Fendt 610S

  • Hallo zusammen,


    ich möchte mir evtl. einen Fendt 610S von 1974 zulegen. Der Schlepper hat 8500 Betriebsstunden und ist optisch in einem guten Zustand. Er besitzt einen Stoll Industriefrontlader. Der Traktor hat neue Elektrik, neue Bremsen und die Kupplung und der Motor wurden gemacht. Die Vorderachse wurde auch gemacht. Am Getriebe schwitzt er etwas.
    Was sind eure Erfahrungen zu diesem Schlepper in Bezug auf Zugkraft? Gibt es größere bekannte Schwachstellen? Wie sieht es mit der Wartung aus? Kommt man leicht an Ersatzteile bzw. sind Ersatzteile preiswert? Was darf so ein Schlepper kosten?


    Vielen Dank schonmal für eure Hilfe.

  • Ist immer schwierig, generelle Aussagen zu treffen. Es kommt immer darauf an, was man damit machen will.
    85 PS ist jetzt nicht der stärkste Motor, aber es ist ein 6 Zylinder mit entsprechendem Hubraum und somit auch Drehmoment. Das Gesamtgewicht des Schleppers sorgt dafür, dass auch Leistung auf dem Boden ankommt.
    Meiner hat 10 PS mehr. Bergauf merkt man schon sein Eigengewicht und bei Zugarbeiten muss man halt mal runter schalten. Bergab hält er natürlich viel Last auf. Das ist mir wichtiger, als 2 oder 3 km/h schneller den Berg hochzukommen. Vor einem Anbaubagger geben sich die Maschinen durch ihr Gewicht sehr gut. Bei Frontladerarbeiten stößt bei mir eher die Hydraulik an ihre Grenzen als das Material des Schleppers, soll heißen auch ohne Heckgewicht geht er bei voller Zuladung fast nie hinten hoch. Dein 610 S ist etwas leichter als der 610 LS und etwas schwächer. Da kannst du nun etwas abschätzen, wie er sich verhält. Um ein paar Rundballen durch die Gegend zu fahren und etwas Holz usw. zu machen wird er sicher ausreichen. Wenn du mit der Maschine in einen modernen Vollerwerb gehen möchtest, wird es natürlich nicht reichen.
    Nun noch konkret zu den Fragen: Zugkraft: siehe oben, Schwachstellen: markiert gern durch Öl sein Gebiet, die Hydraulik ist für einen so starken Schlepper eher schwach, Frontlader wird vermutlich eher langsam zu bedienen sein. Wartung: wer schon mal an einem MF oder einer modernen Plastik-Elektronikkiste rumgeschraubt hat, wird die Wartungsfreundlichkeit von Fendt lieben. Mit etwas gesundem Menschenverstand und Geschick kann man schon viel machen. Natürlich braucht er durch seine Größe von allem etwas mehr, Motoröl, Getriebeöl usw. Ersatzteile: Bei Fendt sind Ersatzteile generell nicht die billigsten und ein 6 Zylinder und so großer Schlepper ist auch bei den Teilen nicht günstig. Einige Teile gibt es bei Ebay mit etwas Suchen recht günstig. Wenn du aber keine Zeit hast, wirst du teuer kaufen müssen. Wenn zwei Wochen Ausfall nichts ausmacht, kann man sparen. Kaufpreis: Wo ist meine Glaskugel? ?( Kommt auf den Zustand an, auf die Region, auf weitere Aspekte wie Zustand Frontlader, Anbaugeräte usw. Da der Motor, die Elektrik und Vorderachse gemacht sind, wirst du wohl eher nicht unter 10000 Euro kommen und dich in Richtung 15000 Euro bewegen können.



    Und bevor wieder Einige meckern: Dies sind meine persönlichen privaten Erfahrungen. Es gibt bestimmt viele andere Meinungen, die ich gern akzeptiere. Ich bitte aber auch darum meine Ansichten zumindest zu respektieren. Was sich tobi 92 davon zur Auswahlentscheidung heranzieht, ist ihm überlassen.


    @ tobi92: Vorstellung ist empfehlenswert

  • Hi,


    an der Maschine wurden schon einige wohl auch kostenintensive Reparaturen erledigt ...
    Hoffentlich ordentlich und belegbar.


    Der 85ger bringt mit anständiger Bereifung schon seine Leistung am Boden - keine Sorge =)


    Da hat HCI vollkommen recht, wenn dem so wäre das alles anständig abgearbeitet wurde, wird der 610er in der Regel einen entsprechenden Preis haben.


    Zitat

    die Hydraulik ist für einen so starken Schlepper eher schwach, Frontlader wird vermutlich eher langsam zu bedienen sein

    Das würde ich so ganz und gar nicht unterschreiben.


    Die 600s Baureihe hatte - wie vermutlich fast die ganze damalige Konkurrenz - den ZF KR 25 Kraftheber welcher sehr ordentliche Hubkräfte zur Verfügung stellte.


    Der 610S wurde in Serie nur mit dem innenliegenden Hubzylinder geliefert, konnte auf Wunsch mit einem Zusatzzylinder außen geordert werden. Für die Größe war die Hubkraft okay. Die größeren Brüder konnten mit zwei außenliegenden geordert werden und stemmten daher noch etwas mehr.


    Man sollte nicht vergessen das die jüngsten der 600S nun auch schon die 40 Jahre überschritten haben und was damals Anbaugeräte in passender Größe gewogen haben und was
    heute für Kaliber zu heben sind.


    Über unseren alten Rabe-Schwergrubber konnte der 611er (2 Zusatz) noch müde lächeln, den Horsch Terrano kann ich aufgrund der Koppelpunkte vermutlich nicht einmal anbauen, an ein Heben ist nicht zu denken. Das Bild zeigt einen Pöttinger Synchro 3030 welchen wir als Vorführer mal hatten - das war relativ grenzwertig.


    Wenn die Hydraulikanlage fit ist, dann geht grundlegend schon was.


    Die Ölfördermenge ist natürlich überschaubar, von dem her weiß ich nicht ob es soviel Spaß macht mit dem Frontlader .... dafür ist m.E. die ganze Baureihe eh nicht der Hit,
    es sei den Platz spielt absolut keine Rolle.


    Zitat

    Fendt sind Ersatzteile generell nicht die billigsten und ein 6 Zylinder und so großer Schlepper ist auch bei den Teilen nicht günstig


    Das kann man dafür unterschreiben ;) und ist zumeist aber auch den MWM und ZF Komponenten geschuldet.
    Für ZF Komponenten sind oft nicht nur die Ersatzteilpreise ein Thema, teils auch schon die Ersatzteilversorgung an sich.... manches gibt's nicht mehr von ZF.


    Zitat

    Wenn du mit der Maschine in einen modernen Vollerwerb gehen möchtest, wird es natürlich nicht reichen.

    Die 600er sind schöne Schlepper, bin ja selbst großer Fan davon und als Dritt-Viertschlepper ohne tragende Rolle, kann solch eine Maschine noch im Betrieb mitlaufen, in Spitzenzeiten auch mal aushelfen, aber das war es. Im Vollerwerb als planbare Größe ist sowas nicht zu setzen.


    Muss mal wieder Werbung in eigener Sache machen ... https://www.fendt-prospekte.de/favorit-spezial/


    Guck den 610er auf jeden Fall gut an, die Hohlwelle wurde bei den Reparaturen noch nicht aufgeführt und wäre bei der Stundenzahl absolut ein Kandidat.


    Viel Erfolg

  • Ja, die Ausführungen von Fendtman in Bezug auf Hydraulik sind richtig. Danke für den Hinweis, hier muss ich etwas genauer werden. Durch die Zusatzzylinder hebt er an der Heckhydraulik sehr viel. Meine Anmerkungen bezogen sich auf die Leisting in Hinblick auf Durchflussmenge. Mein Frontlader ist sehr langsam und das Kippen der Schaufel im Standgas dauert ewig. Auch Zusatzgeräte, die über die Steuergeräte laufen (z. B. Anbaubagger) brauchen etwas Drehzahl und der Durchfluss ist recht wenig. Vielleicht spendiere ich ihm mal eine größere Pumpe. Aber auch da sind dann Grenzen gesetzt. Die Hubkraft an der Heckhydraulik ist sehr gut und durch die Gewichtsverteilung des 6 Zylinders (Länge!) hebt er auch Lasten ohne gleich Männchen zu machen.

  • Hallo
    Ich habe mir selbst vor einigen Jahren einen 610er zugelegt.
    Zur Ölfördermenge, so wenig ist das nicht, sicher könnte es mehr sein, aber wenn ich da meinen 108er anschaue, der hat ne schlechte Fördermenge, da geht ohne Gas gar nix!


    Meiner läuft im Vollerwerbsbetrieb mit, habe aber noch 3 Größere und 2 kleiner Schlepper, da macht es gar nix wenn einer mal 2 Wochen steht! Und glaubt ja nicht, dass ein neuer Schlepper zuverlässig ohne Reparaturen läuft!
    Und wegen der Markierungen vom Getriebe, ich kenne einen der hat nen Deutz Agro Plus, der ist jetzt noch keine 3 Jahre alt und war schon 5 mal am Getriebe getrennt weil er ÖL leckt!


    Ich würde meinen 610er trotz der schon vielen teuren Reparaturen, immer wieder kaufen!
    Wenn du mit Ihm mal unterwegs bist, glaub mir, ist es das alles wert! es Gibt fast nix schöneres als der 6 Zylinder Klang! 8o :thumbup: :thumbup:

  • So ist das. Zu dem Sound kann man nichts hinzufügen. Der bezahlt alles. Ist nicht so ein heiseres Schreien eines 4 Zylinders, der alles aus der Drehzahl holt. Bei diesen Maschinen braucht man noch Gefühl und keine Software zum Fehler auslesen.


    Zu der Frage bezüglich Pumpe: Wenn man einen Nachbau (Billiganbieter, namenlos) nimmt, gehts bei Ebay um die 200 Euro los. So als Richtwert habe ich mal gehört, eine Nummer größer (in Bezug auf Durchflussmenge) geht ohne Probleme. Dichtung sollte dann auch neu. Ansonsten muss man drauf achten, dass das Öl nicht zu heiß wird, weil keine Abnahme da ist. Durch das Pumpen wird das Öl warm und wenn es zu schnell gepumpt wird, bekommt man die Wärme eventuell nicht mehr weg.

  • Hallo. Ich habe mir heute den Fendt 610S angesehen. Optischer Zustand ist dem alter entsprechend. Technisch gesehen Öl er etwas am Getriebe.
    Der Frontlader ist in einem gutem Zustand. Aber dazu eine Frage: gibt es da einen durchgehenden Rahmen nach hinten? Bzw. Verstrebungen zur Hinterachse? Der Frontlader ist nämlich nur am vorderen Teil, quasi nach der Kupplung angeflanscht. Ich kenne das von anderen Herstellern so, dass es eine strebe nach hinten zur besseren Kraftverteilung gibt. Des Weiteren ging die Bremse nicht so gut. Man musste voll durchtreten und dann kam der Trecker auch erst langsam zum stehen. Kann man da was nachstellen?
    Vielen Dank schonmal.
    MFG
    Tobi92

  • Hi,
    der Ölverlust am Getriebe ist typisch, ist aber irgendwie auch in den Griff zu kriegen.


    Den Frontlader gab es entweder vom Vorderachsblock bis zur Mitte oder von der Mitte bis an die Hinterachse abstützend. Theoretisch kann sich die Abstützung nach hinten selber bauen, die sitzen dann von unten an den Achstrichtern, dort wo auch die Unterlenker fest sind.


    Lies sich das Pedal leicht durchtreten? Normalerweise sollten die Räder bis zum Blockieren gebremst werden können. Ursachen gibts verschiedene für mangelde Bremskraft; Undichte Bremshydraulik, Luft in der Bremshydraulik, verschlissene oder kaputte Bremsen... Nachstellen kann man die Bremsen mit einem gebogenen Schraubenzieher durch einen Schlitz unten an den Achstrichtern, in genau derselben Platte wie auch die Unterlenker fest sind. Bei dem Schlepper lohnt sich ein Werkstatthandbuch, da stehts mit Bildern drin.


    Zu deiner Pumpen-Frage weiter oben: Da müsste aktuell eine 19ccm Pumpe drin sein, 22ccm sind kein Problem und wurden auch immer mal wieder als Upgrade verbaut. Mehr geht bestimmt auch noch, ist nur die Frage ob sich das lohnt. Da die Pumpe ja immer mitläuft, bringt eine größere Pumpe auch größere Verluste mit.


    Grüße

  • Zitat

    Technisch gesehen Öl er etwas am Getriebe

    Für das ZF-Getriebe in dem alter typisch, aber wenn es nicht gerade die SiRi der Hohlwelle sind, einiges einfach machbar.

    Zitat

    Aber dazu eine Frage: gibt es da einen durchgehenden Rahmen nach hinten? Bzw. Verstrebungen zur Hinterachse? Der Frontlader ist nämlich nur am vorderen Teil, quasi nach der Kupplung angeflanscht.


    Beim Stoll-Frontlader gab es das so, kenne einen Fav4S der ebenso nur die "kurze" Konsole ohne Hinterachsabstützung auch von Stoll verbaut hat.


    Zitat

    Kann man da was nachstellen?



    Grundlegend ja.


    In deinem ersten Beitrag hast du erwähnt "Bremsen gemacht"... das reimt sich dann eigentlich nicht zusammen. Wenn die Bremse gemacht ist, müsste auch die Einstellung passen und das Ding gehen.


    Hast du die Einzelradbremse probiert ob beide Seiten gleich (schlecht) bremsen oder ob eine Seite ganz tot ist?
    Die Achstrichter von unten angesehen ob Öl oder Bremsflüssigkeit sifft?


    Das Einstellen ist keine große Kunst, mit einem langen etwas gebogenen Schraubenzieher kann man es selbst machen.
    Wenn du dir den 610er holst, solltest du dir grundlegend die passende Lektüre dazu anschaffen... dort ist es beschrieben.



    Zitat

    Hinblick auf Durchflussmenge



    Das wichtigste wurde gesagt, eine etwas größere Pumpe geht - aber sooo prickelnd ist das immer noch nicht.


    Das Getriebe- und Hydrauliköl ist eines, glaub so 40 Liter rum, es kann aber "überfüllt" werden um mehr entnehmbare Menge verfügbar zu haben.
    Im normalen Betrieb ist Erwärmung eigentlich kein Thema, nur wenn es an Ölmotorbetrieb etc. geht, dann muss man sich näher damit befassen ... ich glaub hier ging es insbesondere um den Rücklauf (über Steuergerät wegen Getriebeschmierung), dass weiß ich aber leider nicht mehr genau.


    Gruß


    EDIT:
    Jetzt habe ich zu lange getextet und LSA war schneller ... wir sind uns aber einig ;)

  • Zitat

    Sieht ja noch recht ordentlich aus find ich, also heruntergekommen is er schon mal nicht was man so auf den ersten Blick sehen kann.!!!

    Den Bildern zu Urteilen erkenne ich wiederum das jemand mit Pinsel und grüner Farbe zu Gange war und das nicht besonders prickelnd wenn ich mir z.B. den Chromring vom Traktormeter ansehe, das Stromkabel darunter hängend oder die Dichtungen der Rücklichthauben.


    Bein mir nicht ganz sicher, aber bei Bj. 74 sollte eigentlich schon die Blechabdeckung über dem Hydraulikblock gewesen sein, diese scheint zu fehlen, die Sitzkonsole sieht nicht prickelnd aus und auch am Trittblech beim Allradhebel ist ein merkwürdiges Konstrukt angebastelt.


    Mehr lässt sich nicht wirklich sagen... muss man vor Ort ansehen und checken.
    Auch wenn die Technik stimmt - wäre für MICH - der Preis schon wieder ne Ecke zu hoch.

  • Der ist aber in den Farbtopf gefallen. Ich denke, am hinteren Kotflügel ist gearbeitet worden. Ist auch komisch, dass angeblich viel gemacht ist, aber die Bremse dann doch nicht 100%ig funktioniert. Klar kann man bei Kauf Gück haben, aber aufgrund der Beschreibung und der Bilder sagt mein Bauch, dass man für das Geld etwas besseres auf dem Markt bekommt. Es sei denn, es muss unbedingt ein 610 S sein. Für das Geld gibts aber schon schöne 610 LS und so eine Heizung im Winter in einer geschlossenen Kabine ist schon schön!


    Mein Glaskugel-Orakel lag doch preislich ganz gut :thumbup: