Seltsames Klopfgeräusch Farmer 2 KD 110.5

  • Liebe Forumsmitglieder,
    ich habe da ein selsames Problem und die Frage ob jemand schon mal so was gehört hat.
    Im letzen Jahr habe ich einen Farmer 2 erworben, der Motor war sauer.
    Diesen Motor habe ich zerlegt und dabei festgestellt das überall der oberste Kolbenring gebrochen war.
    Der Verschleiß war ansonsten wenig.
    (Was der Vorbesitzer hier angestellt hat: keine Ahnung der ganze Schlepper soll 5800 Std drauf haben.)
    Darauf habe ich Kolben, Buchsen, Pleuellager, Ventile und Einspritzdüsen erneuert.
    Nun folgendes Phänomen:
    Keinerlei Auffälligkeiten bis auf die Ausnahme wenn ich mit Vollgas eine längere Steigung hochfahre.
    1 Kilometer nix.
    Dann plötzlich ein Klopfen als ob eine Düsennadel hängt oder so.
    Ich nehme Gas weg, so unter 2000 Touren hört das Klopfen wieder auf, ich gebe wieder Vollgas 30 Sekunden
    nix dann fängt das Klopfen wieder an.
    Da ich selbst Landmaschinenmechaniker bin habe ich schon alles mögliche untersucht.
    -Düsen gewechselt und neu eingestellt
    -andere Einspritzpumpe eingebaut
    -Fliehkraftregler raus
    -Luftfiler zerpflückt
    -Köpfe wieder runter Ventile kotrolliert
    -Pleuellager wieder aufgemacht
    -Kraftstoffzufuhr extern über ein Gefäß hergestellt
    Alles ohne Befund
    Immer das Gleiche, wenn der Motor auf Vollförderung geht, kommt dieses Geräusch nach einiger Zeit.
    Ansonsten läuft er Top und ich bin auch schon einige Betriebsstundenso gefahren.
    Man könnte es vielleicht so lassen aber es widerstebt meiner Ganovenehre.
    Vielleicht kennt ja jemand so was,Danke im Voraus.

  • Hallo Peter,


    so ein Phänomen hatte ich leider auch noch nicht, aber ich versuche mal alles logisch in eine Reihe zu bringen:


    Im Traktorlexikon steht die Enddrehzahl mit 2600 Upm drin, ich kann dies allerdings nicht überprüfen ob das tatsächlich stimmt.
    Im oberen Drehzahlbereicht wird der Motor und der Kopf richtig heiß, da der Zeitraum zwischen zwei Einspritzvorgängen kürzer wird. Beides wird aber über Kühlwasser gekühlt.
    Was passiert mit steigender Temperatur? Die Ventile werden heißer, der Kolben wird heißer, welcher jedoch durch Öl gekühlt wird. Das Einlassventil wird hauptsächlich durch die einströmende Luft gekühlt, das Auslassventil wird aber heißer durch die heißen ausströmenden Abgase und die Zeitintervalle zwischen zwei Einspritzvorgängen werden kürzer.
    Nun meine Vermutung:
    Es könnte sein, dass sich ein oder mehrere Auslassventile so stark ausdehnen, dass sie in den Ventilschäften zu wenig oder einfach weniger Luft haben und zu klemmen beginnen bzw. schwerer in den Schäften laufen. Die Kraft der Ventilfedern könnte nicht mehr ausreichen, dass das/ die AV sauber schließt und der Kolben das/ die AV nach oben drückt. Vielleicht ist auch eine Ventilfeder lahm, kann auch sein. Kühlen sich die AV bei niedriger Drehzahl allmählich wieder ab, verschwindet das Geräusch wieder.


    Mehr fällt mir auch nicht dazu ein. Was anderes fällt mir dazu auch nicht ein. Aber vielleicht hilft es dir ja bei der Fehlersuche.
    Ich habe oben mehrfach zwischen Singular und Plural gewechselt, da das Phänomen bei einem oder mehreren Ventilen auftreten kann.
    Was F12 geschrieben hat, wäre vielleicht eine Hilfestellung, das ganze per Video aufnehmen. Denn Ferndiagnosen bei so kniffligen Angelegenheiten sind wirklich schwer.

