Motor trennen - philippinisch

  • Hallo liebe Fendtgemeinde,



    nun nachdem es mit den Restaurierunsarbeiten meines Farmer's 2D vorangegangen war, stand eine Arbeit vor mir, die ich immer weiter nach hinten geschoben hatte, weil mir einfach das Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten fehlte. In viele Dinge, von denen ich vorher keine Ahnung hatte, habe ich mich bereits eingearbeitet, aber den wegen Ölverlust's undichten Motor zu öffnen, das stand vor mir wie ein Berg. Es war als müsste ich den menschlichen Brustkorb öffnen und am offenen Herzen operieren. Niemals zuvor hatte ich mich getraut an einem Motor zu arbeiten. Dies habe ich immer den Leuten überlassen die ihre Arbeit beherrschten.


    Weil mir eben genau diese hier fehlten sah ich mich gezwungen die Sache selbst in die Hand zu nehmen, wohlwissend das ich keine Ahnung davon habe. Also war mein erster Schritt nach allem zu suchen, was hier im Forum dazu geschrieben stand. Je mehr ich gelesen habe um so unsicherer wurde ich. Da sah ich Konstruktionen die man für ein fachgerechtes Trennen benötigt die meine Fähigkeiten bei weitem übersteigen. Dennoch hat mich der Gedanke beschäftigt wie trenne ich das Gefährt um es auseinander ziehen zu können. In Ermangelung eines Hubwagens oder sonstiger Einrichtungen, mit denen ich einen Traktor hätte rangieren können, sah ich mich gezwungen mir selbst etwas anzufertigen. Auf zwei Dinge kam es mir an es sollte, da ich bis dahin glaubte es nur einmal zu benötigen, 1 . preisgünstig sein, 2. mir aber auch die nötige Sicherheit garantieren, dass mir nicht das gesamte Vorderteil runterfällt, denn ich hatte mich entschieden das Hinterteil, welches in anderen Beschreibungen weggefahren wird zu unterkeilen und das Vorderteil zu fahren, weil es mir einfacher und sicherer erschien.


    Nun in dieser Situation wurden mir all meine Unfägigkeiten bewußt und ich sah keinen anderen Ausweg als das zu tun was ich in solch ausweglosen Situationen mit dem Fendt immer tue, ich schrieb eine Mitteilung an ein Forumsmitglied, den ich mittlerweile wohl als Freund bezeichnen darf und ohne dessen Unterstützung ich mit meinem Fendt nicht da wäre wo ich jetzt bin. Auch ein Paket hatte mich zwischenzeitlich erreicht in welchem sich unter anderem passende Ersatzteile für genau diese Aktion befanden die er mir beschafft hatte. Wie ich es bisher immer wieder erleben durfte, wurde mir auch diesmal die Unterstützung zugesagt. Gestärkt durch diese Zusage traute ich mich nun die Angelegenheit in Angriff zu nehmen. Aus noch vorhandenen Winkeleisen fertigte ich einen verschraubbaren Ständer an. Nun hätte das Vorderteil zwar sicher stehen können aber ich konnte es nicht fahren also bedurfte es eines Rahmens auf dem das ganze Gefährt gerollt werden konnte. Von Kugellagern war die Rede, konnte ich mich erinnern, also wo habe ich noch welche? Fehlanzeige! Da stolperte ich über meine Hanteln, die hier in der Garage im Weg lagen. Während ich sie an die Seite räumte dachte ich, 3cm Achse, Gewichtsscheiben in verschiedenen Größen das könnte gehen. Kurzerhand wurden sie zu Achsen unter einem kleinen Behelfsrahmen umfunktioniert. Um nun nicht nur hin- und herfahren zu können sondern auch die Höhe zu justieren, schweißte ich noch zwei Stücke Winkeleisen ein zur Aufnahme eines kleinen hydraulischen Wagenhebers. Die gesamte Konstruktion schraubte ich unter das Vorderteil, unterkeilte das Hinterteil mit Spezell für diese Übung angefertigten Holzbalken. In der Beschreibung meines Vorgehens war ich gücklicherweise auf das verkeilen der Vorderachse hingewiesen worden denn das hätte ich mit Sicherheit vergessen. Der Tragfähigkeit meiner Holzbalken für das Hinterteil war ich mir gewiß und für meine gebastelte Konstruktion blieb immer noch Zeit für ein Stoßgebet. Das Öl war raus und die Muttern gelöst es konnte also losgehen. Langsam drückten wir die Vorderräder mit einem großen Kuhfuß Stück für Stück nach vorn. Eine kleine Lücke entstand und das restliche Öl lief in die dafür untergelegten Lappen. Das Vorderteil entfernte sich in Zentimeterschritten vom Hinterteil. Nichts fiel heraus, alles blieb an seinem Platz und erstmalig war es mir gelungen einen Traktormotor zu trennen. Die Bastellösung hielt dem Gewicht stand und die zur Sicherheit untergelegten Holzbalken wurden nicht benötigt. Ein innerer Jubelschrei beendete die Aktion für diesen Tag. Nun wenn das kein Grund für ein Feierabendbier ist, weiß ich es auch nicht. Also setzte ich mich mit ölverschmierten Fingern aber einem guten Gefühl im Bauch hin, öffnete ein San Miguel und prostete meinem Meister zu, der am anderen Ende der Welt die Mationettenfäden in der Hand hielt.



    Stets angeleitet gingen die Reparaturen eigentlich recht flott und auf umgekehrtem Wege konnte der Traktor wieder in einen fahrbaren Zustand versetzt werden.


    Eine Probefahrt noch ohne Haube, was den Stolz des Besitzers aber nicht schmälerte. Erstmalig bewegte ich das Gefährt auf normalen Straßen, nachdem ich über die Feldwege aus unserem Grundstück herausfuhr. Hier und da mussten noch überhängende Äste entfernt werden aber dann war es soweit. Aus eigener Kraft bewegte sich der Farmer und tat wofür er bestimmt war,

    f a h r en . Nun eigentlich ist es ein Arbeitsgerät und eine wirkliche Arbeit habe ich für ihn noch nicht aber kommt Zeit kommt Rat.


    Der nächste Morgen brachte schnell wieder Ernüchterung ins Spiel denn die Öllache, wegen der die gesamte Operation notwendig wurde, war wieder da. Der Verzweiflung nahe blieb wiederum nur eine Email. Dem folgten Bilder und Beschreibungen bis der Satz kam den ich zwar vermutet habe aber nicht hören wollte:" Der muss wohl nocheinmal geöffnet werden irgendwas hast du da falsch gemacht aber wenn es gut werden soll, muss man manches zweimal machen". Jetzt hatte ich den Vorteil zu wissen was mich da erwartet und schnell war der Schlepper wieder auseinander. Alles hat geklappt wie beim ersten mal.


    Eine Liste möglicher Fehlerquellen lag bereits vor uns so konnte ich Punkt für Punkt nachschauen und die Ursache ermitteln. Kleine Ursache große Wirkung kann man da nur sagen, denn ich hatte den kleinen Wedi nicht weit genug bis zum Nadellager in die Welle gedrückt. So saß der Wellendichtring nicht exakt auf der Dichtfläche der Welle sonder zu weit vorne und das Öl konnte auslaufen. Fehler behoben, alles wieder eingebaut und erneutes Zusammenführen der beiden Traktorteile. Auch hier wieder der Tip vom Meister: "Hebel für Zapfwelle schalten und beim Zusammenfahren durch Bewegen der Zapfwelle Sorge dafür tragen, dass die Teile wieder sauber ineinander geführt werden".


    Letztlich möchte ich noch meinen Dank aussprechen für die ganz persönliche Unterstützung, aber auch an diejenigen, die solche Voraussetzungen geschaffen haben, dass soetwas überhaupt möglich ist.



    Seid herzlichst gegrüßt v.a.E.d.W



    Wolfgang von der Insel