Bastelbericht: Hubstreben gangbar machen

  • Hallo allerseits,


    die Hubstreben an meinem 106er waren beide festgegammelt und durch einen der Vorbesitzer sträflich mißhandelt worden:
    an der linken war die Kurbel abgebrochen, an der rechten der Spannstift am kleinen Ritzel abgeschert und die Spindel verbogen.

    Hier im Forum hat die Suche nicht allzuviele Ergebnisse gebracht, also will ich meine Erfahrungen beim zerlegen und wieder zusammenbauen mal festhalten.

    Ausgebaut waren die Hubstreben schnell. Die Bolzen zeigten einen altersgemäßen Zustand (d.h. erheblich abgenutzt) und werden noch ersetzt.


    Los geht es mit der Hubstrebe mit abgerissener Kurbel:

    Erst mal das Ritzel und den Stumpf der Kurbel entfernen. Dazu die Spannhülse am Ritzel herausdrücken und dann lässt sich die Achse der Kurbel relativ leicht nach oben heraus entfernen.

    Die Achse hat einen Durchmesser von 16 mm, die abgesetzten Stücke haben 14 mm. Dementsprechend ist der Innendurchmesser des Ritzels auch 14 mm. Die Spannhülse hat 5 x 22 mm - eine 5x20 reicht aber auch.

    Für die abgerissene Kurbel gibt es mehrere Möglichkeiten:

    Entweder man schweißt eine neue Kurbel an den vorhandenen Stumpf oder man fertigt das ganze Teil am Stück neu indem man einen 16mm Rundstab passend abdreht und die Kurbel aus dem dünneren Ende zurechtbiegt.
    Ich hab das provisorisch gelöst indem ich ein M10-Gewinde in den Kurbelstumpf gebohrt habe, dann eine Kurbel aus 10er Rundstab gebogen und ein Gewinde drauf gedreht habe. Dann das ganze mit Kontermutter und reichlich Loctite zusammengesetzt - hält. Die endgültige Lösung wird eine Neuanfertigung sein; das geht an der Drehbank fix und kostet wenig.

    Zurück zur eigentlichen Hubstrebe: da man so nicht weiter kommt, wird die oben an dem "Kurbelgehäuse" befindliche Abdeckkappe 40mm, DIN 443 entfernt (geht leider nicht zerstörungsfrei...) und so die M20-Mutter freigelegt um sie herauszudrehen. Wenn die Mutter entfernt ist, kann die Hubspindel nach unten aus dem Gehäuse entfernt werden.

    Dazu braucht man eine bearbeitete 30er Nuss, weil bei den normalen die Wände zu dick sind.

    Also eine solche angefertigt - das ging ganz gut.


    Offenbar war an der Mutter schon mal jemand dran: Mutter und Gewinde waren mit einem Körner oder Meißel bearbeitet worden. Bei genauem Hinsehen war zu erkennen, daß die Mutter mit einer Spannhülse auf dem Gewinde gesichert war. Und einer der Vorbesitzer hat die Hülse mit Gewalt _der Länge nach_ (!) abgeschert.

    fendt-oldtimer.de/wcf/index.php?attachment/44039/

    Jedenfalls war die Mutter dadurch so verkeilt daß bei passend blockiertem unterem Ende der Hubstrebe sich am Ende doch das Spindelgewinde bewegen ließ. Ein paar mal rein und rausgeschraubt, ordentlich Öl dran und alles war wieder in bester Ordnung.
    Normalerweise wird das aber so nicht gehen wenn die Spannhülse in der Mutter noch heile ist und vor dem herausdrehen der Mutter entfernt wird. Dazu hat sich ein dünner Stahldraht bewährt - einfach in die Spannhülse stecken und herauspfriemeln.

    Das war bei der rechten Hubstrebe (mit der abgescherten Spannhülse im Ritzel) der Fall.
    Hier bleib mir nichts anderes übrig als den Brenner zu nehmen und das Gewinde zünftig zu erhitzen.
    Neu lackieren wollte ich die Hubstrebe ja sowieso...
    Dann das Spindelgewinde kurz mit Wasser abgekühlt und dann mit einer sehr großen Wasserpumpenzange an der runden Mutter und dem Zahnrad gleichzeitig anpacken und zerren was das Zeug hält. Nach ein paar Versuchen bewegte sich das Spindelgewinde und ließ sich dann herausschrauben.


    Zurück zur ersten Hubstrebe:

    Durch die abgescherte Spannhülse wurde das Gewinde oben an der Spindel natürlich ruiniert. Mit einem M20-Schneideisen nachgezogen und eine neue Mutter verwendet.


    Das große Spindelzahnrad ist auf der Spindel aufgepresst und mit einer M20-Mutter (OHNE Sechskant, leider kein Foto) gekontert. Da das alles lose war habe ich das Zahnrad mal ganz entfernt (siehe Foto oben). Beim Zusammenbau erhitzt man das Zahnrad, dann fällt es locker auf die Spindel und schrumpft fest. Mit der runden Mutter kontern damit das Zahnrad später nicht durchrutscht.


    Die Lager der Spindeln habe ich nicht rausgenommen weil sie beide noch gut waren.


    Der Zusammenbau ist dann relativ einfach. Blöd sind die 40mm-Abdeckkappen - die sollte man vorher besorgen. Alles andere ist handelsübliches Baumarktsmaterial.


    Viel Spass beim Nachbauen!

  • Hallo,


    Guter und Interessanter Beitrag!

    Bei meinen 108er hat die mein Vater im Herbst/Winter auch wieder gangbar gemacht!

    Hab das nur nicht mitbekommen da ich auf Arbeit war und er das in seiner Kostbaren Rentnerzeit (die haben ja bekanntlich nie Zeit!?) gemacht hat!


    Kann leider auch keine Bilder sehen!


    Gruß Jens

  • So, irgendwie ist das mit dem Bilder einfügen nicht so wirklich selbsterklärend...

    Jetzt hängen sie halt alle 4 unten an.


    Was mir im nachhinein auffällt:

    es gibt keine wirklich gute Möglichkeit die Spindel in der Hülse zu bewegen weil man an der Spindel nirgendwo vernünftig anpacken kann.

    Hat jemand eine bessere Idee als mit der großen Zange am Spindelzahnrad und der runden Zahnrad-Kontermutter gleichzeitig zu zerren? Materialschonend ist das nämlich nicht...


    Grüsse, Robert