Fendt Farmer 200 S, Motor dreht unkontrolliert hoch

  • Hallo,
    der Motortyp heißt F 3 L 912.
    Wenn du die Ventilstößel ausbauen willst muss der Vorderwagen am Motor
    getrennt werden und dann kannst du den Steuergehäusedeckel, Ölwanne usw
    abbauen. Die Nockenwelle wird nach vorn ausgebaut. Dafür müssen alle Ventile
    entspannt werden damit auf den Ventilstößel kein Ventilfederdruck mehr anliegt.
    Das angefügte Bild ist von einem F2L 912, also 2 Zylinder Motor.


    Grüße aus dem Hessenlande


    Jochen

  • Hallo Jochen,


    vielen Dank für deine Antwort. Der Mechaniker unseres Vertrauens hat gesagt, dass die "Tellerchen" auf der Nockenwelle wohl durchgeschlagen sind. Für die Reparatur soll der Motor komplett vom Fahrzeug entfernt werden und muss auf den Kopf gedreht werden.


    Ich gehe derzeit zwei Fragen auf den Grund:


    1. Kann ich die Reparatur an diesen "Tellerchen" durchführen wie oben beschrieben, indem man nur den Vorderbau abnimmt (siehe auch Bild vom derzeitigen Zustand)? Ich würde den Motor nur ungern komplett vom Fahrzeug trennen, da der Aufwand logischerweise höher ist.


    2. Beim Ölablassen ist dieses deformierte Bruchstück mit herausgespühlt worden (siehe 2. Bild). Es ist sehr leicht, ich tippe mal auf (Alu)-Gussmaterial...mir fällt da nur der Kolben ein, da das Stückchen auch diese typischen Rillen hat. Eventuell erkennt es ja jemand.


    Einen schönen Restsonntag,


    Chris

  • Hallo,


    also soweit man das auf den Fotos erkennen kann, könnte das ein Stück
    vom Kolben sein.
    Wenn ich die Abstützung von dem Traktor sehe ist das schon abenteuerlich.
    Die Reparatur habe ich schon an einem F4L 912 durchgeführt im eingebauten zustand.
    Die Stößel habe ich mit einem kleinen Holz in oberer Stellung fixiert und die Nockenwelle
    nach vorn ausgebaut. Aber ich würde an dem Motor alle Zylinder demontieren und dann kann
    man die Stößel durch die Zylinderöffnung evtl. auch greifen.


    Klar wenn man einen Montagebock hat ist es schon einfacher die Reparatur durchzuführen,
    aber ich würde die Oelwanne, den Steuergehäusedeckel und die Motorölpumpe demontieren
    und schauen was defekt ist.



    Grüße aus Hessen


    Jochen

  • Hallo Chris,


    mit den Tellerchen hat dein Mechaniker die sicherlich die Teller gemeint, in denen die Keile für die Ventile stecken. Dazu müssen lediglich die Ventildeckel herunter.
    Ich möchte mich den Vorrednern anschließen, das Bruchstück stammt meiner Meinung nach höchst wahrscheinlich von einem Kolben.
    Könnte sein, dass beim Hochdrehen der Motor überdreht hat und ein Ventil gegen den Boden eines Kolbens geschlagen ist. Da die Keile, welche die Ventile halten nur durch die Federkraft der Ventilfedern gehalten werden (Ventilfeder "kommt nicht mehr mit den Begungen mit"). Der Kolben schlägt praktisch von unten gegen das/ die Ventile und arbeitet gegen die Kipphebel bzw. Stößelstangen.
    Das könnte dann auch der Grund sein, warum der Kipphebel und die Stößelstange(n) verbogen ist.
    Ich vermute dass dabei von dem Kolben der Ventilkontakt hatte ein Stück im Bereich Kolbenbolzen herausgebrochen ist.


    Du kommst definitiv nicht drum herum den Motor zu zerlegen. Das wichtigste dabei ist Sauberkeit und Lappen die nicht fuseln oder Papiertücher (nicht damit sparen).
    Ich habe diese Arbeit bei einem Eicher 3- Zylinder oder auch an einem Deutz schon mehrfach gemacht, war nicht so schwer. Am besten einen Tisch herrichten, wo du die Teile nacheinander auflegen kannst.
    1. alle Einspritzleitungen lösen und Ventildeckel abbauen
    2. Köpfe abschrauben, Ventile auf Sitz kontrollieren
    3. Stößelstangen und Stößelstangenrohre nacheinander ziehen
    4. Zylinder ziehen, dann sieht du auch ob an den Kolben was gebrochen ist
    5. Die Nockenwelle läßt sich nach vorne jetzt ganz leicht ausbauen, da kein Druck mehr auf den Nocken lastet. Wichtig! Bitte vorher die Stellung der Nockenwelle zur Kurbelwelle auf den Zahnrädern markieren, damit nachher die Ventilsteuerzeiten wieder passen.
    6. Normalerweise braucht man die Ölwanne nicht unbedingt abbauen. Sicherheitshalber würde ich das aber auch machen und suchen, ob noch irgendwo Bruchstücke zu finden sind.
    7. Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.


