stimmt.

    Zum anderen, mit Bremsenreiniger hab ich die Schale unten gesäubert, die voll mit Ölschlamm war. Bei so viel Text ist mir das eben auch beim zweiten mal lesen nicht aufgefallen.

    Danke für die Korrektur!

  • Hallo,


    je länger ich drüber Nachdenke würde ich mir die Arbeit machen und mit einer Endoskopkamera zumindest in einen Zylinderinnenraum schauen. Das geht, falls vorhanden, über die Glühkerzenöffung oder evtl. über ein geöffnetes Ventil.

    Sollten die Zylinder innen Flugrost oder ähnliches angesetzt haben ist das nicht gut wenn der Motor anlaufen sollte. Die Kolbenringe und auch die Buchsen würden Schaden nehmen und der Motor läuft danach nicht besser als einer mit zig Stunden.

    Ich würde bei so einem Gerät da keinerlei Risiko eingehen und den einfach so Anlaufen lassen.


    Gruß Uli

  • Hallo!


    Erstmal willkommen im Forum und Glückwunsch zu dem Fendt!


    Sollte der tatsächlich 45 Jahre gestanden sein, würde ich dir auch raten, die Ölwanne abzubauen, da sich dort garantiert ein richtiger Ölschlamm gebildet hat. Der Schlamm kommt auch nicht durch die Ablassschraube raus, da muss man schon etwas nachhelfen. Glaub mir, mein Dieselross F15 stand 28 Jahre und der Ölschlamm kam nicht mehr bei der Ablassschraube raus <X. Da gibt's leider auch keine Abbaubare Ölwanne, also Gummihandschuhe und das Zeug händisch rausbefördern =O


    Ich kann aber fast nicht glauben, dass der schon 45 Jahre steht. Dafür sehen die Reifen noch viel zu gut aus!


    Welches Baujahr ist der denn? Und vorallem, wie viele Stunden hat der drauf?


    Viel Erfolg beim Reanimieren!


    MfG Paul