Instandsetzung für Tüv F28

    • Offizieller Beitrag

    Moin

    Man,lernt nie aus,egal wie alt man ist.....Es sei denn man ist resistent gegen jegliche Fortbildung... Solche soll es ja auch geben... :thumbup::thumbup:

  • Schlichtkreide wird auf die Schlichtfeile aufgerieben um die entstehenden Späne zu binden. Die setzt sich in die Zwischenräume der Feile und hält die Späne fest. Nach jedem zweiten oder dritten Hub wird die Feile dann mit der Stahlbürste ausgebürstet und neue Schlichtkreide eingerieben.

    Moin,


    bei uns wurde das Schlichten mit Feile, Schlemmkreide und Öl gemacht.

    Damit konnte man eine Riefenfreie Oberfläche erzeugen. Das zu kontrollieren war immer eine besondere Freude des Ausbilders.....:)


    Gruß

    Rolf

  • So ihr Lieben,

    ich kann vermelden daß der Gaul wieder wiehert, und zwar komplett ohne Qualm.

    Nach stundenlanger Fummelei und ca 25 mal Einspritzpumpe ab- und dranbauen war dann endlich die richtige Einstellung gefunden.

    Damit man das nachvollziehen kann warum das so schwierig oder besser langwierig ist fang ich mal ganz von vorne an. Möglicherweise kann das ja irgendwer mal irgendwann gebrauchen oder liest es einfach nur zum Spaß.

    Grüße aus dem schönsten Bundesland der Welt 8)


    Nun denn, die Hand ans Werk,

    die Herzen himmelan,

    denn im Zaudern liegt die Gefahr.

  • Aufbau, Funktion und Einstellung der Natterpumpe

    Erst mal der Aufbau:

    Auf der Nockenwelle sitzt verschiebbar dieses Trägerrohr (links im Bild)


    Die Nockenwelle hat eine lange Feder, die in diese Nut des Trägerrohres passt

    Somit ist das Trägerrohr axial verschiebbar, aber nicht drehbar gegenüber der Nockenwelle.



    Sowohl Trägerrohr .....

    ..... wie auch der Nocken

    ... haben mehrere Löcher in bestimmten Abständen. Das ergibt so eine Art Nonius wie auf der Schieblehre. Von übereinstimmendem Loch zum nächste ergibt das eine Verstellung gegenüber dem Trägerrohr zum Nocken (und somit auch zur Nockenwelle) von jeweils 2. 1/2 Grad.


    Glaubt man eine geeignete Grobeinstellung gefunden zu haben, wird ein Stahlstift in das passende Loch gesteckt


    ... und mit dieser Feder gesichert


    Die Nut hinten am Nocken nimmt den Schiebering oder Gleitschuh auf, indirekt die Steuerung vom Gaspedal her.




    Übrigens ein schönes Detail :

    Die Bohrung zeigt nach oben und sammelt herumspritzendes Öl auf um damit den Gleitschuh zu schmieren

    Ich freu mich immer an so kleinen, pfiffigen Lösungen.

    Grüße aus dem schönsten Bundesland der Welt 8)


    Nun denn, die Hand ans Werk,

    die Herzen himmelan,

    denn im Zaudern liegt die Gefahr.

  • Am vorderen Ende des Trägerrohrs befinden sich zwei Löcher ...


    ... in die dann diese Mitnehmer .....




    ...... eingesteckt sind. (hier sind das noch die alten)


    Diese greifen dann in den Fliehkraftregler, der auch auf der Nockenwelle sitzt.




    Und mit dieser Fläche sitzt er im Lager. Das ist der komische Knubbel auf der Stirnseite des Motors.


    An diesen beiden Nippeln ist noch eine Feder angehängt, die die Gewichte wieder nach innen zieht. Wenn die gebrochen ist könnte das die Ursache sein daß der Motor kein Gas annimmt. (Feder fehlt auf dem Bild)


    Dreht sich nun die Nockenwelle, drehen die Gewichte mit, fliegen nach außen und die Ärmchen des Reglers schieben über die Mitnehmer das Trägerrohr mitsamt dem Nocken zurück. Je höher die Drehzahl umso höher die Fliehkraft, umso größer die Kraft mit der der Nocken Richtung Standgas zurückgeschoben wird.


    Eben erwähnte ich, daß das Gaspedal nur indirekt auf den Gleitschuh wirkt. Das bedeutet mit dem Gaspedal betätigen wir im Motor keine starre Verbindung, sondern erhöhen die Federkraft der Feder die den Gleitschuh Richtung Vollgas verschiebt. So pendelt der Nocken quasi zwischen Fliehkraft des Reglers und Federkraft vom Gaspedal.

    Drehzahl zu hoch, gewinnt die Fliehkraft die Oberhand und schiebt den Nocken zurück;

    Drehzahl niedriger als vom Gaspedal eingestellt, ist die Federkraft größer als die Fliehkraft und schiebt den Nocken Richtung Vollgas.

    Grüße aus dem schönsten Bundesland der Welt 8)


    Nun denn, die Hand ans Werk,

    die Herzen himmelan,

    denn im Zaudern liegt die Gefahr.

  • So sieht das ganze dann im Motor aus

    Auf dem Bild ist der Nocken mit Trägerrohr auf die Nockenwelle gesteckt (verschiebbar) und der Regler unverschiebbar.

    Oben sieht man die Rollenstößel und deren Achse, Die Welle darüber ist die Abstellwelle. Wird diese betätigt, drückt sie oberhalb der Achse auf den Rollenstößel, hebt ihn somit vom Nocken ab und die Einspritzpumpe wird dann nicht mehr betätigt. Der Pumpenkolben ist dauerhaft gedrückt. (Stellung Nullförderung)

    Der Nocken steht hier in Vollgasstellung ganz rechts. Die Rollen laufen jetzt über den hohen Teil des Nockens. Wird die Einheit nun nach links verschoben, laufen die Rollen über den rechten, niedrigen Teil des Nockens.

    Im Stillstand sind die Gewichte des Reglers durch die Federn ja nach innen gezogen, also angeklappt. Deshalb steht der Nocken dann auf Vollgas.

    Hier sieht man jetzt auch die Federn an den Gewichten.

    Da sind die nochmal in groß. Die hab ich ausgetauscht weil sich die Federn dort wo sie aufgehängt sind mit der Zeit "durchscheuern" (Bild reiche ich noch nach, habs irgendwie verschlampt)


    Das ist die vordere Spitze der Nockenwelle, bzw die Lagerfläche des Reglers. Hier kommt jetzt der Deckel mit dem Lager drauf, und darauf nochmal eine Abdeckung, unter der man die Mutter der Nockenwelle lösen kann.


    Da ist noch ein schönes Bild zur Gesamtübersicht

    Da schauen wir von der Stirnseite auf die Nockenwelle. Man sieht den Gleitschuh am Nocken, die "Nase" des Nockens die die Rolle des Rollenstößels betätigt, die Achse des Stößels und darüber die Abstellwelle.

    Nummer 8 ist dann der Stößel an dem die Feineinstellung für den Förderbeginn eingestellt wird. Der wird ja mit der Federkraft der Pumpe gegen den Rollenstößel gedrückt, und je länger man den mit Mutter und Kontermutter einstellt, desto geringer wird das Rollenspiel. Dieses darf zwischen 0,05mm und 0,15 mm betragen. Also gerade mal 1 Zehntel mm. Eine sechstel Umdrehung an der Mutter verändert dieses Spiel aber schon um 0,2mm. Das heißt wenn die Mutter eine Kannte weitergedreht wird ist man schon außerhalb der Toleranz. (ein Feingewinde hätte hier wohlgetan)

    Erschwerend kommt hinzu, daß man durch Verändern des Spiels auch den Förderbeginn ändert. Größeres Spiel -> späterer Förderbeginn und umgekehrt. Man muß also den Förderbeginn innerhalb der Toleranz treffen. Und das mit sechstel, zwölftel oder noch geringeren Umdrehungen an der Mutter. Nach jedem Einstellversuch muß dann die Pumpe wieder angebaut werden um zu messen, bzw abgebaut werden um den Stößel einzustellen.

    Ist der Nocken nun abgenutzt, kann man zwar das Spiel nachstellen, aber der Förderbeginn wandert dadurch an der abgenutzten Stelle nach später. Dummerweise nutzt der sich aber nicht gleichmäßig ab, sondern primär in der Mitte. Also stelle ich an der abgenutzten Stelle das Spiel nach stimmt´s dort zwar ungefähr, aber im Standgas oder Vollgas eben überhaupt nicht mehr. Förderbeginn ist an der abgenutzten Stelle viel zu spät und ansonsten viel zu früh. Das dürfte auch neben der Kompression ein Hauptgrund für den dicken, weisen Qualm gewesen sein.

    Also Achtung: Weiser Qualm am Nattermotor bedeutet teuer, aufwendig und wenn man´s nicht selber machen kann wahrscheinlich unbezahlbar. (zum Nocken kommen ja noch die Laufbuchsen)


    So, Fortsetzung folgt aber morgen.

    Bis dahin

    Gute Nacht allen

    uli

    Grüße aus dem schönsten Bundesland der Welt 8)


    Nun denn, die Hand ans Werk,

    die Herzen himmelan,

    denn im Zaudern liegt die Gefahr.

  • Hi,

    super Uli, dass dein Ross wieder läuft und wieder mal ein super verständlicher Bericht.:thumbup:


    Gruß


    Andreas

    1.) Ein Fendt ist zwar nicht alles, aber ohne Fendt ist alles nichts!
    2.) Ein Leben ohne Fendt ist möglich - aber sinnlos...
    3.) Nur wer einen Fendt besitzt, weiß, was allen anderen fehlt

  • Wow,

    das freut mich doch sehr wenn´s euch gefällt oder noch besser, der ein oder andere auch noch was damit anfangen kann.


    Hier hab ich heute beim Aufräumen nochmal das Bild gemacht das ich nachreichen wollte.

    Das sind die alten Federn. Zum einen sieht man daß die schon leicht gelängt sind, aber vor allem wie die an den Häkchen schon bedrohlich dünn geworden sind. Die wären in nächster Zeit sicher gebrochen. Wenn ihr also schon mal den Deckel auf hab, gleich die Federn kontrollieren.



    Dann auch noch die Komplettierung zur Funktionsbeschreibung

    Des besseren Verständnisses halber erst mal am Einzylinder

    In der Seitenansicht (oberer Teil) sieht man oben den Hebel an dem das Gasgestänge vom Gaspedal her angeschlagen ist. Im Motor ist an diesem Hebel dann die Feder eingehängt, die wiederum nach unten an den "inneren" Gashebel geht. Da gibt es also keine starre Verbindung, sondern nur die Feder von der dann der Hebel mit dem Gleitschuh gezogen wird. So wird dann der Nocken Richtung Vollgas bewegt. Schiebt der Regler dann den Nocken zurück Richtung Standgas, kann die Feder ja nachgeben und ermöglicht so eine Regelung. Das meinte ich mit "indirekter" Ansteuerung vom Gaspedal.

    Verstellt man nun den oberen Exzenter, kann der obere Gashebel die Feder etwas weiter vorspannen. Die Kraft von der Gaspedalseite wird erhöht und kann der Rückstellkraft des Reglers somit stärker entgegenwirken. Bei dieser Steuerung wird durch Verstellen des Exzenters dann die Drehzahl erhöht.

    Achtung, Achtung: Wer jetzt auf dumme Gedanken kommt. Davon würde ich persönlich dringend abraten. Wir haben es hier mit einem extremen Langhuber zu tun. Der reagiert recht empfindlich auf zu hohe Drehzahl, weil er dadurch eine enorme Kolbengeschwindigkeit erreicht. Wer tunen will am besten nur übers Getriebe.

    An dem unteren Exzenter kann man die maximale Verschiebung des Nockens Richtung Vollgas einstellen. Also die Maximale Fördermenge. Aber nur während der ansteigenden Drehzahl. Bei maximaler Drehzahl schiebt der Regler den Nocken ja zurück, aber solange die noch nicht erreicht ist fördert die Pumpe mehr Kraftstoff. (dann rußt´s hinten auch ganz ordentlich)

    Das wäre eine Option wenn dem Motor am Berg Leistung fehlt. Aber Vorsicht: wenn´s da all zu viel rußt ist das auch nicht grad gut für den Motor. Dann pumpt die Pumpe bei niedriger Drehzahl und hoher Gegenlast rein was geht. Wie ich gelesen hab sehr förderlich um Stegrisse zu erzeugen=O;(


    Beim Zweizylinder ist die Steuerung etwas komplizierter, aber im Prinzip funktioniert das genau so.


    Ich denke mal mit dieser Ergänzung dürfte auch das letzte Geheimnis um die Reglung gelüftet sein.


    LG

    uli

    Grüße aus dem schönsten Bundesland der Welt 8)


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  • Achso,

    nachdem ja nun alles geglückt ist und der Motor mit den Laufbuchsen läuft wollte ich auch Heikos Frage noch beantworten.

    Die Laufbuchsen und Kolben sind von Güvenis. Nur wollte ich hier nichts schlecht machen bevor ich mir nicht sicher bin.

    Tatsächlich scheinen die fehlenden 7 Zehntel beim Spaltmaß von einer geringen Ungenauigkeit der Bohrung im Kolben her zu rühren. Dazu muß ich aber dringend sagen, daß ich den ganzen Mist nicht nochmal auseinandergenommen hab um nachzumessen. Es bleibt aber die Feststellung daß der betreffende Kolben unten eben diese 7 Zehntel weiter aus der Laufbuchse herauskommt. Das nährt also die These.

    Zusammenfassend bin ich aber mit dem Ergebnis aber trotzdem sehr zufrieden. Der Motor bringt 24 bar Druck und läuft bis jetzt wie ein Uhrwerk. Allerdings erst ca eine Stunde im Standgas und mit etwas erhöhter Drehzahl bis mal nach dreiviertel Drehzahl. Wollte die Buchsen und Kolben sehr langsam einlaufen lassen.

    Ob nun Güvenis oder Male muß letztenendes jeder für sich entscheiden. Die originalen hielten 60 Jahre. Wenn die von Güvenis dann auch nur 20 Jahre halten sollten, was ich nicht weiß und auch nicht behaupte, tausch ich die dann gerne nochmal, sofern ich dann noch einen Schraubenschlüssel halten kann. (oder es noch Diesel zu kaufen gibt)

    Tatsache ist: mit denen geht´s auch, die funktionieren, kosten aber nur ein Drittel (inkl. Fracht und Zoll)

    Das hat auch nichts mit Geiz zu tun, denn ich muß ja hier keinem erzählen wie man reichlich Hunderter oder gar Tausender in der Restaurierung eines Schleppers versenkt. Das weiß hier glaub ich jeder.

    Soll auch keine Werbung sein aber vielleicht eine Kaufüberlegung. Ich hab vor der Bestellung lange im ganzen Netz gesucht um irgendwelche Rezensionen zu finden. Da gibt´s nicht viel.


    Also, mit geringen Abstrichen kann ich Güvenis empfehlen.



    LG

    uli

    Grüße aus dem schönsten Bundesland der Welt 8)


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    die Herzen himmelan,

    denn im Zaudern liegt die Gefahr.