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


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    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • Erst mal Danke für die Antworten.
    Also der Farmer 2 dreht 2600 U/min (ist ja der wesentliche Unterschied zum Farmer 2D /2100)
    Wenn ich bei aufgetretenem Klopfgeräusch das Gas wegnehme ist sofort alles gut.
    Ventile hatte ich auch auf dem Schirm, daher hatte ich die Köpfe runter und alle Ventilschäfte kontrolliert.
    Schlappe Ventilfeder hmmm?
    Obwohl ich schon mal nen KD10.5 mit doppelten Ventilfedern gesehen hab.
    Und immer hab ich noch im Hinterkopf das vor der Motorüberholung überall
    der oberste Kolbenring bei ansonsten kaum Verschleiß gebrochen war.
    Die Idee das Geräusch mit dem Handy aufzunehmen ist sicher super werde ich beim nächsten Ausflug machen.


  • Noch eins, auch das Spaltmass hab ich kontrolliert. Ist ebenfalls im grünen Bereich

  • Hallo Peter,


    wenn das Klopfgeräusch sofort beim Wegnehmen vom Gas verschwindet, scheidet meine Theorie mit einem hängenden Ventil höchst wahrscheinlich aus. Ich habe aber auch keine Ahnung was das sonst noch sein könnte.
    Das Problem mit den gebrochenen Kolbenringen ist auch mehr als merkwürdig. Dass einmal einer bricht, das kommt schon einmal vor, aber dass bei allen Kolben immer der oberste gebrochen war ist sehr komisch.


    Ich hab mal gegoogelt und folgendes gefunden:
    http://www.mahle.com.br/C1256F7900537A47/vwContentByKey/W27T3CCT830STULEN/$FILE/Schadensbroschuere_deutsch.pdf


    Ließ mal auf Seite 20, Dieselmotor. Das kann die Lösung sein: zu großer Zündverzug, usw.
    mögliche Ursachen für gebrochene Kolbenringe.


    Zumindest steht einiges was du noch kontrollieren kannst.

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


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    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • ... ja hab ich auch schon dran gedacht, aber dann sofort wieder verworfen. Das Klopfen müsste ja immer bei jeder Drehzahl unter Last auftreten und nicht nur bei 2600 Upm. Und warum kommt das Klopfen erst nach einiger Zeit, echt komisch.
    Aber möglich wäre es durchaus.
    Ohne Geräusch ist es eben sehr schwer.

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


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    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • ...die beschriebenen symptome und vor allem das zeitverzögerte auftreten deuten darauf hin, dass es sich um kraftstoffklopfen durch angesaugte luft im einspritzsystem handelt. durch feinste luftblasen kommt es zu einer verlegung des förderbeginns. das würde auch die zerstörten kolbenringe erklären. kontrolliere saugseitig alle bauteile auf dichtheit und erneuere die förderpumpe. du hast geschrieben, dass du die pumpe ersetzt hast. sonst käme als fehlerquelle noch ein defektes überströmventil an der pumpe in betracht. ich kenne die pumpe nicht, vermute aber, dass es in der oder unter der hohlschraube zum rücklauf sitzt. hast du es getauscht? an deiner stelle würde ich mir außerdem überlegen, ein manometer (natürlich niederdruckseitig an die hohlschraube des schlauchs an der pumpe, der von der förderpumpe kommt) an die pumpe zu basteln um während des auftretens der geräusche den pumpeninnendruck prüfen zu können.
    vie erfolg! und gib bescheid, wenn du den fehler gefunden hast!
    gruss
    ingo

  • Guten Morgen!


    Zum Thema gebrochene Kolbenringe:


    Gebrochene Kolbenringe haben diese alten Kisten meistens wegen hohem Verschleiß im oberen Umkehrpunkt. Wenn dort der Duchmesser um bald einige Zehntel mm größer ist müssen die oberen Ringe immer "Atmen" das machen sie nicht dauerhaft mit und brechen dann nach einiger Zeit. Bei modernen Motoren brechen die Ringe teilweise auch wegen Überlastung durch Verbrennungsdruckstöße durch zu hohen Spitzendruck oder Druckanstieg. Die alten Saugdiesel dürften derart hohe werte jedoch bei weitem nicht erreichen.


