Wie alles begann

  • Habe unlängst einen vergessenen Bericht gefunden, der die Geschichte meines Farmers 2D erzählt. Dieser wurde aber nie eingestellt. Beim Durchlesen habe ich nochmal über all die investierte Arbeit nachgedacht und mir vor Augen geführt was daraus entstanden ist. Ohne eure Hilfe wäre ich nie dahin gekommen wo ich heute bin. Auch wenn immer noch Arbeiten anfallen die erledigt werden müssen möchte ich keine der Restaurationsstunden missen denn sie haben mir gezeigt, dass du selbst als unerfahrener Schrauber zu Leistungen fähig bist die du dir selber nicht zugetraut hättest wenn du von hilfsbereiten Fachleuten unterstützt wirst. Danke nochmal und den wiedergefundenen Bericht füge ich an.


    Meine Geschichte vom Fendt Farmer 2D


    Im Jahr 2014 war mir bei einem befreundeten Ehepaar welches ein Beachresort auf der schönen Insel Bantayan Island, Philippinen unterhält ein Traktor aufgefallen, dessen wesentliche Aufgabe darin zu bestehen schien, langsam aber stetig vor sich hin zu rosten und dem sicheren Verfall entgegen zu steuern. Einst hatte er mit dicken Zwillingsreifen ausgestattet schwere Boote an Land gezogen, was jetzt von bulligen Pick up's erledigt wird. Beim näheren Hinsehen, erkannte ich, dass es sich um einen Fendt Farmer 2D handelte, das war es jedenfalls was auf der Motorhaube stand. Der Trecker war in einem bemitleidenswerten Zustand. Einem Ross hätte man den Gnadenschuss wohl nicht versagt.


    Gegen Ende des Jahres 2015 bekamen wir Besuch von einem deutschen Kollegen, mit dem ich über den Traktor sprach. Dieser war wohl im Wissen darum, dass er bald wieder abreisen wird, bei einem Besichtigungstermin der Meinung, diesem bedauernswerten Geschöpf könne man mit viel, nein ganz viel Liebe und noch mehr Arbeit zu einem schönen Lebensabend verhelfen. Irgendwie tat mir das Fahrzeug leid, ein Leben wie dieses, den sicheren Tod vor Augen, hatte es nicht verdient zumal es ein Fendt Farmer war. Der Mercedes unter den Traktoren wie mir berichtet wurde. Also ließ ich mich von der Euphorie meines Kollegen anstecken und sprach mit meinem Freund dem Beachresort- und Traktorbesitzer. Dieser wiederum schloss sich mit seiner besseren Hälfte kurz und nach Tagen des Wartens kam die Entscheidung. Mit den Worten:" Du bist ab jetzt der neue Besitzer", war ich aufgenommen in die Schaar der Fendteigner.


    Ab diesen Worten betrachtete ich das fast verstorbene Wesen mit anderen Augen. Es fiel mir auf, dass der Lenker durchgerostet war, die Kotflügel fast abfielen und Lampenhalterungen, Lampen und Leuchten bereits verloren waren. Jetzt machte mir die Menge der zu ersetzenden Teile Angst, denn immerhin leben wir auf den Philippinen. Auch dafür hatte mein Kollege eine einfache und für ihn geniale Lösung. Sein Bruder, der noch unwissend der Dinge die auf ihn zukommen sollten, sei Landmaschinenspezialist und er kann alles reparieren. Schön für ihn, mir nützte es im Moment und wohl auch zukünftig recht wenig. Nichtsdestotrotz, setzte ich mich mit ihm in Verbindung. Da es meinem Kollegen bei uns gefallen hat, spekulierten wir auf einen Restaurierungsurlaub des Bruders. Vorerst haben wir ihn in die Ersatzteilbeschaffung eingespannt und warten der Dinge.

