Restaurationsbericht Favorit 4SA

  • Letztens habe ich eine Bestellung bei TecParts gemacht. Darunter 6 neue Ölablassschrauben, da die alten schon extrem abgenutzt sind und eine neue Lichtmaschine von Mahle.


    Die Stützen für den Überrollbügel habe ich bei nem Bekannten rausgemacht, da wir da die Sitze zum glühen bringen mussten, bis sie schließlich mit viel Einsatz vom Vorschlaghammer rausgegangen sind.
    Die Kotflügel hab ich dann gleich auf den Schrott gefahren und die "neuen" gebrauchten gekauft.
    Heute haben wir dann zu zweit den Herzbolzen an der Vorderachse rausgeschlagen und den Vorderachsbock abgehoben. Die Räder haben wir auch gleich abmontiert und die Achse auf Balken abgestellt. Ich werde vermutlich morgen mit dem Zerlegen anfangen. Bei der Achse muss hauptsächlich abgedichtet werden und evtl. die Buchsen für den Herzbolzen getauscht werden. Der Bolzen an sich sieht eigentlich noch gut aus. Die Kreuzgelenke werden dann auch gleich überprüft.

  • Heut hab ich versucht die "Glocke" vom Diefferential abzunehmen. Sie hat sich dann auch einen Spalt gelöst, dann aber trotz Hebeln mit dem Montiereisen nicht mehr, bis ich irgendwann drauf gekommen bin, dass ich ja zuerst die Wellen, auf denen die Kreuzgelenke sitzen abnehmen muss. Dass war aus der Zeichnung leider nicht ersichtlich.
    Also hab ich von einer Seite mal mit der Demontage des Planetengetriebes angefangen. Das was da drin ist, ist auf jeden Fall kein Öl. Kann das Fließfett sein? Weil normalerweise ist ja in nem Planetengetriebe immer Öl drin - oder war das früher anders?
    Das Sonnenrad ist in dem Fall nicht auf der Welle gesichert - das wird nur von dem Deckel auf der Welle gehalten.
    Also hab ich das gleich mal abgenommen und sauber gemacht - und dann die böse Überraschung: Das Zahnrad ist völlig im Eimer. Die Innenverzahnung ist zwar noch gut, aber die Außenverzahnung ist so abgenutzt, dass sie jetzt "Sägezahnprofil" hat. Ich befürchte also, dass die Planetenräder genauso schlecht rauskommen.


    Kriegt man solche Zahnräder noch im Original, und wenn ja, was kostet sowas?
    Oder könnte man das nachmachen lassen - zu einem vertretbaren Preis natürlich.

  • Zitat

    Kann das Fließfett sein? Weil normalerweise ist ja in nem Planetengetriebe immer Öl drin - oder war das früher anders?

    Vorgabe lt. Anleitung Favorit 4 S


    Achse 6,5 Liter
    Achsplaneten je 0,45 Liter
    Ölsorte SAE 80 oder SAE 90


    Böse Überraschung ||


    Wenn Achsplaneten undicht wurden, hat man schon öfter davon gehört, dass hier Fließfett verwendet wurde um eine Reparatur billigst zu lösen bzw. zu vermeiden.
    Ich sag mal - herzlichen Glückwunsch - die Arschkarte hat immer der, der diesen Spaß dann aufarbeiten will/muss/darf.


    Was Auslöser dafür war, könnte sich evtl. noch beim weiteren zerlegen zeigen...


    Entweder war es wirklich nur der Simmerring der hinüber war und man die Aktion möglichst schnell möglichst billig erledigen wollte ... oder was evtl. auch möglich ist, dass die Achslagerungen einen Treffer haben und somit die Wellen nicht mehr 100% geführt sind, das könnte die Lebenszeit der Simmerringe beeinträchtigt haben und deshalb der Ölverlust welcher mit Fließfett kompensiert wurde.


    Bin mal gespannt ob es hier noch Neuteile gibt....auf jeden Fall würde ich zur Sicherheit eine sitzende Position einnehmen bevor Preisangaben genannt werden.
    Alles was mit ZF Bauteilen zu tun hat, schließt "günstig" eigentlich von vorne herein aus...


    Bevor du eine Anfrage startest, notiere dir (für Fendt) deine Fahrgestellnummer vom Schlepper und für ZF die Daten vom Typenschild der Achse, im alten Zahnrad könnte zudem eine Ätznummer stehen welche hilfreich ist und die Zähne-Anzahl würde ich auch zur Sicherheit zählen.


    Die Daten gibst du dann an Fendt und ZF ...


    Eicher-Ganacker würde ich ebenso kontaktieren, die 3050 ist auch im Wotan verbaut worden, somit wäre dies definitiv eine Anfrage wert.
    Eicher ist sehr bemüht um eine gute Ersatzteilversorgung für alle Komponenten welche in Forstern verbaut wurden und lassen auch nachfertigen bzw. haben auch Ihre Quellen.


    Bevor du eine Abfrage startest würde ich die Achsschenkel noch abbauen, nicht das dort noch die Lagerbolzen und Schwenkgehäuse Überraschungen parat halten und man die Ersatzteilsuche deutlich ausweiten kann bzw. evtl. direkt eine gute gebrauchte Achse suchen kann.


    Die bekannten Gebrauchtteilehändler würde ich ebenso mal kontaktieren ...


    Viel Erfolg


    EDIT
    Datenblatt Favorit 4 S

  • @Fendtman


    Das mit der Nummer im Zahnrad hab ich mir auch schon gedacht, allerdings ist das an den Seiten auch ein bisschen abgenutzt, deshalb ist da nix mehr vorhanden. Das Typenschild an der Achse fehlt leider auch, weil die Allradachse bei dem 4er nachgerüstet wurde.
    Das mit den Preisen von ZF glaub ich gleich. Aber so kann ich des ja mit gutem Gewissen auch nicht mehr zusammenbauen.
    Das mit der gebrauchten Achse hatte ich mir auch schon überlegt, allerdings ist da eben die Frage, ob die innen besser aussieht.
    Ist das wirklich ne 3050? Ich dachte immer des wäre ne 3052?

  • Zitat

    Ist das wirklich ne 3050? Ich dachte immer des wäre ne 3052?

    Im Favorit 4 S ist original die APL3050 verbaut - steht auch so im Datenblatt ;)


    Die 3050 hat glatte Deckel an den Planeten, die 3052 hat die drei Erhebungen für die Planetenträger, gib einfach beides in Google ein und guck dir die Bilder an, schnell zu sehen.


    Anhand deiner Bilder kann ich es leider nicht erkennen welche es ist und da nachgerüstet wurde kann es ja alles sein ... weiß nicht ob es eine 3052 mit passender Übersetzung für den Fav4S gab oder ob da direkt ein passender Abtrieb dazu kam etc. - gab es ja so viele Varianten.


    Ungünstig, dass das Typenschild fehlt und auch noch die Achse nachgerüstet wurde =/
    Dann muss man wohl alles gut vermessen (Träger u. Zahnrad) und dann würde ich bei nem Gebrauchtteilehändler anfragen ... ob die natürlich ein Zahnrad einzeln abgeben oder nur als komplettes Planetengetriebe...werden die auch gleich sagen ;)

  • Da meine zweite Ausbildung in letzter Zeit angefangen hat und deshalb viel zu erledigen war, kam der 4er leider zu kurz:(.


    Aber jetzt ging es dann mit dem Zerlegen der Vorderachse weiter. Also hab ich mal versucht die Spurstange zu entfernen, die sich mit ihren konischen Bolzen natürlich sehr gewehrt hat. Da der Fendt in einem wie ihr am Anfang ja sehen konntet - sehr schlechten Zustand war, wehrt sich jeder Bolzen und jede Schraube bis aufs letzte. Das ist auch das eigentlich Zeitraubende daran. Wenn man nämlich Tagelang nicht vorankommt, nur weil 4 Bolzen nicht wollen, was hier jetzt bei den Schwenkbolzen der Schwenkgehäuse der Fall war.

    Aufgrund der Zeichnung war nämlich auch nicht ersichtlich, ob die Bolzen geschraubt oder gepresst sind - da weiß man dann nie, ob man jetzt eigentlich das Richtige macht. Da aber nirgends ein Sechskant oder ähnliches war, an dem man hätte drehen können, müssten die ja eigentlich zum rausziehen gehen.

    Also hab ich beim ZF Service Stuttgart angerufen und gefragt, wie die verbaut sind. Nach 4 Telefonaten wusste Ichs dann auch sicher: die sind gepresst.

    Also hab ich mir einen Abzieher gebaut, bei dem man die Gewindestange in das Feingewinde der Bolzen dreht, - da wo der Schmiernippel drin war (M8x1). Da das Gewinde aber relativ kurz und eben nicht sonderlich stabil ist, hab ich die Idee bald aufgegeben, da es mir die Stange langgezogen und verbogen hat. Nach langem Überlegen kam ich zu dem Schluss, einen Schlagabzieher bauen zu müssen. Also ab zum Stahlhandel und Material eingekauft. Als der Abzieher dann fertig war bin ich gleich zur Achse und habe probiert - und es passierte rein gar nix. Die Bolzen saßen extrem fest.

    Aber Hitze muss helfen, hab ich gedacht. Also den Autogenbrenner geholt und den Sitz des Bolzens heiß gemacht. Und siehe da - mit nur 5 Schlägen pro Bolzen hab ich innerhalb einer halben Stunde alle draußen gehabt:!:


    Dann konnte ich die Schwenkgehäuse abnehmen und die Steckachsen rausziehen. Das Differential ist dann auch gleich noch rausgegangen. Jetzt ist der Achskörper praktisch leer.

    Die Teile und den Körper mach ich jetzt noch ausgiebig sauber und schreib mir alle benötigten Ersatzteile zusammen.


    Übrigens: Das Planetengetriebe auf der linken Seite war noch wie neu - d.h. auf der rechten Seite muss irgendwann mal ein Fremdkörper reingekommen sein. In dem Fall werd ich dann auf ein komplettes Gebrauchtteil setzen, denk ich.

  • Hallo,

    Die Achse, welche du verbaut hast ist mit ziemlicher Sicherheit eine 3050.

    Die 3052 hat, wie fendman schon beschrieben hat, den Planetenträger am Deckel des Getriebes, bei dir ist dieser an den Achskörper geschraubt.

    Wilfried Tepe (0506dx bei Youtube) hat zu der Achse ein sehr lehrreiches Video gemacht, auch wenn das jetzt wahrscheinlich nichts mehr hilft 8o


    BG

    Hannes

  • Nachdem die Achsteile in der Waschmaschine waren, sah das alles schonmal viel besser aus. Die Steckachsen hab ich eingeölt und ein bisschen eingepackt, damit sie nicht rosten.

    Den Achskörper hab ich mit Bremsenreiniger ausgiebig sauber gemacht. Dann alle Ersatzteile zusammengeschrieben und bestellt (auch wieder 750€).

    Das linke Planetengetriebe werde ich wohl komplett tauschen, inklusive des Schwenkgehäuses, da das auch was abgekriegt hat. Hier werde ich auf ein gutes Gebrauchtteil zurückgreifen.

    Da jetzt also an der Achse solang nichts weiter geht, hab ich mich daran gemacht, den Rest des Fendts vollends zu zerlegen.

    Also vom Rumpf zuerst den groben Dreck mit ner Spachtel abgekratzt. Dann den Lenkturm komplett am Stück abgehoben und danach alle Fußbleche abgebaut. Dann alle Teile der ehemaligen Druckluftanlage entfernt und verschrottet, da da nichts mehr zu gebrauchen ist. Ich werde vermutlich vorerst auch keine Neue mehr einbauen, da ja jetzt alles fehlt und ein Nachrüstsatz mindestens 2.500€ kosten wird, ohne Arbeitszeit, versteht sich.

    Die Kupplungsglocke kam dann als nächstes weg, nachdem ich die Kupplung rausgeholt hatte.

    An dem Abend hab ich mir dann noch einen Blick ins Getriebe erlaubt - also Deckel runter und Schaltstangen weg. An den Schaltstangen ist Rostansatz zu erkennen, da im Getriebeöl Wasser war. Der Rost lässt sich aber noch leicht entfernen.

    Nachdem gesichtet wurde, dass alles relativ gut aussah, hab ich die Schaltstangen und den Deckel wieder draufgebaut. Anschließend noch den Hydraulikschlauch von der Pumpe zum Ventil weggeschraubt - der ist so hart wie wenns eine Leitung wär:(.

    Heute noch Zugmaul und diverse Eisenplatten vom Getriebe abgeschraubt und dann ging daran, die Achstrichter, mit allem was drin ist weggebaut. Die Inbus-Schrauben waren wirklich sehr fest zu. Und manchmal frag ich mich, wie die das damals im Fendt-Werk zusammengebaut haben, wenn man nämlich weder mit einer Inbus-Nuss mit Rätsche, noch mit einem Schlagschrauber drauf kommt. Die können doch solche Schrauben nicht von Hand reindrehn!

    Den Kraftheber hab ich dann auch gleich noch komplett abgehoben, nachdem ich die 4 Schrauben und zwei Muttern weg hatte, von denen sich eine Mutter bis zum letzten Gewindegang mit aller Gewalt gewehrt hatte und das in so einer kleinen Nische, dass man nichtmal mit einem Ringschlüssel oder einem normalen Schlüssel draufkommt||. ich hab die Mutter dann mit dem Autogenbrenner zum Glühen gebracht und mit dem Schraubenzieher und dem Hammer "runtergedreht".

    Jetzt war eigentlich alles vom Getriebe abgebaut was ging, also konnte ich das Getriebe von den Böcken heben.

    In nächster Zeit werde ich mir 4 Schwerlastrollen besorgen, die ich dann an zwei Stück stabiles Flacheisen schraube und diese dann an das Getriebe montiere, um das Ding besser manövrieren zu können. Denn das Getriebe transportiere ich in die Werkstatt bei uns im Haus, damit ich es ein bisschen wärmer und angenehmer zum montieren hab. In dem Schuppen, in dem ich nämlich Gerade arbeite, hat es nämlich immer Außentemperatur, und wenn es jetzt eben Winter wird, wird's da drin auch Winter:).


    Nachfolgend noch die Bilder zur Arbeit.

  • Stefan alle Achtung meinerseits:thumbup:,
    mir stellen sich die Nackenhaare auf, ich könnte diese Arbeiten nicht mehr bewerkstelligen.

    Ich hätte den Platz nicht zur Verfügung und mir fehlt auch jetzt die Kraft dazu.
    Einzig vom Werkzeugbestand wäre so ein Vorhaben realisierbar.

    Meinen 230er Xaver würde ich eventuell noch einer OP unterziehen, wenn es mal notwendig wird.
    Ich hoffe aber, dass wir zwei Alten uns noch so einigermaßen durchschlagen werden.

  • Sehr schöner Bericht. Hab ihn leider eben erst entdeckt bzw. dass sich zwischenzeitlich so viel getan hat.


    Sieht aus wie wenn ich durch meinen Fotoordner der 4S Restauration blättere :D Wenn du mal was wissen willst kannst du mich gern kontaktieren. Habe das alles ja schon hinter mir. Scheinst aber auch so ganz gut zurecht zu kommen ;)


    Darf ich fragen welche Fahrgestellnummer dein 4er hat? Ich hab die 468. Frage wegen der Verteilerpumpe, denn meiner hat die auch.

    Fendt Dieselross F24 LA, 24 PS, Bj. 1957
    Fendt Dieselross FLS237, 24 PS, Bj. 1963
    Fendt Favorit 3, 52 PS, Bj. 1964

    Fendt Favorit 3 A, 52 PS, Bj. 1965

    Fendt Farmer 3SA, 45 PS, Bj. 1966

    Fendt Farmer 2 "P", 34PS, Bj. 1961

    Fendt FL114, 12 PS, Bj. 1959

    Fendt Favorit 4 SA, 100 PS, Bj. 1970
    Fendt F250 GT, 45 PS, Bj. 1970

    Fendt Farmer 204 P, 65 PS, Bj. 1982