VDO Hebeltankgeber instandsetzen z.B. Favorit 612LS

  • Moin!


    Ich möchte hier einmal zeigen, wie ich bei meinem Schlepper (612LS) den Tankgeber instand gesetzt habe. Es handelt sich um einen Widerstands-Tankgeber von VDO.

    Diese "Anleitung" ist für alle empfohlen, die viel Geduld und ruhige Finger haben.


    Der Tankgeber zeigte dauerhaft "voll" an, sobald ich den Kontakt abgezogen und gegen den zweiten Kontakt (müsste Fahrzeugmasse sein) gehalten habe ging die Anzeige auf "leer". Beim Ausbau zeigte sich, dass der Widerstandsdraht an vielen Stellen durchgeschliffen und unterbrochen war.

    Den "Spulenkörper" habe ich ausgebaut und die Leitung am Kontakt abgetrennt. Dann habe ich ein möglichst langes Stück Draht abgewickelt und an den Enden mit Schleifpapier entlackt. Mit dem Multimeter habe ich den Widerstand gemessen und mit dem Dreisatz auf eine Drahtlänge von 100cm hochgerechnet. So bin ich auf einen Widerstand von 52 Ohm / 100cm gekommen. Den Durchmesser des Drahtes habe ich mit einer Bügelmessschraube gemessen; dieser hat 0,1mm betragen.

    Die Drahtlänge war schwer zu ermitteln, ich hatte keine Lust, den gesamten Draht abzuwickeln und aneinander zu reihen. Also habe ich das Stück, das ich zum Ermitteln des Widerstandes benutzt habe auf die gesamte Breite der Wicklung hochgerechnet und kam auf etwa 4,5m.

    Im Internet (und auch beim Elektromaschinenbauer) gab es in haushaltsüblicher Menge nur Draht mit 63 Ohm / 100cm. Bei Conrad habe ich also 2 Längen a 5m davon bestellt.

    Den alten Draht habe ich mit einem scharfen Steckeisen abgekratzt und den Spulenkörper gereinigt.

    Dann habe ich den Spulenkörper vorsichtig in meine Drehbank ins Vierbackenfutter gespannt. Mit zwei Personen und dem langsamsten Gang habe ich versucht, ohne Kreuzungen den Draht aufzuwickeln. Davon kann ich nur abraten, zum Glück habe ich ja vorausschauend gleich zwei Längen Draht bestellt.

    Der zweite Versuch also ohne elektrischem Antrieb mit der linken Hand am Backenfutter als Kurbel und der rechten Hand am Draht. Dieser war um einiges erfolgreicher. Um einigermaßen zu kompensieren, dass der Draht einen höheren spezifischen Widerstand hat habe ich die Drahtlänge etwas verringert (auf etwa 3,9m) und zwischen den Windungen einen dünnen Spalt gelassen, sodass der Schleifkontakt trotzdem überall auf Draht trifft.

    Beide Enden habe ich entlackt und den Durchgang geprüft. Gesamtwiderstand 150 Ohm. Das eine Ende habe ich einfach um den Spulenkörper gewickelt und verdrillt und das andere Ende stramm um den Messingkontakt gewickelt und mit Lötzinn überzogen. Konstantan (das Drahtmaterial) selbst ist nicht lötbar (habe ich leider festgestellt ;))

    Die Wicklung habe ich dann beidseitig mit dünnflüssigem, ausgehärtet niedrig viskosem Sekundenkleber überzogen. Im trockenen Zustand habe ich dann die Seite, auf der später der Schleifer laufen soll, erst mit einem Dremel und dann mit verschiedenen Schleifpapieren von dem Sekundenkleber und dem (grünen) Isolierlack befreit. Hierbei sollte man wirklich vorsichtig sein, sonst ist einiges an Arbeit verloren.

    Dann alles wieder zusammen bauen, die Leitung am den Anschluss nach außen anlöten, den Hebelarm anbauen ( hierbei haben mir die Fotos, die ich vorher gemacht habe, sehr geholfen) und den Schleiferdruck nach Gefühl einstellen. Er sollte in keinem Fall zu stark schleifen, sonst ist der Draht bald wieder durchgeschliffen.


    Optimal wäre ein Gesamtwiderstand von etwa 130-140 Ohm gewesen (also eine etwas kürzere Drahtlänge), meine Tankanzeige geht nicht komplett auf "voll", aber damit kann ich sehr gut leben. Auf jeden Fall schöner als täglich in den Tank kucken, ob noch genug da ist.


    Ich hoffe, ich kann jemandem hiermit helfen, wer geduldig und sorgfältig arbeitet sollte das hinbekommen. Wichtig ist, dass der Draht sich beim Aufwickeln nicht verknotet und nicht überschneidet.


    Liebe Grüße ausm Norden, Morris.

  • Hi Morris,


    das ist mal ein Bericht. Nicht schlecht!!! :thumbup::thumbup:


    Hut ab, viel Aufwand für so ein kleines Teil!!


    Ich hatte ein ähnliches Problem mit einem Öl-Druck-Geber, der auch so ein Schleifkontakt hatte, hab dann aber für 19,-€ einen neuen gekauft. War mir dann doch zu viel Aufwand, und ob das dann so funktioniert hätte wollte ich nicht testen.


    Echt toll Deine "Aufarbeitung" des Schreifers. 8)8)

    Viele Grüße aus dem Spessart.


    Thomas



    Ich bin so alt, bei uns kam die Navigationssoftware von Falk, die Einparkhilfe hieß Mama und der Spurassistent war n'e Leitplanke. :D