    Hier noch ein paar Tipps:


    Wenn du neue Kolben und oder Zylinder benötigst, muß das Kopfspiel neu eingestellt werden. Am Einfachsten geht das wenn man auf den Kolbenboden ein Stück Lötzinn legt und langsam den Motor durchdreht. Das Lötzinn wird plastisch verformt und man kann sofort mit dem Meßschieber messen wie groß das Kopfspiel ist. Das Kopfspiel kann man durch Einlegen von dickeren Distanzscheiben zwischen Motorblock und Zylinder einstellen.


    Der Einbau der Stößelstangenrohr geht am Schönsten, wenn man die Federn mit einen dünnen Draht aussen vorspannt und auf die Rohre schiebt (auf jeden Fall neue Dichtungen auf die Rohre montieren, sonst ist die Wahrscheinlichkeit groß dass dort später Motoröl austritt). Anschließend Kopf drauf und dir Rohre sauber einfädeln und den Draht mit einem Seitenschneider durchtrennen, mit Spitzzange herausziehen.
    Habe ich schon mehrfach praktiziert geht so am besten, sonst ärgerst du dich ohne Ende und die oberen Dichtungen (Stößelrohr zum Kopf) sitzen nicht sauber.


    Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.


    Schöne Grüße aus der Opf./ Bayern


    Claus

    Liebe Grüße aus der Oberpfalz


    Claus


    _________________________________________________________


    F17L, F28, F275 GT, Farmer 270 VA

  • Hallo!
    Da müsste man sich schon sehr täuschen, wenn das auf den Bildern abgebildete Teil nicht ein Stück Kolben ist. Sieht ehrlich gesagt nach einem etwas kapitalerem Motorschaden aus.....
    Ich denke um eine vollständige Zerlegung des Motors kommst Du nicht herum




    Gruß!

    Für einen kapitalen Motorschaden läuft der Trecker aber noch erstaunlich gut auf den verbliebenen 2 Zylindern.


    mit den Tellerchen hat dein Mechaniker die sicherlich die Teller gemeint, in denen die Keile für die Ventile stecken. Dazu müssen lediglich die Ventildeckel herunter.


    Das könnte dann auch der Grund sein, warum der Kipphebel und die Stößelstange(n) verbogen ist.
    Ich vermute dass dabei von dem Kolben der Ventilkontakt hatte ein Stück im Bereich Kolbenbolzen herausgebrochen ist.

    Ich bin leider nicht vom Fach und weiss nicht, wie man die untere Aufnahme der Stößelstange auf der Nockenwelle nennt. Jedenfalls ist die laut dem Mechaniker durchgeschlagen. Daher kann es sich nicht um die Teller im Kopf handeln.


    Der Kolben hatte definitv Kontakt mit dem Einlassventil und hat es deformiert. Der Kolben hat auch eine kleine Delle von der Auseinandersetzung. Stößelstange war auch verbogen, der Kipphebel hats überlebt. Das wurde auch schon fachgerecht gerichtet und der Kolben wurde auch noch für tauglich erklärt (das Motorenöl hab ich erst danach abgelassen, der Kolben war auch noch nicht draußen).


    Was mich wundert: der Motor dreht leicht durch und selbst in der Zylinderbuchse sieht man nicht den kleinsten Kratzer...vielleicht hab ich ja auch etwas Glück gehabt bei dem ganzen Pech ^^ .


    Das nächste Ziel ist jetzt die Nockenwelle auszubauen und den Kolben zu ziehen und zu hoffen, dass der Rest noch in Ordnung und ein kapitaler Motorschaden abzuwenden ist.


    Zitat

    Ich vermute dass dabei von dem Kolben der Ventilkontakt hatte ein Stück im Bereich Kolbenbolzen herausgebrochen ist.

    Das hört sich sehr logisch an! Ich hab die ganze Zeit überlegt, wie ein Stück vom Kolben so abbrechen kann, obwohl der Motor einwandfrei dreht und an der Zylinderbuchse nichts zu sehen ist.