    Gruß!

  • Bei modernen Motoren brechen die Ringe teilweise auch wegen Überlastung durch Verbrennungsdruckstöße durch zu hohen Spitzendruck oder Druckanstieg. Die alten Saugdiesel dürften derart hohe werte jedoch bei weitem nicht erreichen.


    ...doch. bei klopfender verbrennung können sogar die ringstege am kolben brechen. gebrochene ringe aufgrund verschleißes sind h.-p. sicher bereits bekannt.
    gruss
    ingo

  • ...noch was: der pumpeninnendruck muss je nach ausführung des überströmventils bei 1-2 bar liegen. genaueres kann dir ein bosch-dienst sagen. ich würde ein manomerer über eine lange hohlschraube mittels einem zusätzlichen ringanschluss anschließen.
    ein austausch des ventils würde auch nicht die welt kosten.
    gruss
    ingo

  • Hallo,


    lese hier gerade mit:


    Nachdem diese Geräusche unter Volllast und dann erst nach einer bestimmten Zeit auftreten würde ich auch überprüfen:
    Wird der Motor richtig gekühlt?
    Haben alle Lagerschalen, also Pleuellager und Hauptlager, das richtige Spiel?
    Ist das richtige Motorenöl drin? (wird z.B. mit Einbereichsöl gefahren? ))
    Stimmt der Förderbeginn grundsätzlich? (in Verbindung mit dem evtl. vorhanden Spritzversteller)
    Paßt die Volllastmenge der Einspritzpumpe?
    Evtl. fängt auch ein Einspritzventil zu hängen/klemmen an bei bestimmten Betriebstemperaturen.


    Meiner Ansicht nach könnte der Motor einfach auch nur zu warm werden wobei der dann aber nicht so "spontan" wie anfangs beschrieben reagiren würde..?


    Gruß Uli

  • Vielen Dank für die zahlreichen Anregungen,
    die Theorie mit den Luftbläschen bei starker Krafstoff-Förderung scheint mir im Moment das wahrscheinlichste.
    Ich werde dahingehend nochmals einiges probieren bzw. auch mal die angebotene Hilfe von Wolfgang in Anspruch
    nehmen.(Im voraus Danke).
    Da ich selbst mal Landmaschinenmechaniker gelernt habe, sind die alle erdenklichen Ursachen von mir selbstverständlich
    geprüft worden.
    Pleuellager
    sind neu Maße sind ok, Düsen von Bosch neu + eingestellt, Kolben Buchsen Ventile neu, den Spritzversteller hatte ich rausgeworfen, die
    gebrochenen Kolbenringe vor Überholung waren nicht wegen Verschleiß der
    Zylinder, der Motor wird auch nicht zu heiss, ebenso sind Öle Luftfilter
    und Kraftstofffilter ok.


    Ein Überströmventil ist an dieser Einspritzpume nicht vorhanden.
    Die Reihenpumpe hat auch keine Förderpumpe sondern wird nur durch Fallhöhe von Tank zu E.Pumpe befüllt somit sicher auch keinen besagten Innendruck, genau da könnte nach den wertvollen Anregungen -durch minimale Systemundichtigkeiten- das Problem liegen.


    Ich hab noch 2 weitere Farmer 2 die ok sind, von diesen werde ich dann doch nochmal eine Einspritzpumpe einbauen.

  • Liebes Fendt Forum,
    wollte jetzt mal berichten was aus meinem Klopfgeräusch geworden ist.
    Die gute Nachricht : das Klopfen ist weg.
    Letztlich lag es an einer Vorkammer.
    Die untere Hülse einer Vorkammer war vergrößert (wohl ausgebrannt).
    Auf die Spur hat mich gebracht das plötzlich eine Einspritzdüse aussen unnormale Verkokung gezeigt hat.
    Obwohl nichts undicht war.
    Dann hab ich die Vorkammern ausgebaut und genau angesehen.
    Siehe da die betreffende Hülse war weiter ausgebrannt als die anderen.
    Neue alte Vorkammer mit Hülse eingebaut und alles ist ruhig.
    Danke für die Unterstützung durch Eure Beiträge. :)