    Mit meinem englischen Schwager wurde dann der erste Schlachtplan geschmiedet. Irgendwie müssen wir das Gefährt auf unser Grundstück bekommen, damit wir zur Restaurierung nicht immer ins Resort fahren müssen. Also erste Versuche das Pferd wieder auf die Beine zu bringen. Batterie anschließen, aber keine Klemmen mehr vorhanden. Dreht der Motor? Beim Startversuch glühen die Überbrückungskabel fast. Festhalten kannst du sie jedenfalls nicht mehr. Motor dreht! Ölkontrolle, wo ist der Meßstab? Ok, Öl ist ausreichend. Diesel? Ist noch drin aber Jahre alt. Funktioniert sowas noch oder sollten wir es komplett ablassen? Mehr Fragen als Antworten.


    In diese Situation hinein eine Botschaft der Freude, ein Bekannter hatte bei Fendt gearbeitet und besaß eine Betriebsanleitung für den Farmer. Recherchen im Netz führten zu weiteren Erfolgen und Stück für Stück bekommen wir System in den Wiederaufbau. Immerhin haben wir das nach dem Taifun auf anderem Gebiet auch schon geschafft. Unser Plan, über den wir uns nun austauschen sieht folgendes vor, wir werden mit der Feststellung des Istzustandes mehr ins Detail gehen müssen und eine todo-Liste erstellen für die ersten Arbeiten. Schließlich soll das Pferd auf eigenen Füßen heimlaufen.


    Hier nun hatte ich auf Unterstützung aus dem Netz gehofft immerhin habe ich von einem Fendt Oldtimerforum gelesen und mir gedacht, dass ich mit meinem Fendt nichts erleben werde, was andere Fendtbesitzer nicht auch schon durchgemacht haben. Erfahrungsaustausch sollte die Lösung sein. Was mache ich nun ihr Fendtfachleute hier am anderen Ende der Welt mit meinem frisch erworbenen Problemfall, zumal ich nicht einfach losmarschieren und mich nach Ersatzteilen umschauen kann.


    Zwischenzeitlich hat sich bereits einiges getan und die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg gekrönt. Das Herz hat bereits wieder geschlagen, er steht auf eigenen Füßen und langsam versuchen wir die ersten Gehversuche. Die Fahrt zu unserem Grundstück ist nicht sehr weit aber unter diesen Umständen recht anstrengend. Auch wenn der Motor dreht und sich das Gefährt in Bewegung gesetzt hat, die Lenkung mit unserem angeschweißten Ersatzlenker gestaltet sich doch recht schwierig. Es ist eher eine Zickzackfahrt auf unseren schmalen Dorfgassen. Nur die Schrittgeschwindigkeit lässt ausreichend Zeit das Fahrzeug auf der Straße zu halten. Eskortiert von Fahrzeugen vor und hinter dem Trecker steht er nun im heimischen Stall unter Palmen am Meer und wartet auf die Restaurierung.


    LG v.a.E.d.W

    Philtrecker Wolfgang


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  • Hallo Wolfgang, ;)


    schöner Bericht.:)


    Besonders interessant, 8)da die Umstände wie du es beschreibst, ja doch nicht alltäglich sind.

    Wie es dann gewöhnlich hier im Herstellerland für andere Besitzer sicherlich einfacher zu händeln ist.


    Ich wünsche viel Glück und großes Durchhaltevermögen, ;)

    bei den weiteren Restaurationen und freue mich persönlich auf deine Berichte.:saint:

  • Hey, :)


    ich noch einmal.;)


    Vergaß natürlich ganz wichtig zu erwähnen, das mich deine bisherige Kreativität (Lampen an der Haube, Ersatzteilsuche) schon

    sehr beeindruckt hatte.

    Ich denke im Stillen dabei, nur unter Palmen ausruhen, hätte das natürlich nicht alles so weit gebracht... :)


    Wünsche weiterhin jedenfalls gutes Gelingen.

  • Moin,

    Das ist ja eine schöne (fast schon Rosamunde Pilcher taugliche) Geschichte.

    Wünsche Dir noch viele gesunde Jahre Zeit im Paradies unter Palmen mit Deinen Lieben und dem kleinen Fendt.

    Vielleicht erreichen uns ja noch Bilder vom anderen Ende der Welt von Euch, dann bekommen wir auch noch das nötige Feeling dazu.

    Viele Grüsse aus dem grauen Nordrhein Westfalen

    Klaus


    PS Hey Willy, haut es Dich auch immer so früh aus den Federn?

    Dann sind wir wohl Leidensgenossen:)

  • Was man nicht alles bei der Durchsicht des Rechners findet. Hier die Fortsetzung aus 2018



    Heute, Sonntag den 13.Mai 2018, dachte ich mal einen kurzen Zwischenstand über den in der Restaurierungsphase befindlichen Traktor zu geben, da die Arbeit aufgrund der extremen Hitze momentan etwas ins Stocken geraten ist. Temperaturen von über 35 Grad bereits morgens um 07:30h machen mir das Arbeiten am Fendt unmöglich. Bei der Hitze ist das Aufstehen schon eine Qual. Laufen auf den Fliesen ist ohne Schlappen nur im Schnellgang machbar weil einem sonst die Fußsohle brennt. Allerdings bis zur Schulter im Meer läßt es sich aushalten und wenn Ruth dann noch den fertigen Kaffee am Wasser serviert ist das Leben wieder so wie wir es gern haben, ruhig und entspannt.


    Der Traktor hat allerdings Pause und der derzeitige Stand ist, zwar weiter fortgeschritten aber eben noch lange nicht fertig. Im Moment steht er auf Holzständern, hat abgeschraubte Hinterräder und eine demontierte Hydraulikpumpe. Er wartet auf die erneute Anbringung der Bremspedalerie und muß vom Lenkrad aus nach hinten noch komplett gereinigt, entrostet und neu lackiert werden. Die Kotflügel wurden aus Polyester gefertig, grün gespritzt und mit Rückleuchten, Blinkern und Standlichtern bestückt. Die für die Kotflügel erforderlichen Halterungen konnten mit Rundeisen verstärkt werden, wurden ebenfalls demontiert und warten auf's Entrosten und die neue Farbe. Festgerostete M14ner Schrauben sind nicht gerade einfach zu lösen und ich habe viel Zeit investiert sie heraus zu bekommen. Auch die Bremspedale waren zum Teil festgerostet. Ich hatte ja erwähnt, dass der Traktor benutzt wurde um Boote an Land zu ziehen und natürlich ist man mit dem Schlepper auch ins Salzwasser gefahren. Worte wie "Wartungsarbeiten" oder "abschmieren" sind Fremdworte, nicht nur weil es deutsche Worte sind . Das Lager im Vorderrad bestand beim Ausbau aus einem zusammengerosteten Klumpen Metall. Die Vorderachse wurde ausgebaut, überholt und bekommt noch neue Lagerbuchsen, welche in Deutschland schon bereit liegen. Soweit möglich müssen alle Abschmiernippel wieder gangbar gemacht oder ausgetauscht werden. Viele Einzelteile wie Auspuff, Trittbretter, Gasgestänge etc. sind bereits vorbereitet, lackiert und zur Montage fertig. Einiges wie Dach und der komplette Überrollbügel müssen noch entrostet und mit neuem Farbanstrich versehen werden.

    Da die Hinterräder nun mal ab sind stellt sich die Frage ob man nicht gleich auch mal nach den Bremsen sieht Bremsbeläge und Nieten sind bereits gekauft aber es ist eine unbekannte Arbeit, man weiß nie was einen erwartet und auch hier ist es wie überall, hast das erst mal auf, empfiehlt es sich nach den Dichtungen zu schauen. Und das sind oft Dinge, die meine eingeschränkten Traktorkenntnisse übersteigen. Das macht mir insofern Angst als dass ich im Fendtforum dann Sachen lese wie: Vorsicht bei der Abnahme, da können dann irgendwelche Dinge irgendwo reinfallen und das erfordert wieder weitete Arbeiten von denen ich keine Ahnung habe. Gewusst wie's geht kost's Geld bewahrheitet sich auch hier wieder in besonderem Maße. Leider sind die Fendtfachgeschäfte sowie -werkstätten hier äußerst dünn gesät und jegliche Art von Fachkenntnissen kommt aus dem Internet. Auch wenn es oft gut erklärt und beschrieben ist, etwas Neues bringt immer Überraschungen mit sich insbesondere, wenn man aus einer ganz anderen Branche kommt. Dennoch ist es mir gelungen das Gefährt bis hierhin zu restaurieren da werden wir den Rest auch noch schaffen denke ich. Es ist halt hier und da etwas Unterstützung nötig. So warte ich auf einen ganz besonderen Freund, der mir nicht nur wegen seiner Fachkenntnisse im Traktorbereich bekannt ist sondern wir bereits Freunde waren, als er noch im Kindesalter das Zeltlager besuchte. Auch wenn wir oft längere Zeit nichts voneinander hörten, so verloren wir uns doch nie aus den Augen. Heute ist er selbst mehrfacher Familienvater, hat bereits Söhne mit eigenen Fendttraktoren und ist immer noch im Geschäft. Seine Frau und er haben bereits über einen Philippinenbesuch nachgedacht und ziehen es in Erwägung, worin wir sie natürlich nach bestem Wissen und Gewissen unterstützen. Also hoffen wir mal, dass es bis zur Reise nicht so lange dauert und sie ausreichend Zeit einplanen.

    Vorher kann aber vieles noch vorbereitet und fertig gestellt werden. Ziele sind ein laufender Motor und die Räder sollten wieder drauf sein, was diese Geschichte mit Bremsen Dichtungen etc. wieder ins Spiel bringt.


    Die Zeit ist vergangen und mittlerweile neigt sich das Jahr 2018 dem Ende zu. Die Tatsache, dass wir einen Mitarbeiter eingestellt haben macht die Arbeit am Traktor wieder einfacher, denn er erledigt Dinge, die ich nicht besonders mag. So konnte das gesamte Heck vom alten Anstrich befreit und neu lackiert werden. Die Pedalerie liegt zur Montage bereit und die ebenfalls mit neuer Farbe versehenen Kotflügelhalterungen sind wie auch der rechte Kotflügel bereits angebracht. Der Auspuff hat nochmal richtigen Stress gemacht, denn nach der Anbringung der Hinterräder, um den Traktor in der Garage zu drehen, stellte ich fest, dass die Halterung nicht mehr passte. Sie war nach der Demontage stark verrostet und wurde wieder geschweißt. Auch der Auspuff hat in Teilbereichen neue Bleche und Rohrstücke erhalten. Was wir da zusammen gebastelt haben weiß ich nicht mehr Fakt war es hat nicht gepasst und musste erneuert werden. Nun bin ich in Cebu zum medical check up und habe die Gelegenheit genutzt feuerfesten schwarzen Lack und hitzebeständiges Schmierfett zu kaufen um dem Auspuff das richtige Aussehen und den erforderlichen Rostschutz zu gewährleisten sowie den Lagern die nötige Schmierung zu garantieren.

    Das sollte es dann für dieses Jahr gewesen sein, schauen wir mal erwartungsvoll nach 2019 und hoffen auf weitete Erfolge bei der Restaurierung meines Fendt Farmer 2D.

  • Ja, :)


    einen schönen Eindruck erhält man aus deinen Bericht. ;)

    Den Bildern mit welchen Widrigkeiten du dort an der Restauration arbeitest.


    Trotz der herrlichen Umgebung und dem etwas anderen Klima... wie hier in Deutschland.^^


    Natürlich erinnert es mich auch viel an die Improvisationen :(;)die ich einst auch hier im Ostteil gewohnt war.