    Danke für deine sehr guten Einbautipps, die kommen definitiv zur Anwendung...hab quasi keine Erfahrung bei Treckern im Allgemeinen :pinch: .


    Und natürlich auch ein Danke an den Rest, ich melde mich, sobald es weiter geht.

  • Es hat sich wieder etwas getan. Wir haben uns jetzt entschieden, den Motor doch komplett abzunehmen und genau zu schauen, was alles beschädigt worden genommen ist.


    Wie vermutet war der Kolben gebrochen. Allerdings nicht im Bereich des Kolbenbolzens, sondern direkt an der Lauffläche (Kontakt mit der Schwungmasse der Kurbelwelle von unten). Bei Abnahme der Ölwanne waren wirklich viele größere Stücke vom Kolben und der Stößelaufname der Nockenwelle zu finden. Wie durch ein Wunder hat der Zylinder nicht einen Kratzer in der Lauffläche :thumbup:. Nockenwelle ist dabei auch noch in einem tadellosen Zustand.


    Bei dem ganzen Pech und den Rückschlägen kann man hier also vom Glück im Unglück reden...


    Nächster Schritt wird nun ein neuer Kolben sowie die Stößelaufnahme sein...beim Zusammenbau müssen wir auch wieder die Betriebsstoffe nachfüllen:


    Kann mir da jemand weiterhelfen? Wie viel Hydraulikflüssigkeit gehört in das Reservoir? Welche Werte muss das Öl erfüllen?


    Viele Grüße

  • Hi,


    um die Kolben abzunehmen mußt du die Kurbelwellen nicht ausbauen. Wenn die Zylinderrohre gezogen sind, kannst du die Sägeringe entfernen und die Kolbenbolzen vorsichtig rausklopfen.
    Sind gerade dabei den selben Motor zu reparieren. Es gibt einen Reparaturleitfaden für den 912er Motor. Beim Schwungrad-Versand für ca. 30€.


    Versuch Originalteile zu bekommen. Bei Granit und Tecparts sind es Nachfertigungen aus dem Ausland hab ich mir sagen lassen. :(


    Wenn du noch Fragen hast, frag mal bei nachfolgender Adresse nach. Wenn du denen die Motornummer sagst, können die dir genau sagen welche Teile du verbaut hast. Sind absolute Experten bei Deutz-Motoren. Bei denen kriegst auch Originalteile.
    Ich hatte Kontakt mit denen aus Würzburg.


    PS: Is ein super Schlepper der 200S, da lohnt sich die Reparatur.



    MfG
    Torsten


    Kolben-Seeger GmbH & Co. KG



    Industriestraße 17
    61449 Steinbach/Taunus






    Telefon
    Fax
    06171 / 973 - 0
    06171 / 973 - 173

  • Hallo Community,


    kann mir jemand verraten, welches Hydrauliköl in den 200S kommt? Viskoität und Menge wäre interessant. Laut Rep. Anleitung: (HD) SAE 20; 12 L bzw. entnehmbare Menge 5,5 L (also quasi Motorenöl? Hätte jetzt mit Hydrauliköl gerechnet ?( ). Das Reservoir wurde komplett demoniert, mit wie viel L muss ich beim Nachfüllen rechnen?


    Viele Grüße

  • Hallo!
    Daß Fendt damals Motorenöle als Hydrauliköl empfohlen hat liegt denke ich daran, daß man es dem Anwender einfach machen wollte. Damals war davon auszugehen, daß ein 20iger Motorenöl sowieso vorhanden war. Das sieht ja heute etwas anders aus...


    Ich fahre schon seit jahren in meinem 104er ein HLP46 Hydrauliköl. Alternativ kann man auch ein 10W40er STOU verwenden.


    Zur Menge: Kauf Dir nen 20l Kanister. Dann hast Du auch noch was zum nachfüllen...


    Gruß!


    Christian

  • Damals war davon auszugehen, daß ein 20iger Motorenöl sowieso vorhanden war.


    Hallo Christian,


    danke für deine Antwort. Ich habe für den Motor bereits ein 15W40 Gebinde gekauft. Wenn es sowieso vom Hersteller vorgesehen war, kann ich das wohl problemlos verwenden? SAE 20 wird vorgeschrieben, dann dürfte das 15er ja auch in Ordnung gehen, oder nicht?


    Noch eine Frage: kann man Hydraulikflüssigkeit und Motorenöl ohne Probleme vermischen? Ich weiss nicht, was da vorher drin war...

  • Hi,


    ich habe entsprechend dem SAE 20 ein 20W20 verwendet, solltest aber mit 15W40 keine Probleme haben. Ich habe 12l nachgefüllt dann hat der Stand am Meßstab gepasst. Hatte den Tank auch komplett ausgebaut.


    Beim Motorenöl hab ich auch 15W40 verwendet. Hab sogar mehr als die angegebenen 7,5l nachgefüllt, bis der stand gepaßt hat.


    Nächstes WE is noch mal bißchen Ventilspiel nachstellen, und dann Probefahrt angesagt. Laufen tut er schon. :D


    Hoffe deiner läuft auch bald wieder.


  • Hab mir extra morgen frei genommen. Es ist alles fertig :love: . Nur noch Öl und Dieselfilter neu und Betriebsflüssigkeiten auffüllen und auf gehts.


    Die Hydraulik hat auch einen Messstab? Wo genau sitzt der? Dann muss ich mir morgen beim Auffüllen keine Gedanken machen.


    Schönes Wochenende

  • Hi Chris,


    falls du den Hydraulikölmeßstab noch nicht gefunden hast, der sitzt auf der Oberseite vom Hydrauliktank.


    Hallo Torsten,


    nachdem ich wieder am Trecker war, hab ich schnell festgestellt, dass es nur die eine Schraube sein kann 8) .


    ____________________________________________________________________________________________________________


    Heute noch in einem sehr guten Betrieb gewesen, die tatsächlich alle Filter (Diesel-, Öl- und Hydraulikfilter) und alle Hydraulikschläuche auf Lager hatten :thumbup: .


    Und dann wars soweit: Diesel rein in den Tank, mittels Handpumpe Diesel ins System gepumpt, Leitungen oben ab und gestartet. Nachdem die Leitungen frei waren, sprang er nach weit über 10 Jahren Standzeit an! Alles total unauffällig, als hätte man das gute Stück erst gestern abgestellt...Wahnsinn.


    Ohne das Forum wäre es wohl bis heute nicht möglich geworden, deswegen möchte ich mich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken :!: .


    Ein kleiner Fehler hat sich dann aber doch eingeschlichen: aus einer Stößelstangenführung ölt es, da die Dichtung beim Einbau verrutscht ist...halb so wild.

  • Heute nach der ersten kleinen Tour kann ich sagen: der Trecker läuft super!


    Leider gabs auch schon den ersten kleinen Dämpfer. Die Hydraulik ist ohne Funktion. Ich vermute mal, dass die Hydraulikpumpe nicht fördert...das Ölreservoir ist 50 % voll. Gibt es da Erfahrungswerte, woran es genau liegen könnte?

  • Hi Chris,


    bei mir gings auch nicht am anfang. Aber wenn man den Hebel paar mal bewegt wirds mit der Zeit.


    Hatte heut auch Probefahrt mit knapp 2to hintendran. Lief alles super, hat super beschleunigt, durchgezogen und kein schwarzer Rauch. Auch aus der Kurbelwellenentlüftung kommt nix mehr.
    Auch die Hydraulik hat unser Sägewerk problemlos ausgehoben.
    Wenns so bleibt bin ich voll zufrieden.

  • Vielleicht klemmt da irgendwas ? lässt die Hydraulik sich denn bewegen bzw hoch heben?


    Habe heute die Funktion der Pumpe getestet. Die funktioniert einwandfrei, die Zu- und Rücklaufleitungen fördern auch die Flüssigkeit. Es kommt nur nichts im Zylinder hinten an.


    Die Hydraulik ist ganz leichtgänig und ich kann die auch per Hand hoch und runter drücken. Fühlt sich an, als wäre da kein Öl drin, weils sehr leichtgängig ist.


    Der Hebel in der Fahrerkabine geht mir auch fast schon zu "leicht"...aber habe keine Vergleichswerte, fest ist er wohl auch.


    Hi Chris,


    bei mir gings auch nicht am anfang. Aber wenn man den Hebel paar mal bewegt wirds mit der Zeit.


    Hatte heut auch Probefahrt mit knapp 2to hintendran. Lief alles super, hat super beschleunigt, durchgezogen und kein schwarzer Rauch. Auch aus der Kurbelwellenentlüftung kommt nix mehr.
    Auch die Hydraulik hat unser Sägewerk problemlos ausgehoben.
    Wenns so bleibt bin ich voll zufrieden.


    Wie lange gings am Anfang nicht? Der Motor wurde bei mir noch kaum warm, den Hebel hab ich schon gefühlte 30x betätigt (hoch, runten, hoch...)



    @ all: ich denke, das Regelventil ist fest/kaputt...oder gibts noch ne andere Möglichkeit? :pinch: